Donnerstag, 23. Mai 2013

Dritter Band, 1287. Die Minne des heiligen Emeram trinken - Zeno.org

1287. Die Minne des heiligen Emeram trinken.
[282] Coelestin Ratisb. polit. p. 471. – Ueber das Wort Minna in dieser Bed. s. Schmellers bayr. Wörterb. II., 593.

Von dem heiligen Macarius ist erzählt worden (Sagenb. I. 242) daß ihm sein Bischof befohlen, »zu Ehren des heiligen Kilian zu trinken.« Dieser Brauch, (am bekanntesten als Johannissegen) kam nicht selten vor, wie denn der Abt Cölestin von St. Emeram Nachgehendes aus der Geschichte seines Klosters berichtet.
Auf eine Zeit, als Kaiser Otto hieher nach Regensburg kommen, hat er sich vor seiner Abreis selbsten in unserm Kloster zu Gast geladen. Der Bischof so dazumalen auch noch die Abtei verwaltete, schätzte sich dies für eine besondere Gnad' und sparte keine Unkosten, den Kaiser nach Möglichkeit zu tractiren. Fürsten und Bischöf' samt andern hohen Standespersonen saßen bei der Tafel und Alles war fröhlich und wohlauf, insonderheit der Kaiser, daher er sich auch vor dem End der Mahlzeit mit diesem Sächsischen Sprüchwort vernehmen lassen: »Dessen Brod ich isse, dessen Liedl ich singe. Der heilige Bischof und Martyrer Emeramus hat uns anheut von seinen Gütern wohl gespeiset und getränket; so[283] gedunket es mich, billig zu sein, daß wir auch diese Mahlzeit in der Liebe des heiligen Emeram vollenden.« Befahl darauf, einander den Friedenskuß zu geben und aus dem darzu verordneten Gesundheitsbecher die Liebe des heiligen Martyrers zu trinken. Alle kamen dem Befehle des Kaisers mit Freuden nach bis auf einen einzigen Grafen, welcher, da ihm die Kraft des Weines schon den Verstand geschwächet, in diese Lästerung ausgebrochen: »Was! mit Nichten thu ich diesen Bescheid; Emeram hat nicht mehr Platz in meinem Bauch, denn Speis und Trank ist ihm vorkommen.« Diese Wort hatte der trunkene Graf nicht sobald ausgesprochen, als ihm von unsichtbarer Hand eine so ergiebige und wohlgemessene Maulschelle versetzet worden, daß er samt dem Sessel, darauf er an der Tafel gesessen, in den Saal gefallen. Worüber der Kaiser samt allen hochadeligen Gästen von Herzen erschrocken und sogleich nachfragen lassen, warum dies geschehen sein möchte. Als ihm aber einer seiner Diener die Ursach erzählet, hat er gleich Befehl ertheilet, alle Glocken in der ganzen Stadt zusammen zu läuten und solches Wunder jedermänniglich zu erzählen, dem heiligen Martyrer aber die Lästerung abzubitten, und noch selbigen Tages ein herrliches Te deum in der Klosterkirche zu halten. Von dieser Zeit an ist bei uns die löbliche Gewohnheit aufkommen, vor dem End' der Mahlzeiten die letzte Gesundheit mit diesen Worten zu trinken: »Es lebe Alles, was Sanct Emeram liebt und ehret!«
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 282-283.
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1852 - Schöppner Sagenbuch I - Älteste Sage von Regensburg - Zeno.org

102. Aelteste Sage von Regensburg.
[104] Aus des Hans Sachs »Lobgedicht auf Regensburg« in Verh. des hist. Ver. v.Q.u.R. Bd. IX., 1845, S. 5. Vgl. Andr. Presb. Chronik von Bayern in v. Freybergs Sammlg. hist. Schriften II., 374.

Regensspurg die alte berühmte Reichsstat
Tyberius Nero erbauet hat,
Ein Stiffsohn Kaysers Augusto,
Nachdem er ihn ausgesendet do
[105] Mit einem großen gerüsten Heer
Dem Feind zu thun stark Gegenwehr,
In der Norckhauer und Beyern Krieg.
Als nun man gewahn glücklichen Sieg,
Fing er an zu bauen die Stat,
Die erstlich nach ihm den Namen hat:
Tyberiana genennet wurd
Um die Zeit des Herrn Geburt
Jesu Christi unsers Heiland,
In der Gräntze, das Norca genannt,
Die lang hernach den Namen hat:
Quadrata die viereckigte Stat.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 104-105.
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1852 - St. Emmeram - in Schöppner, Sagenbuch

103. Sankt Emmeram.
[105] Von A. Schöppner. – Oefele II., 752. Hochwart I., c. 6. u.A.

Sankt Emmeram der Gottesmann ergriff den Pilgerstab,
Zu wandeln nach Italia zu der Apostel Grab.

O Heiliger! du wandelst fürbaß in deinen Tod:
Die bösen Geister wüten, die That der Hölle droht.

Des Bayernfürsten Tochter, die schöne Uta war
Der jungfräulichen Würde durch einen Ritter baar.

Was sollte sie beginnen? Schon reift der Sünde Frucht,
Bald wird von ihrem Vater der Sünderin geflucht.

Da keimt ein Rath der Hölle in ihrem Sinn empor,
O Gott die wahnbethörte, sie leiht ihm willig Ohr.

»Du trittst vor deinen Vater und klagst den frommen Mann,
Der jetzt gen Rom gepilgert, des Ehrenraubes an.

Wie kann's dem Pilger schaden, der fern von hinnen weilt,
Den nicht so leicht die Rache im fremden Land ereilt?«

Dem bösen Rathe folget die unglücksel'ge Maid,
So wird der fromme Bischof der Lasterthat gezeiht.

Wie das der Herzog höret, er traut den Ohren kaum,
Doch rasch gewinnt der Argwohn in seinem Herzen Raum,

Und wie ein Tiger wütet Landpert, des Herzogs Sohn:
»Weh dir, verfluchter Pfaffe! Du sollst empfah'n den Lohn!«

Es schwingt der Wutentflammte zur Stunde sich auf's Roß,
Mit Sturmeseile sauset hinaus der wilde Troß.

Und schäumend fliegen Reiter und Roß durch Flur und Wald,
Bei Helfendorf erjagen den heil'gen Mann sie bald.
[106] Da ward nicht lang gerichtet, da zuckten Schwerter blank,
Von Landperts Stahl getroffen der Heil'ge niedersank.

Er sank, den Blick zum Himmel erhoben mild und rein,
Um's Haupt der Unschuld Leuchten wie Abendsonnenschein.

Sein Blut, das reich geflossen, es ward ein Frühlingssaft,
Dem Baum der Christuslehre zu neuer Triebeskraft.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 105-106.
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1852 - Schöppner Sagenbuch I -26. Heidenschlacht Karls des Großen vor Regensburg

26. Heidenschlacht Karls des Großen vor Regensburg.
[28] Aus einem Lobgedicht von Hans Sachs in Verh. des hist. V.v.O.u.R. 1845, Bd. IX., S. 5. Arnpekh chron. l. II. c. 2. ap. Pez thes. anecd. T. III. Merian top. Bav. S. 55. u.A.

Kayser Carl der Groß genannt,
Der führt ein Krieg mit Taffilo,
Ein Herzog nennt Bayern also;
Ihm das ganz Bayerland einnahm.
Nachdem er auch für Regenspurg kam,
Thät mit den Hunnen ein Feldschlacht,
Ein große Summa der Feind umbracht,
Die von dem Kayser wurden erschlagen,
Auf's Kaysers Seiten auch etlich lagen,
Die man herrlich begraben hat
Zu St. Peters-Kirch vor der Stat.
Zu der Zeit Kayser Carl bezwungen,
In der Stadt Regenspurg alt und Jungen,
Daß sie den christlichen Glauben annahmen;
Ließen sich tauffen allesammen.

Dieser Sieg Karls des Großen über die Heiden vor Regensburg soll in der Gegend, wo das alte Schottenklösterlein Weihsanktpeter gestanden ist, errungen worden sein. Da wo gegenwärtig die gothische Gelübdsäule auf der sogenannten »Predig« sich erhebt, soll während des ungleichen Kampfes ein Engel dem Kaiser das Schwert überreicht, und hier und um die ganze südliche Seite der Stadt sollen 30000 christliche Ritter den Tod im Kampfe gegen die unzählbaren Heiden gefunden haben. Nach gewonnener Schlacht ließ der Kaiser die Leiber der in der ersten und zweiten Schlacht gefallenen Christen in einer großen Grube sammeln und über sie einen Hügel errichten, den man nachmals den Siegberg (collis victoriae) nannte.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 28.
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1852 - Schöppner Sagenbuch I - 117. Die drei Scharfrichter zu Regensburg

117. Die drei Scharfrichter zu Regensburg.
[116] Von F.J. Freiholz.Hormayr Taschenb. 1832. S. 377.

Zu Regensburg der Donaustadt
Es einstmal sich begeben hat
Daß drei Verbrechern auf einen Tag
Ihr Todesurtheil der Richter sprach.
Doch weil gerad zu jener Frist
Kein Scharfrichter da gewesen ist
So suchte man vor allen Dingen
Erst einen solchen aufzubringen.
Drum schrieb der hohe Rath sogleich
Die Botschaft aus im ganzen Reich
Daß männiglich erscheinen sollt
Wer des Scharfrichters Stelle wollt.
Es meldeten in kurzer Zeit
Sich drei zu dieser Stell bereit,
Und jeder gelobt' mit hohen Schwüren,
Er könnt' am besten das Richtschwert führen,
Da faßt ein hoher Rath den Schluß
Daß Jeder sich erst zeigen muß
Weil's drei Verbrecher zu gutem Glück,
Langt's auch für Jeden ein Meisterstück.
Als nun der Probetag erschien
Strömt alles Volk zur Richtstatt hin,
Gefüllt mit Menschen sind die Gassen
Will Kein's das Schauspiel gern verpassen. –
Und stolz mit siegsgewissem Schritt
Der Erste das Gerüst betritt,
Mit sorglos unbefangnem Blick
Besieht er des armen Sünders Genick;
Flugs langt er in die Tasch hinein
Bringt heraus einen Röthelstein,
Fährt damit um den Hals im Ring
Der so einen rothen Strich empfing
Dann hebt er hoch das scharfe Schwert
Das risch des Sünders Hals durchfährt:
Wie er den rothen Ring gezogen,
So ist das Haupt vom Rumpf geflogen. –
Der Zweite naht' dann mit Bedacht
Hat nicht der gaffenden Menge Acht,
Ihm dünkt es schier als stünd er oben,
Zur Kurzweil seine Kunst zu proben,
Des armen Sünders nackter Hals
Scheint ihm ein Krautstängel allenfalls;
Zwei Fäden aus der Tasch er bringt,
Die er fest um den Hals ihm schlingt
[117] So nah zusammengerückt die beiden
Daß man sie kaum konnt unterscheiden;
Er prüft sein Schwert ob's scharf genug,
Dann holt er aus zum Todeszug
Und zwischen den Fäden in der Mitten
Hat er des Sünders Hals durchschnitten,
Am Kopf und Rumpfe kann man traun
Noch unverletzt die Fäden schau'n. –
Als das Gerüst der Dritt' besteigt
Ein Zweifel durch alle Lippen schleicht:
Wie soll denn dem der Sieg verbleiben,
Nicht höher kann die Kunst er treiben?
Ihm aber schien es ganz gewiß
Daß Keiner ihm den Sieg entriß;
Den Blick hat er emporgewandt,
Und mit dem Schwerte spielt die Hand,
Die zwei Gesellen eilen bei,
Zeigen ihm Kunstgriffe mancherlei,
Und suchen ihm mit falschen Tücken
Den ruh'gen Sinn wohl zu berücken,
Doch er schwingt rasch sein treues Schwert,
Das wie ein Blitz die Luft durchfährt,
Ab haute er mit einem Streich
Die Köpfe allen Drei'n zugleich.
Er hatt' das beste Stück vollbracht,
Und sich des Amtes werth gemacht.
Ob er's erhielt, das weiß ich nicht,
Weil davon nichts die Sage spricht.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 116-117.
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1852 - Schöppners Sagenbuch, Erster Band, 114. Das Männlein am Dome zu Regensburg

114. Das Männlein am Dome zu Regensburg.
[114] Ertl relatt. S. 98. Coelestin Ratisp. pol. S. 197. Die steinerne Brücke zu Regensburg. Stadtamhof 1821. S. 12. J.R. Schuegraf a.a.O. II., 56 u.A.

Wer dieses Männlein nicht gesehen hat, ist nicht zu Regensburg gewesen. Dasselbe befindet sich am äußern Chor gegen Norden, unweit[115] des Eselsthurmes1, hält einen Topf über den Kopf und steht im Begriffe, sich herabzustürzen. Dieses Männlein stellt den Dombaumeister vor, der mit dem Baumeister der steinernen Brücke eine Wette machte, daß derjenige, welcher seinen Bau früher vollendete, dem Besiegten eine Leibesstrafe auflegen dürfte. Als die Brücke nun früher vollendet war, so ließ ihr Baumeister dem Dombaumeister zum Hohne auf einem Häuschen in Mitte der Brücke ein steinernes Männchen setzen, welches, die eine Hand über die Augen haltend, und gegen den Dom schauend, in der andern einen Zettel mit der Inschrift hielt: »schuck, wie heiß.« Wegen dieses Schimpfes gerieth der Dombaumeister in Verzweiflung und stürzte sich jählings vom unvollendeten Dome herab.
Fußnoten
1 Eselsthurm, weil in ihm ein Weg ohne Treppen hinaufführt, worauf beim Dombaue die Steine durch Esel hinaufgetragen worden.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 114-115.
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Erster Band, 112. Heinrichs des Heiligen Stuhl zu Regensburg - Zeno.org

112. Heinrichs des Heiligen Stuhl zu Regensburg.
[113] Ertl relatt. cur. Bav. S. 87.

Kaiser Henricus der Zweite, Herzog in Bayern, hat sich nit geschämt, zu Regensburg in den öffentlichen Prozessionen mit entblößtem Haupt und Füßen das heilwerthe Kreuz voranzutragen. In den von ihm erbauten Klöstern, vierundzwanzig an der Zahl, welchen er vor dem Kirchenportal jedem einen andern Buchstaben aus dem Alphabet, etliche Pfund feines Gold schwer, eingraben lassen, hat er zum öftern mit den Ordensbrüdern zu psalliren und die Lectiones mit heller Stimm abzulesen sich gewürdiget. Als er auf eine Zeit zu Abach ober Regensburg an der Donau seinen Aufenthalt genommen, pflegte er alle Nacht von diesem Ort zehntausend Schritte weit nach der Stadt auch im strengsten Winter zu gehen und allda in St. Emmerams Gotteshaus mit andern Ordensmännern die Metten zu singen. Man sieht noch bis auf diese Stund einen sehr großen Stein als Sessel ausgehauen, auf welchem der damals noch junge Fürst auszuruhen gepflegt, bis die Kirchenthore eröffnet worden, welchen Dienst mehrmalen die heiligen Engel verrichtet, damit er desto ehender seiner Andacht abwarten konnte.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 112-113.
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1852 - Schöppner Sagenbuch I -107und 108, jeweils "Der Dollinger"

107. Der Dollinger.

Von Adelh. v. Stolterfoth.

Nach Regensburg am Donaustrand
Kam einst ein Riese hingerannt;
Craco war er geheißen
Und trug einen Helm von Eisen,
Der hat gewogen zwanzig Pfund;
Sein ehrner Schild war groß und rund,
Sein breites Schwert drei Ellen lang,
Ein Baum die Lanze, so er schwang,
Und einen Panzer hatt' er an,
Da stunden spitze Schuppen d'ran.
Sein Koller war ohn' alle Zier,
Die Haut vom Elephantenthier.
Der Ries' war gräulich anzuschaun,
Und Keiner mochte sich getrau'n
Mit ihm zu halten einen Reih'n,
Weil er ein Zaub'rer sollte sein,
Gefei't und fest, so wunderbar,
Als einst zu Worms Herr Siegfried war.
Da trieb er denn mit Allen Spott,
Schlug Mensch und Vieh, verlästert' Gott,
Und forderte den Kühnsten 'raus,
Mit ihm zu kämpfen blut'gen Strauß.
Doch alle Recken blieben stumm
Und wandten ihre Häupter um.
Darüber höhnte Craco sehr,
Rief: »keinen Tapfern gibt es mehr
In Kaiser Heinrich's ganzem Heer!«
Dies freche Wort aus Heidenmund
Ward auch dem Hans Dollinger kund;
Der aber saß in Kerkerhaft,
Weil er Verrath am Herrn geschafft.
Da ließ er nun ihn bitten sehr,
Daß er ihn doch um Deutschlands Ehr'
Sollt' aus dem Kerker lassen geh'n
Mit Gott den Zweikampf zu besteh'n;
Gleich käm' er wieder dann zurück,
Erwartend sein verdient Geschick.
Als nun der tapfre Kaiser hört,
Daß der allein den Kampf begehrt,
Sn läßt er gleich ihn freudig los,
Gibt ihm ein Roß auch, stark und groß,
Und ehr'nen Schild und blankes Schwert;
Doch was zumeist im Kampf ist werth,
Das bringt der Ritter selber mit –
Der Andre ließ ihn warten nit.
Und als nun die Trommet' erklang,
Ein Jeder seine Lanze schwang.
Die Rosse bäumten sich empor,
Den Bügel Dollinger verlor,
Er stürzte nieder in den Sand,
Erhob sich aber gleich gewandt.
D'rauf nahm man andre Lanzen an,
Doch Keiner hat was Rechts gethan.
Das Drittemal mit Löwenkraft
Schwingt Dollinger der Lanze Schaft,
Die saust dem Riesen durch's Visier
Und theilet Helm und Schädel schier.
Da jubeln alle Franken laut,
[110] Und Alles auf den Sieger schaut;
Der aber kniet und danket Gott,
Daß er gesiegt ob Heidenspott.
Dann macht er wieder sich bereit,
Zu geh'n in Kerkernacht und Leid.
Da ruft der Kaiser: »Hans, wohin?
Ich hab' von Herzen dir verzieh'n:
Zieh' nur dem Feind die Waffen aus
Und häng sie in ein Gotteshaus.«
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 109-110.
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108. Der Dollinger.

Von Franz Schmidt.

Wer denkt wol auf dem Heidplatz im grauen Regensburg
Noch, wie der Heide Craco wild ritt die Straßen durch.
Mit rohem Hohngelächter rief er: all Christenkind
Bewähr mit mir im Kampfe, was Christengötter sind.
Er kam an Körperlänge nah einem Reiterspeer,
Gleich einer Hand an Breite war seine Seitenwehr.
Die Haut vom Elephanten umzog ihm Hals und Brust,
Er schwang die Eisenstange, als übt er Jägerlust.
Es dröhnten bang die Straßen von seines Rosses Huf,
Es weinten Kind und Mutter, erscholl sein Todesruf.
Da klirrten auf die Riegel von eines Bürgers Haus –
Es ritt hervor mit Muthe Hans Dollinger zum Straus.
Sie haben hart gerungen, mit Stoßen, Hieb und Stich,
Bis Hansens Adern floßen, und er wie leblos wich.
Es scholl der Heiden Jubel, bang schwieg die Christenschaar –
Als zwischen beiden Streitern man ward ein Kreuz gewahr
Von frommer Hand erhoben, wie Mondenflimmerlicht.
Da bäumt sich Cracos Märe, und seine Lanze bricht.
Vom Christenspeer getroffen sank er erblaßt und schrie:
»Daß ich der Christen Götter zum Kampf gefordert nie!«
Ihr Regensburger Bürger, die ihr am Heidplatz wohnt,
Merkt euch, wie Gottvertrauen stets unser Heiland lohnt.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 110.
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1852 - Schöppner Sagenbuch I - Das Evangelienbuch von St. Emmeram

105. Das Evangelienbuch von St. Emmeram.
[107] Codex aureus zu München. Arnolf de mir. B. Emmer. I., 6. Ertl rel. II., 125. Hund metrop. I., 191. Oefele I, 548. P. Colom. Sanftl's Abh. Regensburg 1786. Vat. Mag. 1841. S. 229 u.A.

Nach alter Sitte zog der König Conrad nach St. Emmeram, um zu beten an den Gräbern seiner Vorfahren im Reiche, der beiden letzten Carolinger, Arnulf und Ludwig. Er legte den zehnten Theil des Regensburger Zolles als Seelgeräth auf den heiligen Altar. Gleichwohl führte er, von einem gelehrten Hofkaplan angeregt, im Schilde, dem Kloster seine schönste Zierde zu rauben, das kostbare Evangelienbuch, das Karl der Kahle nach St. Denys geschenkt hatte, und das darauf nach St. Emmeram gediehen war. Die Mönche, fürchtend die mächtige Bitte, fragten Tuto, den Bischof. Der befahl ihnen, das Buch auf den Altar zu legen, und sprach zum Könige: »Der, so dies Buch dem Kloster entzieht, den wird der Heilige zu Rede stellen am großen Tage des jüngsten Gerichtes, wenn ihn nicht früher noch des Himmels Strafruthe züchtiget.« Der König, der unsanften Mahnung zürnend, befahl das Buch gleich vom Altar zu nehmen, verließ das Gotteshaus und stieg zu Pferde. Die Trabanten reichten ihm das Kleinod. Aber er fühlte plötzlich einen so nagenden Schmerz in den Eingeweiden, daß er augenblicklich vom Pferde mußte, mächtig gerührt in sich ging und das Buch wieder zurücktragen ließ. Doch blieb ihm ein beständiges Nachgefühl dieses Wehes bis an seinen, nur zwei Jahre darauf, zwei Tage vor der Weihnachtsfeier, erfolgten Tod. – Dem Bischof Tuto aber ging das Wunder, so er gewirkt, und seines Fluches rasche Erfüllung nicht minder zu Herzen. Er ließ St. Emmeram einen Altar von Goldblech machen und durch einen berühmten Meister aus Griechenland mit Perlen und Edelsteinen gar herrlich verzieren. Das Buch aber ziert jetzo König Ludwigs Bücherschatz in München.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 106-107.
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1852 - Schöppners Sagenbuch Zweiter Band, 567. Maria Ort



Schöppner, Alexander, Sagen, Sagenbuch der Bayerischen Lande, Zweiter Band, 567. Maria Ort - Zeno.org





Schöppner, Alexander
Sagen
Sagenbuch der Bayerischen Lande
Zweiter Band
566. Prüfenings Ursprung
567. Maria Ort
568. Das erst Kloster in Bayrn und ganzem Teutschland

567. Maria Ort.

[122] J. Spörl (Verhandl. des histor. Ver. für Niederb. II., 30.) Gumppenbergs Marian. Atlas teutsch IV., 168. Unterhaltungsblatt (Münchner) 1851, Nr. 44.



Als Leo IV., Kaiser im Morgenland, die Verehrung der Heiligenbilder verbot, auch dieselben auf jede Weise zerstören ließ, da ward unter andern auf seinen Befehl ein schönes Bildniß unser lieben Frauen zu Konstantinopel in's Wasser geworfen. Dasselbige Bild gelangte auf einem Wachholderstrauche von Konstantinopel die Donau aufwärts bis zur Mündung der Nab. Wie nun die Bewohner der Gegend solches Wunder gesehen, beschloßen sie, dem Bilde zu Ehren ein Kirchlein jenseits der Nab bei ihrem Dorfe zu bauen; allein wunderbarer Weise wurde zur Nachtszeit Mauer und Balkenwerk über die Nab dahin getragen, wo heutzutage die Kirche steht, und so der Wille Gottes den frommen Bauleuten kund gethan.

Die Sage findet sich auf Fresko- und Oelgemälden in der Kirche Maria Ort dargestellt. Eine neben dem Thurme der Kirche in einem steinernen Kessel befindliche Wachholderstaude dient ihr als Wahrzeichen zu mehrer Beglaubigung.


Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 122.

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1852 - Schöppners Sagenbuch, Zweiter Band, 554. Sankt Mang zu Stadt am Hof




Schöppner, Alexander
Sagen
Sagenbuch der Bayerischen Lande
Zweiter Band
553. Die Kirche in Pielenhofen
554. Sankt Mang zu Stadt am Hof
555. Sagenhaftes Alter von Regensburg

554. Sankt Mang zu Stadt am Hof.

[108] Wening Top. Bav. IV., 112.



Dieses Kloster führt den Namen St. Mang, weil, wie die gemeine Sag geht, um das Jahr 1134 der heilige Beichtiger und Abt Magnus in Gestalt eines ehrwürdigen alten Mannes und der heilige Erzengel Michael in Gestalt eines schönen Jünglings zu Regensburg am Gestad der Donau erschienen und von dem Schiffmann, welcher die Ankommenden überzuführen pflegte, nach Stadt am Hof geführet zu werden begehrt. Obwohl hierauf der Schiffmann ihnen dieses ihr Begehren anfänglich abschlug, seine Mattigkeit und die bereits anbrechende Nacht vorschützend, so hat er sie doch endlich, da sie ihm eröffnet, wer sie wären, mit geziemender Ehrerbietung in sein Schiff genommen und übergesetzt; darnach ihm beide Heilige befohlen, daß er sich zu einem nahgesessenen Mann Namens Berchtoldus verfügen und in ihrem Namen für seinen Schifflohn ein Mastschwein sammt einem Metzen Korn abfordern solle, welches Alles Berchtoldus nicht allein alsobald abfolgen, sondern auch an seinem eigenen Wohnplatz zu Ehren des heiligen Magni eine schöne Kapelle erbauen lassen.


Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 108.

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1852 - Schöppners Sagenbuch Zweiter Band, 555. Sagenhaftes Alter von Regensburg




Schöppner, Alexander
Sagen
Sagenbuch der Bayerischen Lande
Zweiter Band
554. Sankt Mang zu Stadt am Hof
555. Sagenhaftes Alter von Regensburg
556. Wie der hl. Emmeram einen Greis von der Sünde führte

555. Sagenhaftes Alter von Regensburg.

[109] Rohner Ratisbona novantiqua p. 5. C.T. Gemeiner's Reichsstadt Regensburgs Chronik S. 6. Chr. G. Gumpelzhaimer Regensburgs Geschichte, Sagen und Merkwürdigkeiten I, 12.



Nach uralten Volkssagen ist Regensburg schon zu des Altvaters Isaaks Zeiten ein Wohnsitz alter deutscher Könige gewesen. Auch behaupteten die Juden, welche im Jahr 1519 aus Regensburg vertrieben worden, daß ein Theil ihrer Nation, nachdem sie in die syrische Gefangenschaft gerathen, in die hiesigen Gegenden und namentlich nach Regensburg, welches dazumal Germansheim geheißen haben solle, geführt worden wäre und sich alldort niedergelassen hätte. Deßgleichen behaupteten die Juden zu Regensburg schon im Jahre 1277 vor Kaiser Friedrich zu Linz in ihrer Verantwortung wider die Regensburger, sie hätten in selbiger Stadt auf die 1800 Jahr lang ihre Wohnung gehabt. Nach einer anderen Sage sollen die Juden von Jerusalem zur Zeit der Kreuzigung Christi ein Sendschreiben an die Juden nach Regensburg gesendet und selbe aufgefordert haben, sich zu freuen, daß sie Jesum getödtet hätten, und den ganzen Verlauf beschrieben haben.


Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 108-109.

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1852 - Schöppners Sagenbuch Zweiter Band, 557. Irmensul am Peters-Thore zu Regensburg



Schöppner, Alexander, Sagen, Sagenbuch der Bayerischen Lande, Zweiter Band, 557. Irmensul am Peters-Thore zu Regensburg - Zeno.org



Schöppner, Alexander
Sagen
Sagenbuch der Bayerischen Lande
Zweiter Band
556. Wie der hl. Emmeram einen Greis von der Sünde führte
557. Irmensul am Peters-Thore zu Regensburg
558. Die Mähr vom Portal zu Sankt Jakob

557. Irmensul am Peters-Thore zu Regensburg.

[111] Von J.A. Pangkofer nach einem alten M.S.



Vorm Thore zu Sankt Peter

Auf dreigestuftem Stuhl

Ragt eine Bildersäule,

War eine Irmensul.


Wie die gestürzt in Sachsen

Der Kaiserheld Karol,

Die unser hat er wandelt

Zu christlichem Symbol.


Und wie sich das begeben

's ist tausend Jahre her

Gar seltsamlich verkündet

Horcht, eine graue Mähr.


Geheim anbeten Heiden

Im nahen Eichenhain,

Von Irmensul getragen,

Ein Bild aus schwarzem Stein.


Bei Tag war stets verschwunden

Das Bild durch Zaubermacht

Drum pflogen sie des Dienstes

Auch nur um Mitternacht.


Der Kaiser kam und hörte

Davon mit frommem Zorn,

Und Untergang den Götzen

Hat alsobald geschwor'n.


Vergebens doch zwei Nächte

Er stürmt den Erkla-Wald,

Der Sturm am Höllenzauber,

Am tödtlichen abprallt.


Neunzehntel seiner Kämpen

Am Morgen lagen todt,

So daß er zählt am dritten

Nur Zehn im Morgenroth.


Doch einem Held wie Karol

Gar nie der Muth entweicht,

Drum aus mit seinen Zehen

Zum drittenmal er zeucht.


Das war ein wüthend Stürmen,

Und überall umsunst,

Schon alle Zehne liegen

Im Blut durch Götzenkunst.


Vertrauend da der Kaiser

That kühn und mächtig schrei'n:

»Herr Gott, verlaß Dich selbst nicht,«

Und warf sich in den Hain.


Nun prasselte in Flammen

Der ganze Wald empor,

Das Bildniß stürzte nieder,

Das unbesiegt ehvor.


Die Heiden, festgebannet

Das Feuer hat verzehrt,

Das wundersam dem Kaiser

Kein Härelein verzehrt.


Er Heil'genbilder schlagen

Ließ aus der Irmensul,

Das Grab ward der Gefallnen

Der neuen Säule Pfuhl.


Und bei der Säule immer

Man Christum pred'gen ließ,

Darob die Irmensule

Seit Pred'gersäule hieß.


Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 110-111.

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Die Mähr vom Portal zu Sankt Jakob - Zeno.org

Schöppner, Alexander



Sagen
Sagenbuch der Bayerischen Lande
Zweiter Band
557. Irmensul am Peters-Thore zu Regensburg
558. Die Mähr vom Portal zu Sankt Jakob
559. Gründung des Schottenklosters zu Regensburg

558. Die Mähr vom Portal zu Sankt Jakob.

[112] Von d. vor., nach ders. Quelle.



Das Kloster zu Sankt Jakob

Ist ein uralter Bau,

Doch dran wie alt die Pforte

Gar Niemand wußt' genau.


Ein Sagenbuch urältest

Von einer Mähre raunt,

Die gleich nach Römertagen

Verblüffet ward bestaunt.


Aus Wälschland nach Regina

Siedelt ein Meißler um,

Getaufet, doch zwiespaltig

Ob Heid- und Christenthum.


Und der ein Werk, ein steinern,

Vom Geist gequält begann,

Der Zwiespalt seiner Seele

Sich spiegelte daran.


Sich zwei Gesellen meld'ten

Bei ihm zu gleicher Zeit,

Der Eine kam von Osten

Aus Norden kam der Zweit'.


Der Eine, blond und lieblich,

War im Gewerk ein Talk,

Der Ander' schwarz und düster

Gewandt, doch sehr ein Schalk.


Und lang mit ihrem Meister

Des Steinwerks pflegen sie,

Das, wie wir's da bestaunen

Gar sonderbar gedieh.


Aus Heiligen und Fratzen,

Aus Mensch- und Thiergestalt

Ein seltsamlich Gemische

Uebt's neckende Gewalt.


Der Blonde schuf am Tage

In Einfalt manig Bild,

Dieweil in den Tafernen

Der Schwarze zechte wild.


Mittnächtlich kam der Schwarze

Erbosten Eifers voll,

Und meißelte dazwischen

Grimassen grell und toll.


Und stets sich mühte wieder

Der Meister lobesam,

Daß zwischen Höll und Himmel

In's Werke Eintracht kam.


So ging es manche Jahre

Bis ward in blut'ger Nacht

Das Römervolk der Veste

Verjagt und umgebracht.


Während des Völkerkampfes

Ein Zweiter sich begab,

Auch in des Steinmetz Hütte,

Die ward des Meisters Grab.


Die Lehrling stritten wüthig,

Zerstörend ihr Gewerk,

Was, scheltend abzuwehren,

Nicht reicht des Meisters Stärk.


Sie schleudern nach den Köpfen

Werkstücke als Geschoß,

Dem Meister, der dazwischen,

Wird Steinigung zum Loos.


Die Hütt' mit Brand verlodernd

Einstürzt, ein Kohlenhauf,

Ein Lehrling fährt zur Tiefe,

Ein Lehrling himmelauf.


[113] Sechshundert Jahre rollen

Grau'nhaft die Zeitenbahn,

Da kommt vom Land der Scoten

Ein Mönch, heißt Marian.


Für sich und seine Flüchtling,

Er baut ein Klösterlein,

Grundgrabend, siehe, findet

Bildtrümmer aus Gestein.


Als weiser Mann begreift er,

Durch einen Traum belehrt,

Erfreut der reichen Bilder

Symbolisch tiefen Werth.


Baumeisterlich er stellet

Die Säul'n und Bögen auf,

Verwendet d'rein die Bilder

Als Stützen und als Knauf.


Die Pfort' in das Gemäuer

Mit reicher Gliederung

Eintieft er, überwölbet

Von vieler Bogen Schwung.


Links d'ran und rechts dreigadig

Die Flügel breitet er,

Tiefst unten drin einfeldert

Die Fratzen voll Gezerr.


Der Einfalt Bilderspiele

Er säulenreihig fügt

In's mittlere Gestöcke,

Und d'rob die Bogen wiegt.


Das Werk des Meißelmeisters

Als seiner Schöpfung Kern,

Läßt prangen er zu oberst,

Die Zwölfe mit dem Herrn.


So stellt die Bilderfügung

Dazu des Meisters Ruhm,

Ob Welt und Höllen streiten

Im Sieg das Christenthum.


Des Meißlers Geist gebannet

Ist an sein Werk gewest,

Durch seines Werks Verständniß

Der Meister ward erlöst.


Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 111-113.

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1852 - Schöppner Sagenbuch II, 559 zur Gründung des Schottenklosters zu Regensburg

Aus zeno.org
Schöppner, Alexander
Sagen
Sagenbuch der Bayerischen Lande
Zweiter Band
558. Die Mähr vom Portal zu Sankt Jakob
559. Gründung des Schottenklosters zu Regensburg
560. Wie Brzetislaus Juditha aus Regensburg entführt

-------------

559. Gründung des Schottenklosters zu Regensburg.

[113] Nach Aventin, Adlzreiter u. A. Gemeiner's Regensb. Chronik I., 176. Gumpelzhaimer I., 228. Ried hist. Nachr. von dem 1552 demolirten Schottenkloster Weih. St. Peter zu Regensburg, 1813.

Aus Schottland kam ein heiliger Mann, genannt Marianus, mit sechs Gefährten nach Regensburg. Dort fand er im Frauenstifte Niedermünster gastliche Aufnahme und besorgte dafür Abschriften der heiligen Bücher. Bald ward der gelehrte und fromme Fremdling überall beliebt. Das erregte den Neid seines Gefährten Murcherad. Dessentwegen beschloß Marian, Regensburg zu verlassen und nach Rom zu pilgern. Da träumte ihm zuvor, er solle den Pilgerstab ergreifen, aber dort bleiben, wo ihn unter Wegs der erste Strahl der Sonne bescheinen würde. Also zog[114] Marian früh Morgens mit zweien seiner Genossen von dannen. Der Weg führte sie bei der Kapelle in Wihen oder Weih St. Peter vorüber. Sie gingen hinein, Gott um Segen zur Reise zu bitten. Während sie noch andächtig beteten, fiel ein freundlicher Lichtblick der Sonne durch's Fenster. Entzückt ruft Marian: »Dies ist der Ort, hier will ich leben und sterben!« Das er fuhr die Aebtissin von Obermünster, wohin die Kapelle gehörte und erklärte sich bereit, dem frommen Marian die Kirche unter Vorbehalt des Grundeigenthums abzutreten. Ein reicher Bürger, Bezelin, half durch reiche Beisteuer zum Bau des Klosters, in welches Marian mit seinen Genossen einzog, im Jahre des Herrn 1075.


Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 113-114.

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Schöppner, Alexander, Sagen, Sagenbuch der Bayerischen Lande, Zweiter Band, 559. Gr�ndung des Schottenklosters zu Regensburg - Zeno.org

1852 - Der Teufel als fahrende Hexe - Reichstag 1606 - aus Schöppners Sagenbuch

Schöppner, Alexander, Sagen, Sagenbuch der Bayerischen Lande, Zweiter Band, 563. Der Teufel als fahrende Hexe - Zeno.org
563. Der Teufel als fahrende Hexe.
[119] Nach der Elsberger'schen Chronik.

Auf dem Reichstage, so 1606 zu Regensburg gehalten ward, soll sich nachfolgender erschrecklicher Casus begeben haben. In der Wallerstraße bei Herrn Georg Freißlich, Vormundamts-Assessor, wohnte der Kanzler des Bambergischen Abgesandten. Derselbe sah eines Abends zum Fenster hinaus und gewahrte zwei fahrende Jungfrauen von ungemeiner Schönheit, die in der Gasse auf- und abwandelten. Alsbald ließ er sie durch seinen Diener zu sich invitiren, haben auch nit lange Widerrede gethan und sind gekommen. Nachdem er eine Zeit lang seine Kurzweil mit ihnen gehabt, offenbarte sich die Eine plötzlich als der Teufel selber und setzte mit gräulicher Erscheinung den Kanzler dergestalt in Furcht, daß er sich, um seinen Kragen zu salviren, mit Leib und Seele verschrieben. Ward später zu Bamberg in die Hexen-Inquisition mit hineingezogen, wo er dann auf der Tortur bekannt, daß zwei Burger von Regensburg, nämlich sein Hauswirth Herr Freißlich und Hans Lehner, Münzmeister, um den Fall gewußt und auch schon mit solchen Dingen umgegangen, wie sie ihn dann, als er einmal mit ihnen zur Donau spazieren ging, im Namen des Teufels getauft und also in die höllische Bruderschaft aufgenommen[120] hätten. Der Bischof von Bamberg schrieb dieser zwei Burger wegen gen Regensburg und notifizirte einem ehrbaren Rathe die Sache. Waren aber beede schon todt und begraben, und hat man gegen ihre Leichname nichts vorgenommen. Doch ist dieses denkwürdig und gleichsam eine Anzeige der Strafe Gottes gewesen, daß alle beede vor ihrem Ende am Leibe den kalten Brand erlitten und ihnen von den Wundärzten etliche Glieder abgenommen werden mußten. Raselius schreibet, er habe solches mit eigenen Augen gesehen.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 119-120.
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1853 - Die dicke Agnes - aus Schöppners Sagenbuch

Schöppner, Alexander, Sagen, Sagenbuch der Bayerischen Lande, Zweiter Band, 562. Die dicke Agnes - Zeno.org


562. Die dicke Agnes.
 Erz. von Adalb. Müller (Braun u. Schneiders Hauschronik I., 9.).

Als man zählte nach des Herrn Geburt fünfzehnhundert Jahre und noch zehn darüber, lebte in der alten und weltberühmten Freistadt Regensburg die Tochter eines Blechschmiedes, welche man insgemein das »Liebfrauenbildlein« benamste, sintemal sie über die Massen schön war von Antlitz und Gestalt. In der Taufe hatte man ihr den Namen Klara beigelegt, und als sie herangewachsen, pflog sie der Gottesfurcht und Ehrbarkeit, wie es einer feinen Jungfrau ziemt.


An einem Sonntage, als sie aus der Frühmesse heimkehrte, begab es sich, daß ihr ein stattlicher Junker in den Weg kam; der war in Sammt und kostbares Rauhwerk gekleidet und trug auf der Brust eine schwere goldene Kette und auf dem Haupte ein Barettlein mit wehendem Federschmucke. Und wie er des holdseligen Mägdleins ansichtig wurde, blieb er stehen und schaute ihr fast betroffen längs der Straße nach, bis sie um die Ecke ging.

1853 - Lies Herrel, der Geist von Regensburg

Schöppner, Alexander, Sagen, Sagenbuch der Bayerischen Lande, Zweiter Band, 561. Lies Herrel - Zeno.org

561. Lies Herrel.
[115] Onsorg Chron. Bav. ap. Oefele I., 367.

Um Jakobi des Jahres 1371 erschien zu Regensburg ein Geist, welcher nicht gesehen, aber deutlich gehört werden konnte. Als er unter andern von wegen der Pest, welche damals regierte, befragt worden, sagte er Nichts als diese Worte: Was fraget ihr, da Gott selbst seiner Mutter nicht alle Geheimnisse offenbaren wollte. Darauf wurde er von jenen, welche vertrauter mit ihm waren (qui ei familiares fuerunt), noch einmal befragt, und antwortete: Ho! seht ihr nicht die Eitelkeit und Habsucht dieser Welt, die Gott nicht ungestraft lassen will. Er sagte den Ausgang des Streites der bayerischen Herzoge mit Karl wegen Brandenburg, sowie viele andere Dinge voraus. Einmal goß er ungesehen die Milch aus einem Gefäße in Gegenwart vieler Leute. Jemanden, der gesagt hatte: man müsse keine Furcht vor ihm haben und dem Teufel keinen Glauben schenken, schlug er so heftig auf die Nase, daß reichliches Blut ausströmte. Er wollte nicht anders als Lies Herrel genannt sein. Einmal sagte ein frommer Priester zu ihm: Lies Herrel, gib mir deine Hand! worauf jener: ich will nicht. Als der Priester weiter fragte: warum willst du denn nicht? antwortete der Geist: es würde dir so erschrecklich sein, daß du es nicht aushalten könntest. Ein mit ihm sehr vertrautes Mägdlein fragte: warum er vor andern gerade in ihr Haus gekommen wäre? Jener gab zur Antwort: Ich that es deinetwillen, denn[116] wäre ich nicht gekommen und hätte dich gewarnt, so hätte dich ein Gewisser (den er mit Namen nannte) verführt, und du hättest das Kind nach der Geburt getödtet, woraus großes Uebel für dich entstanden wäre. Als er befragt wurde, ob er ein Engel oder ein Teufel sei, war die Antwort: keines von beiden, sondern der Bote eines Engels.
Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 115-116.
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1852 - aus Schöppners Sagenbuch - Wie Brzetislaus Juditha aus Regensburg entführt

Schöppner, Alexander, Sagen, Sagenbuch der Bayerischen Lande, Zweiter Band, 560. Wie Brzetislaus Juditha aus Regensburg entführt - Zeno.org


Schöppner, Alexander
Sagen
Sagenbuch der Bayerischen Lande
Zweiter Band
559. Gründung des Schottenklosters zu Regensburg
560. Wie Brzetislaus Juditha aus Regensburg entführt
561. Lies Herrel

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560. Wie Brzetislaus Juditha aus Regensburg entführt.
[114] Pfeffinger Vitriar. illustr. I., 501. Gemeiner's Regensb. Chronik I., 154. Crusius Schwäb. Chronik I., 427. C.v. Falkenstein Kaisersagen etc. S. 120.


Zu Regensburg lebte eine überaus schöne Nonne, Judith geheißen. Sie war die jüngste Tochter eines Grafen vom Rheine, genannt Otto der Weise. Brzetislaus, Herzog zu Böhmen, vernahm die Kunde von der hohen Schönheit der Nonne. Eine ungestüme Lust, sich von der Wahrheit derselben zu überzeugen, ward in ihm rege. Still rüstete er daher eine Zahl Gewappneter, ließ seinem Vater, Herzog Ulrich, hinterbringen, daß er zur Uebung ritterlicher Tugenden sich an den kaiserlichen Hof begebe, und zog rasch gen Regensburg hinaus. Als der Herzog zum Kloster gelangte, umstellte er es mit seinen Getreuen, und wie der Gottesdienst anhub, drang er in dasselbe ein. Seinem Späherauge entging die Grafentochter nicht, bald erblickte er sie, welche dem männlich wohlgestalteten Jüngling einen vollen Blick ihrer Schönheit gewährte; und von Liebe hingerissen, ergriff er die Nonne, eilte mit ihr aus der Kapelle, hob sie auf sein muthiges Roß und entfloh.

Die Klosterdiener aber waren ihm nachgeeilt und hatten eine mächtige Kette vor das Thor gespannt, zu verhindern die Flucht des Nonnenräubers. Da riß Brzetislaus sein Schwert heraus, spaltete die Eisenkette in der Mitte von einander, indeß sein Gefolge tapfer sich durch die andringenden Klosterknechte schlug und ihm nachfolgte. Mit der Entführten glücklich[115] in Böhmen angelangt, meldete der Herzog seinem Vater das Abenteuer, und wie gnadenvoll ihn Gott beschirmt und erhalten habe, und erhielt die schöne Judith zur Gemahlin. Graf Otto beklagte sich heftig beim Kaiser über die gewaltthätige Handlung des Brzetislaus. Kaiser Konrad begnadigte zwar den jungen Herzog, befahl ihm jedoch, Böhmen zu verlassen, und sich mit seiner Gemahlin nach Mähren zu begeben, welches Land Herzog Ulrich seinem Sohne schenkte. Dies geschah anno 1026. Die gespaltene Kette ist lange Zeit im Kloster zu Regensburg aufbewahrt, und als ein Wunderwerk betrachtet worden. Nach ihrem Tode wurde die Herzogin Judith in einer Kirche zu Prag beigesetzt.


Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 114-115.

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1750 - Riesen-Geschichte, oder: Kurzweilige und nützliche Historie von König Eginhard aus Böhmen


Betrifft: Entführung der Kaisertochter aus dem strengen Kloster Obermünster in Regensburg

Riesen-Geschichte, oder: Kurzweilige und nützliche Historie von König Eginhard aus Böhmen, wie er des Kaisers Otto Tochter aus dem Kloster bringen lassen, und hernach viel Unglück im Königreich zu Böhmen entstanden ist:

Item: Wie die grossen Riesen dasselbe Königreich überfallen ... : Alles sehr nutzlich und Lehrreich beschrieben (Google eBook)

Link: Riesen-Geschichte, oder: Kurzweilige und nützliche Historie von König ... - Leopold Richter - Google Books

1750


Auch als Kapitel in: Volksbücher, Band 6, Gotthard Oswald Marbach, 1838
http://books.google.de/books?id=9qUFAAAAQAAJ&pg=RA1-PA7&dq=oberm%C3%BCnster&hl=de&sa=X&ei=zsqdUa-PGsjwtQbErIDgDA&ved=0CF0Q6AEwCTgU#v=onepage&q=oberm%C3%BCnster&f=false

Sekundärliteratur:

Sonntag, 19. Mai 2013

1857 - über die St. Johann Kirche Regensburg

Der Wikipedia-Artikel scheint ein bisschen unvollständig zu sein. Er verschweigt, dass vor 1766 die Kirche völlig verschwunden war, nur der Turm war übrig, dann wurde sie neu gebaut.
Gefunden in:

Künstler und Kunstwerke der Stadt Regensburg, google-books., 1857 von Niedermayer




St. Johann (Regensburg) – Wikipedia:

Das Stift St. Johannes in Regensburg ist St. Johannes dem Täufer und St. Johannes Evangelist geweiht und wurde 1127 durch Bischof Konrad I. von Regensburg gegründet, 1127 bis 1226 war es Augustiner-Chorherren-Stift. Danach wurde es in ein Kollegiatstift umgewandelt. Das Stift wurde weder im Zuge der allgemeinen Säkularisation 1803 noch beim Übergang Regensburgs an Bayern 1810 aufgehoben, sondern besteht seit seiner Gründung ununterbrochen bis heute.

Inhaltsverzeichnis

Kirche

Die Stiftskirche St. Johann am Domplatz in der Regensburger Altstadt geht in ihren Wurzeln auf einen Vorgängerbau zurück, der Taufkirche des alten Doms war und ab dem 11. Jh Stiftskirche des Augustiner-Chorherren-Stifts war. Ende des 14. Jahrhunderts musste die Kirche dem Neubau des Regensburger Doms weichen und wurde weiter westlich als zweischiffiges Gebäude mit einschiffigem Ostchor neu gebaut. Das heutige Aussehen – ein einschiffiger Saal – entstand erst mit dem Totalumbau 1766. Die Kirchenausstattung ist sehr heterogen und stammt aus verschiedenen Epochen.
Georg Ratzinger, der Bruder von Papst Benedikt XVI., ist seit seinem Rückzug vom Amt des Regensburger Domkapellmeisters Stiftskanonikus von St. Johann. Stiftsdekan Prälat Heinrich Wachter steht dem Kollegiatskapitel vor.
 

Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern V: Regensburg & Oberpfalz

Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern V: Regensburg & Oberpfalz: Amazon.de: Georg Dehio, Jolanda Drexler, Achim Hubel: Bücher: Georg Dehio (gemeinfrei, gest. 1932

Mittwoch, 1. Mai 2013

Buch: "Karl von Dalberg und seine Zeit"

Es gibt wohl ein Buch: Karl von Dalberg und seine Zeit

kein gescanntes Buch bei google-books, obwohl es gemeinfrei ist
auch im Auslandnichts gefunden

http://books.google.de/books/about/Karl_von_Dalberg_und_seine_zeit.html?id=5ssyAQAAMAAJ&redir_esc=y

http://searchworks.stanford.edu/view/1189357

http://catalog.hathitrust.org/Record/005970541