Montag, 2. Dezember 2013

1786 - Bassschlüssel, das ist, Anleitung für Anfänger der Setzkunst

Bassschlüssel, das ist, Anleitung für Anfänger und Liebhaber der Setzkunst : die schöne Gedanken haben und zu Papier bringen, aber nur klagen, dass sie keinen Bass recht dazu zu setzen wissen (Regensburg, 1786)


Link: Bassschlüssel, das ist, Anleitung für Anfäng...

Sonntag, 20. Oktober 2013

1869 - Wurstkuchl, in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books 1869

21. Die Wurstküche (Wurstkuchel) (F. 92) in der Nähe des ehemaligen Kräncherthores, ist eine berühmte Specialität Regensburgs; dort werden Vormittags von Hoch und Niedrig in einer kleinen rauchigen Hütte die weltbekannten Regensburger Bratwürste oder Selchfleisch mit Kraut, meist stehend, verzehrt. Diese Hütte lehnt sich an den letzten Rest der alten Stadtmauer, östlich der steinernen Brücke. Während die ganze Mauer fallen musste konnte es bisher nicht gelingen die Wurstküche von hier zu entfernen. Man sagt sprichwörtlich von diesem Wahrzeichen: „Wer nicht in der Wurstkuchel war, war nicht in Regensburg."

1869 - Clericalseminar im Obermünster - Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books, 1869,

16. Das Clerikalseminar zum hl. "Wolfgang.
Das Clerikalseminar zum heiligen Wolfgang, ist im früheren Damenstift Obermü'nster (E. 185) untergebracht. (Vergleiche oben bei
*) Vergleiche auch Schuegraf „Lebensgesehichtliche Nachrichten über den Maler und Bürger Michael Ostendorfer" in Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz u. Regensburg. XIV. 1—76.
den Kirchen den Artikel Obermünster.) — Es befindet sich erst seit dem Jahre 1823 hier, in welchem Jahre es den Bemühungen des unermüdlichen seligen Regens Wittmann gelang, das Gebäude dauernd für diesen Zweck zu erhalten.
Der erste Anfang zur Gründung eines Klerikalseminares nach den Satzungen des Tridentiner Conciliums wurde hier i. J. 1650 gemacht, und zwar unter dem Kardinale und Bischofe von Regensburg Franz Wilhelm Grafen v. Warttemberg, auf Anregung und unter Mitwirkung des seligen Bartholomäus Holzhauser. Zur Stiftung wurde damals die Pfarre von St Ulrich verwendet; doch hatte diese erste Einrichtung keinen dauernden Bestand. Seit dieser Zeit wurden jedoch immer einige Seminaristen erzogen, für deren Unterhalt nach und nach durch Legate und verschiedene Stiftungen Vorsorge getroffen war. Erst in den Jahren 1786 —1788 erfolgte eine neue Reorganisation und Stiftung unter dem Bischofe Iguaz Grafen v. Fugger; das Seminarium, das bisher im ehemaligen Augsburgerhofe, jetzigem königlichen Rentamtsgebäude (E. 77.), am St. Kassiansplatze, untergebracht war, wurde um 1787 in das ehemalige Jesuiten-Collegium nach St. Paul verlegt, wo auch die bischöflichen StudienAnstalten waren. Damals betrug die Anzahl der Seminaristen 40. Als hierauf i. J. 1809 das Collegium abbrannte, mussten sich die Seminaristen theils in St. Emmeram, theils in Niedermünster aufhalten; ja als Regensburg 1810 bayrisch wurde, lief das Seminar Gefahr, gleich jenen anderer Diöcesen ganz einzugehen, und nur der unermüdlichen Thätigkeit und Aufopferung des seligen Regens Wittmann wurde es möglich, dasselbe zu erhalten und endlich in Obermünster unterzubringen. Wittmann wurde bekanntlich 1832 Bischof von Regensburg, starb aber schon 1833, ehe die päpstliche Bestätigung angelangt war. Regens war er fast ein halbes Jahrhundert gewesen. Das Andenken des apostolischen Mannes, der im Leben sich bei allen Schichten der Bevölkerung ungemeiner Popularität erfreute, lebt noch ungeschwächt fort, und noch immer sieht man sein Grab, im Chore des linken Nebenschiffes im Dome, mit frischen Blumen bekränzt.
Das Clerikalseminar steht unter einem Regens und Subregens; die Alumnen des letzten Kurses haben eigene Vorlesungen im Seminar, die übrigen Alumnen besuchen die Vorlesungen am königl. Lyceum.
17. Das protestantische Pfarrhaus.
Das protestantische Pfarrhaus der unteren Stadt (E. 136.), liegt in der von Obermünster auf den Neupfarrplatz führenden Buchfelderoder Pfarrerstrasse, welche früher auch Schreinergasse hiess. Dies Haus gehörte ehemals der angesehenen Familie der Lamprechtshauser, und wurde 1553 von der Gemeinde als Pfarrhaus angekauft.
Dasselbe hat eine Gedenktafel zur Erinnerung an den grossen Naturforscher und Akademiker Dr. Jakob Christian Schäffer, welcher dahier Pastor und Superintendent war und den 5. Januar 1790 starb. Er war der mütterliche Grossoheim des hier lebenden, ebenso berühmten Naturforschers und namentlich Lepidopterologen, Dr. Herrich-Schäffer.

1869 - Theater - in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books 1869 Walderdorff, Hugo von


zwischen Seite 111 und 115

Vorbemerkung: betrifft das heutige Theater am Bismarckplatz


5 Das neue Haus.
Das „Neue Haus," (B. 4) zwischen dem obern und demuntern Jakobsplatz. In frühester Zeit hiess dieser Platz, der schon vor der Neustadt lag, die „Wehr vor Burg"; später entstand hier das städtische Zeughaus. Hier waren auch die Tändlerläden („der Tandelmarkt vor Burch" (1381). Im Jahre 1804 wurde das Zeughaus demolirt, (wobei leider die kostbaren Waffenschätze verschleudert wurden) und das jetzige „Neue Haus" an seiner Stelle erbaut. Es enthält das Theater, grosse Säle für Concerte etc. und Locale für Privatgesellschaften (Resources — Auch früher wurde das Zeughaus gelegenheitlich zu Festen verwendet.
Das Neue Haus brannte 1849 nieder und wurde hierauf neu aufgebaut.

1869 - Das Rathaus - Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books 1869 Walderdorff

1. Das BathhauB.

Unter den öffentlichen Gebäuden, nimmt das RathhailS den ersten Platz ein. Ebenso merkwürdig als Bau, wie berühmt durch seine Geschichte, behauptet es eine der vornehmsten Stellen unter den Rathhäusern Deutschlands.
Bevor dahier das ehemalige Ding- oder Gemeinhaus gebaut war, begegnet uns an dieser Stelle die Ahakirche (Wasserkirche.) Im Jahre 1002, spricht eine Urkunde von einem Markte der neben der Ahakirche lag; die Kirche war also wahrscheinlich zum Gottesdienst für die Marktleute bestimmt. Sie war dem heil. Bartholomäus gewidmet, daher wurde sie bis zu ihrer Säkularisation im Jahre 1559 auch Bartholomäuskapelle genannt. Sie war reich dotirt und hatte einen eignen Kaplan, welcher, so oft die Rathsherrn Rath hielten, denselben die Messe lesen musste. Die Kapelle lag im jetzigen Rathhausthurme, vor dem Sitzungszimmer, wo man noch die Jahrzahl 1481 sehen kann (bei Thüre 42).
Das Rathhäus besteht aus dem alten (westlichen) und neuen (östlichen) Theile. Ueber die Erbauung des ältern Theiles ist urkundlich nichts bekannt, doch findet man auf einzelnen Quadern Steinmetzzeichen, welche darthun, dass es von den Werkleuten des Domes etwa zwischen 1320—1330 aufgeführt wurde. Der grosse Rathsaal (Reichssaal) wurde erst 1408 vollendet. In den einstöckigen Bau*) führt ein herrliches Portal, über welchem links und rechts zwei Halbfiguren wohl auf Schutz und Trutz der Reichsstadt hindeuten. Die Treppe ist mit Brüstungen von Maasswerk geziert. Der Saal selbst hat reiche Vierecksfenster und besonders einen zierlich gethürmelten Erker.
Das neue Rathhaus wurde grösstentheils erst nach 1660 erbaut, und erst 1721 vollendet; es beginnt bei dem jetzigen Rathhausthurme. Eine der grössten Zierden der Stadt, der sogenannte Marktthurm, welcher an der östlichen Ecke des neuen Rathhauses stand, gerieth den 26. Juli 1706 durch Nachlässigkeit des Thürmers in Brand; er hatte eine sehr künstliche Uhr und war zierlich bemalt. — Von den Malereien, womit Bocksberger im 16. Jahrhundert das alte Rathhaus geziert hatte, ist

wenig mehr zu sehen; dein Vernehmen nach trägt sich der Magistrat mit dem Gedanken, dieselben wieder herstellen zu lassen. Unter dem Erker wurde im Jahre 1506 das sogenannte Narrenhäuschen, eine Art eiserner Käfig, erbaut, in welches nächtliche Ruhestörer und dergleichen gesperrt wurden. Erst 1810 wurde es wieder abgebrochen.
Betritt man durch das schon geschilderte Portal das Rathhausso gelangt man zuerst oberhalb der Stiege auf einen Vorplatz, dessen Pflaster einen Reichsadler in Mosaikarbeit zeigt. - Links öffnet sich die Thüre in den:
a) Grossen Reichssaal. Zu Zeiten des beständigen Reichstages (1663 —1806) wurde er der Re- und Correlati onssaal genannt. Er hat zwei grosse Fenster gegen Süden, mit einigen in Glas gemalten Wappen, gegen Ost zwei kleinere oben, und unten in Höhe des zierlich gewölbten Erkers die Reihe • der schon bei der Betrachtung von Aussen erwähnten Vierecksfenster.'
Die prächtige Holzdecke durchzieht ein fester Balken, auf welchem ein schönes Bild des hl. Petrus angebracht ist.
An der südlichen Wand, etwas erhöht, steht ein alter geschnitzter, mit gepresstem Leder und mit Messingnägeln beschlagener Stuhl, mit der Jahrzahl 1671, welchen Fremde manchmal für den ehemaligen Thron des Kaisers ansehen. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass diese Meinung irrig ist; er ist ein ganz gewöhnlicher Sessel, deren früher noch mehrere vorhanden gewesen, und für die Sekretäre des fürstlichen Collegiums bestimmt waren. ,
In der nordwestlichen Ecke eine Empore von Holz für die Musik, deren Brustwehren mit Blendmasswerk verziert sind.
Dieser Saal ist reich an geschichtlichen Erinnerungen, denn hier wurden durch beinahe ein halbes Jahrtausend unter dem Vorsitze so vieler Kaiser die Reichstage gehalten.
An Karl V. und Kaiser Mathias erinnern zwei Glasgemälde mit ihren Wappen.
b) Die Thüre unter der Empore führt in das ehemalige fürstliche Nebenzimmer, welches mit einfacher Holzdecke versehen ist, die von einem Holzpfeiler gestützt wird. Hier steht statt des Tisches, um welchen die Gesandten der Churfürsten des Reiches einst sassen, jetzt ein alter Rechentisch. Der ehemalige Sitzungstisch steht nunmehr in der Modellkammer.
Ausserdem wird da aufbewahrt: 1. Der Baldachin mit dem kaiserl.- Wappen auf gelbem Seidendamast erhaben gestickt, unter welchem Kaiser Mathias 1613 seinen Einzug in Regensburg hielt.
2. Die Fahnen, welche unter Bernhard von Weimar (1633) für die hiesige • Bürgermiliz gefertigt wurden.
3. Drei alte Ansichten von Regensburg (von Friedrich Schmieder 1725).
4. Zahlreiche Porträte angesehener Bürger mit ihren Gemahlinen, Geist
licher u. s. w., der Reichsstadt.
5. Das Porträt des Pfalzgrafen Johann, Administrators der Diöcese Re
gensburg (f 1538), gemalt von Behaim i. J. 1515; hieher gestiftet von der kunstsinnigen Familie Kränner.
c) Von der Empore des Reichssaales führt eine Thüre in die jetzige Modellkammer (früher das reichsstädtische Collegium).
Dieses Zimmer hat ebenfalls eine einfache Holzdecke und in den Fensterbrüstungen noch Spuren altdeutscher Verzierungen.
Hier werden die Modelle vieler öffentlichen Gebäude u. andere ehemalige Meisterstücke aufbewahrt. Z. B. das Modell des Portals von St. Jakob, in Speckstein, der Säule vor dem Jakobsthor, der Predigersäule und des Portales am Rathhause von dem noch in Regensburg lebenden Bildhauer Anton Puchner. Ferner das Modell der steinernen Brücke mit den früheren Thürmen (von 1724); die Modelle der Dreieinigkeitskirche und der neuen Pfarre, des Weih- St. PeterThor es, ehe der Thurm verkleinert war u. s. w. Im Ganzen werden gegen 100 Modelle aufbewahrt.
d) In das ehemalige Fürstencollegium gelangt man aus dem Reichssaale über einen kleinen offenen Gang. Dieser Saal hat eine prachtvolle kassetirte Decke von dunkelm Holz und ist mit ebenso seltenen, als schönen Tapeten aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert behangen.
1. Der älteste Teppich stellt in 24 Medaillons mit Umschriften - je
4 in einer Reihe — verschiedene Scenen aus dem Minneleben dar, z. B. Tristan und Isolde, welche in der Quelle das Antlitz des Königs sehen u. s. w. Die Zwischenräume der Medaillons sind theils mit Ornamenten, theils mit phantastischen Figuren ausgefüllt; um das Ganze zieht sich eine reiche Bordüre, meist Liebespaare mit Spruchbändern unter Baldachinen darstellend. In den vier Ecken wechseln heraldische Adler und Löwen. Der Teppich ist aus freier Hand auf Rupfleinwand gestickt. Leider ist derselbe ausserordentlich beschädigt; früher war er von Heideloff zu dekorativen Zwecken verschnitten worden! und als er vor einigen Jahren gewaschen und reparirt wurde, litt er noch mehr Schaden.
2. Der zweitälteste Teppich, aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts,
stellt Frau Venus im Hörseiberge dar, wie sie, umgeben von ihrem Hofstaate, den Thannhäuser empfängt. Der untere Theil, welcher den treuen Eckard darstellt, kam leider (!) vor einigen Jahren in das ^ationalmuseum nach München.
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3. Der dritte, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert, stellt den Kampf der
sieben Todsünden mit den entgegengesetzten Tugenden dar; die Laster reiten auf bezeichnenden Thieren, die Tugenden erscheinen als weibliche Gestalten.
4. Auf dem vierten Teppiche erblicken wir Scenen aus dem Leben der
„wilden Leute" oder Waldmenschen, von denen das Mittelalter . die tiefen Forste bewohnt glaubte. In den Ecken erblicken wir das Wappen der von Stein (in Schwaben) u. der Rüdt von Colmberg (oder Wembdingen). Die 2 Stücke dieses Teppichs wurden bei der Reparatur verkehrt aneinander genäht; dasselbe geschah auch bei Nro. 3.
5. Ein fernerer Teppich zeigt uns Jagd - Scenen; Reiter und Pferde in
Lebensgrösse; die Damen mit hohen Hauben (hennins); aus dem 15. Jahrhundert.
6. Endlich einige Darstellungen aus der Geschichte des Aeneas u. s. w.
aus späterer Zeit.
Dieser Saal wurde bis zum Jahre 1861 zu den Ziehungen der Lotterie verwendet. /
Kehren wir durch den Reichssaal zurück und begeben uns über die Vorhalle nach rechts, so gelangen wir zuerst in das:
e) ehemalige Churfürstliche Collegium; als noch die Churfürsten und ihre Gesandten hier tagten, war dies Gemach mit reichen Tapeten behangen und trug eine einfache Holzdecke; gegenwärtig hat es ein ganz gewöhnliches Ansehen und dient für die Sitzungen der GemeindeBevollmächtigten.
f) Das anstossende Zimmer (ehemals das Churfürstliche Deputations- oder Nebenzimmer (jetzt Sitzungssaal des Magistrates) ist ein wahres Kleinod von Holztäfelung im Renaissance-Geschmack (1551); die Decke besteht aus einer prachtvollen Cassetirung, die Wände sind durch Säulen geschmackvoll in .Felder getheilt, und auch die Thüren mit ihrem Vorbaue entsprechen vollkommen dem Style des Ganzen. Das Zimmer ist um so werthvoller als das Material durchweg aus dem so geschätzten ungarischen Eschenholze besteht. Ein kostbarer Kronleuchter von Messing befindet sich hier; derselbe ist aber bedeutend älter als das Zimmer und zeigt rein gothische Formen.
In der Ecke steht ein eingelegter Schrank in demselben Style, wie die Wandtäfelungen.
Ein Glasgemälde mit der Jahreszahl 1546 und dem kaiserl. Wappen erinnert an Karl V. und an den denkwürdigen Reichstag im genannten Jahre.
Auch das neue Rathhaus ist reich an geschmackvollem Holzgetäfel, welches sich noch in vielen Räumen desselben befindet.
g) Die Folterkammer liegt in den Gewölben zu ebener Erde. Sie ist ziemlich mit Marterwerkzeugen versehen. Man sieht dort „den gespickten Hasen", die „Streckbank", die „schlimme Liesel", den „Jungfrauenschoos", die „Rutschbahn" und den „spanischen Esel". Vor dieser Kammer des Elends und der Pein zeigt man den Fremden zwei furchtbare Verliesse; der geschäftige Cicerone ermangelt selten zu versichern, dass in einem derselben der schon oben erwähnte kais. General Freiherr v. Schaffgotsch vor seiner Hinrichtung eingekerkert war, allein das ist eine Fabel; derselbe befand sich vielmehr wahrscheinlich im obern Stock in dem jetzigen Bureau des Aufschlagamtes.
In einem Gewölbe des Rathhauses befinden sich die Kanonen der vormaligen Bürgerartillerie, worunter mehrere Meisterwerke von Regensburgor Geschützgiessern des 16. u. 17. Jahrhunderts Beachtung verdienen.
2. Das Bibliothekgebäude. (B. 61.)
Dieses mit einem Thurme versehene, sehr geräumige Gebäude gehörte einstens dem angesehenen Bürgergeschlechte der Altmann.*) im Jahre 1441 erkaufte es Kammerer und Rath und verlegte hieher die Stadtwage, da die „alte Wag-4 am Römlmg zu weit entlegen war; es hiess daher nun die „neue Wag". Das Gebäude musste zugleich als „der Herrn Trinkstube" Dienste thun, indem grosse Gastmäler, Hochzeiten und Tänze hier gehalten wurden. Im Jahre 1541 fand daselbst im Auftrage des Kaisers Karl V. das bekannte Religionsgespräch zwischen den Katholiken (Dr. J. Eck) und den Protestanten (Melanchthon) statt. Die reichsstädtische Bibliothek wurde unter die sehenswürdigen Bibliotheken Deutschlands gerechnet. Als Regensburg unter bayerische Herrschaft kam, wurde ein Theil der Bibliotheken der aufgehobenen Klöster mit ihr vereinigt. Die kostbarsten Bücher und Manuscripte kamen jedoch nach München; ja die Bibliothek musste im J. 1862 noch eine weitere Beeinträchtigung zu Gunsten des Nationalmuseums in München über sich ergehen lassen, indem eine merkwürdige genuesische Seekarte, 4 Portraite pfälzischer Fürsten von Altdorffer und mehreres andere in letzteres versetzt wurden. Indess hat die Bibliothek noch manche Seltenheiten. Unica sind z.B. einige slavische Werke, nämlich: die Postillen des Johann Brenz übersetzt von A. Dalmatin und Stephan Istrianin aus dem Lateinischen in das Croatische (Regensburg bei Joh. Burger 1568), nebst Ausgaben in cyrillischer und glagolitischer Schrift. Ausserdem sind eine handschriftliche Sammlung von alten deutschen (Meister-)
*) Die Altmänner schrieben sich von Edelhausen, RegendorT, Vilswflrth und von Winzer.
Gedichten, — eine deutsche Bibe 1 von 1466, — ein Leben der Väter ohne Titel,— des Mathäus Roritzer Büchlein „von der Fialengerechtigkeit" — eine Bibel mit Autograph von Luther und mehrere Werke mit eigenhändigen Dedikationen von Kepler, hier besonders hervorzuheben. Die Bibliothek hat, die Brochüren eingerechnet, 30,000 Bände, darunter 1500 juridische Dissertationen, 437 Handschriften, 620 Incunabeln und 4000 Karten. Siebenzehn Fachcataloge erleichtern das Auffinden der gewünschten Bücher.
NB. Die Bibliothek.ist in der Regel Dienstag und Donnerstag Nachmittags von 2 — 4 Uhr dem Besuche geöffnet.
3. Das sogenannte Thon-Dittmer-Haus. (D. 93 u. 94.)
Dieses Haus gehört seit dem Jahr 1856 der Commune und sind in demselben verschiedene Anstalten untergebracht als: das Realgymnasium, die Gewerbschule, der historische Verein, die botanische Gesellschaft und der zoologisch-mineralogische Verein, der Kunstverein, der Gewerbeverein u. s. w.
In seiner jetzigen Gestalt wurde das Gebäude im Jahre 1809 vom Hofkammerrath v. Dittmer, an der Stelle der ehemaligen Schwäbischen (dann Erlbeck'schen) und Alkofer'schen Behausungen, erbaut; nach seinem Tode ging es auf die Familie von Thon über, welche den Namen des Erblassers mit dem ihrigen vereinigte, daher die Benennung. Im Schwäbel'schen Hause hatte 1532 während des Reichstages der römische König Ferdinand I.' gewohnt; ferner 1635 der kais. General Frhr. Hans Ulrich Schaffgotsch als Gefangener*); später stiegen hier ab: 1799 der russische Feldmarschall Suwarow, 1800 die französischen Generäle Grenier, Moreau und Sauham, 1809 die franz. Generäle St. Hilaire, Morand und der Herzog von Montebello (Marschall Laimes), 1812 der bayrische General Graf Deroy, der dann in Russland fiel, 1813 der König von Sachsen mit seiner Familie. ,
Die Sammlungendes zoologisch-miner al ogischen Vereines befinden sich im 3. Stock, und stehen von Mai bis Ende October an dem ersten und dritten Sonntage jeden Monats von 10 Va—12 Uhr dem Besuche offen.
Die Sammlungen des historischen Vereines sind theils im zweiten Stocke, theils zu ebner Erde in der ehemaligen Sigismunds Kapelle untergebracht. — Letzteres Local enthält die Alterthümer von grösserem Umfange aus Stein, namentlich die hier gefundenen römischen Skulpturen, Inschriften und Sarkophage, worunter auch altchristliche;
*) Auf der Haid vor diesem Hause wurde er bekanntlich hingerichtet; sein Leichnam war hierauf im Hause zum ..Krebs" im Krebsgässehen (B. 37.) ausgestellt, ehe er auf dem Friedhofe der Dreieinigkeits-Kirche beerdigt wurde.
2 Steinbüsten aus dem frühen Mittelalter; romanische Capitale, alte Gewölbschlusssteine mit Wappen, Grabsteine u. s. w.; vor allem aber zeichnet sich das alte steinerne Astrolab aus dem Conventgarten von St. Emmeram aus; es soll von dem Prior Wilhelm von St. Emmeram (nachmaligem Abte von Hirschau in Schwaben, (1069) ungefähr um 1055 verfertigt worden sein.
Die obern Räume enthalten die Bibliothek, das Archiv, und die verschiedenen Kunst- und Alterthumssammlungen des Vereines. Die Sammlungen besitzen vorchristliche Broncegegenstände, römische Zieg*el, Urnen, Anticaglien und Münzen, welche theils in Regensburg, theils in der Oberpfalz gefunden wurden, und manche andere werthvolle Gegenstände.
Unter den Gemälden sind mehrere bedeutende Bilder. Ein grosser Flügelaltar wird Wohlgemuth zugeschrieben; von Altdorffer, uns*erm hiesigen Altmeister, ist wahrscheinlich Betsabe im Bade; von Michael Osten dorffer, welcher von 1519—1559 dahier malte, findet man den schönen Flügelaltar, der früher in der Neupfarrkirche stand, und ein
höchst interessantes männliches Porträt, beide mit Monogramm
nebst einigen Bildern ohne sein Zeichen. Ein „Ecce homo" wird mit grosser Wahrscheinlichkeit für Lucas Kranach vindicirt. — Ferner besitzt der Verein noch Bilder von einer Anzahl anderer tüchtiger Meister und eine Menge Porträts theils von fürstlichen Personen, theils von Bewohnern Regensburgs.
Eine Skizze zu einem Glasgemälde von Bruder Otto dem Greslin (1333) auf Wollpapier ist das merkwürdigste Stück aus der Sammlung der Handzeichnungen, Holzschnitte und Kupferstiche.
Die Sammlung von Münzen, Siegeln, Waffen, mittelalterlichen Schmuckgegenständen u. s. w. einzeln zu beschreiben, würde zu weit führen.
Fremde, welche den hist. Verein zu besehen wünschen, wollen sich an den Vereinsdiener wenden. In der Regel sind . die Räume Mittwoch und Samstag Nachmittags von 2 Uhr an geöffnet.
Der Kunstverein hat keine Sammlungen; veranstaltet aber in der Regel jeden Monat eine Ausstellung der eingesendeten Bilder. Fremde können durch einheimische Mitglieder eingeführt werden.
Von der Haid gelangt man durch die „Ludwigsstrasse" auf den untern Jakobsplatz, der laut Beschluss des Magistrates in Zukunft „ Arnulfsplatz" heissen soll.

1869 - Schottenkirche - in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books 1869 Hugo von Walderdorff

16. Die Schottenkirche zu St. Jacob.
Den bewunderten Glanzpunkt der romanischen Bauten Regensburgs bildet die Schottenkirche zu St. Jakob.
Der erste' Schotte oder Ire, welcher sich hier niedergelassen, war der oben bei Obennünster erwähnte Mercherdachus. Bald nachher, etwa um 1068, kam Marianus mit seinen Gefährten nach Regensburg; obgleich er eigentlich nach Rom reisen wollte, so sah er sich doch bewogen, hier zu bleiben. Die Abtissin W i 1 a von Obermünster räumte ihm das Kirchlein zu Weih- St. Peter, südlich vor der Stadt gelegen, ein; dort liess er sich nieder und baute ein Kloster. Er und seine Gefährten beschäftigten sich hauptsächlich mit Abschreiben von Büchern; in der Münchner Bibliothek befindet sich noch ein Codex aus Niedermünster, den er eigenhändig geschrieben; erst in jüngster Zeit verschwand sein Gegenstück, welches sich zu St. Jakob noch erhalten hatte; auch mögen noch manche der alten Codices von Regensburg von der Hand der schottischen Mönche geschrieben sein. Da jedoch jene Kirche baufällig und zu klein war, auch das Kloster keinen Platz für die vielen Mönche mehr gewährte, so schenkten die Burggrafen Otto und Heinrich von Regensburg den Schotten vor dem westlichen Ende der Stadt i. J. 1009 einen Hof; zahlreiche andere Wohlthäter schlossen sich an, und so wurde 1111 mit dem Baue der neuen Kirche zu St. Jakob begonnen, welche 1120 von Bischof Hartwich eingeweiht wurde. Dieser erste Bau war aber weder schön noch solid; daher sammelte Abt Christian in Irland und Rom, wohin er pilgerte, neue Gaben, erhielt dort 200 Mark und auch in Regensburg viele Geschenke. Sein Nachfolger, Gregor, konnte nun (1148—1157) den alten eilfertigen Bau abbrechen, mit Ausnahme der Thürme, und einen neuen beginnen. Er war von Hausteinen und mit Blei gedeckt. Derselbe muss bereits vor 1184 vollendet gewesen sein. Das Kloster zu WeihSt. Peter blieb dem Kloster St. Jakob unterworfen, bis es i. J. 1552 durch den kaiserl. Befehlshaber Grafen v. tberstein aus fortifikatorischen Rücksichten zerstört wurde. Unter Papst Innocenz wurden die 12 Schottenklöster Deutschlands in eine Congregation vereinigt, und der Abt von St. Jakob zu deren Präses bestimmt. Ihre Regel war die des hl. Benedikt.

Das hiesige Schottenkloster begab sich 1700 ganz unter bayrischen Schutz: i. J. 1718 wurde mit demselben ein Seminar verbunden, zur Heranbildung junger Schotten zu Priestern und Missionären für ihr Vaterland,
Während alle übrigen Schottenklöster nach und nach eingingen oder säkularisirt wurden, hat sich das Kloster zu St. Jakob bis in die allerneueste Zeit erhalten, bis es eines natürlichen Todes starb. Die veränderten religiösen Verhältnisse in der Heimath ermöglichten es den jungen schottischen Katholiken, sich zu Hause auszubilden, und dem Kloster dahier mangelten Geistliche und Zöglinge. Es wurde daher i. J. 1862 durch den Papst säkularisirt und dem Bisthum Regensburg übergeben. Das Klostergebäude wird nun erweitert und soll in Zukunft das Klerikalseminar aufnehmen. Leider hat die kostbare Bibliothek noch in der Neuzeit manche ihrer Schätze verloren, so namentlich ein Gebetbuch der unglücklichen Königin Maria Stuart, eigenhändige Manuscripte von Marianus Scotus u. s. w. Ein lebensgrosses Porträt von Maria Stuart hat sich noch in einem Saale des Klosters erhalten.
Die Kirche ist eine hochstrebende Säulenbasilika mit kassetirter Decke des Mittelschiffes, während die Seitenschiffe Kreuzgewölbe haben; sie schliesst im Osten mit drei Absiden und zwei älteren einfachen Thürmen. Chor und Kreuzschiff, dann die Emporen im Westen sind gewölbt bereits mit späteren Motiven. Die unverjüngten Rundsäulen haben am Sockel das Eckblatt oder Thierköpfe, in den Capitälern Gestalten von Vögeln, Ungethümen, Köpfen, Knöpfen, Trauben, Eichenblättern und Bandverschlingungen.
Der Bau hat zwei Portale. Während das südliche einfach durch Zickzackbogen gebildet ist, zeichnet sich das Nordportal vor allen andern jener Zeit durch Bilderreichthum aus. Das Portal selbst hat auf jeder Seite drei Säulen mit tippigem Schmucke zwischen Akanthusblättern, Weinlaub, Waizenähren und dem Patrizblatte wechselnd. Oben sind sie durch Rundbogenstäbe, welche ihr Gesims bilden, verbunden. Auf diesem ruhen östlich 5 Löwinen und westlich 5 Löwen, das Tympanon umgebend, in welchem Christus zwischen den Patronen der Kirche, St. Jacob und St. Johannes dem Täufer, thront. Oberhalb des Portales sind 13 Figuren, Christus mit den 12 Aposteln, worunter die zwei Kirchenpatronen durch Grösse hervorragen. Die Apostel sind paarweise, wie sie Christus zur Predigt des Evangeliums aussendet. Ein grosser Theil der Wand zu beiden Seiten des Portales ist mit symbolischen Figuren bedeckt, welche dasselbe zu einem der reichsten und interessantesten Deutschlands machen. Besonders ist auf die drei Männer mit Tonsur und Buch hinzuweisen; es sind offenbar schottische Missionäre in denselben dargestellt. Ueber die Bedeutung des Ganzen ist schon viel geschrieben worden, ohne dass jedoch eine ganz erschöpfende Auslegung bisher gelungen wäre.^ Soviel steht fest, dass wir hier nicht sinnlose Spielerei des Steinmetzen,
l sondern den Ausdruck eines Gedankens vor uns haben, und zwar ohne Zweifel die Geschichte der Erlösung durch Christus.
Was nun die Erklärung betrifft, so geht die eine Ansicht dahin, dass hier der Inhalt der christlichen Heilspredigt in symbolischen Bildern ausgeprägt ist, während andere nur Gestalten der nordisch-germanischen Mythologie erblicken wollen, durch welche der Sieg des Christenthums über das Heidenthum dargestellt wird.*)
NB. An der Kirche in Göcking bei Neustadt a. d. Donau, welche dem Schottenkloster in Regensburg gehörte, findet man ähnliche dccorative Bildwerke.
Der nördliche Thurm wurde wegen Baufälligkeit im J. 1867 abgetragen und wieder neu erbaut.
Im Innern der Kirche ist noch besonders die romanische Kreuz gruppe aus dem 12. Jahrhundert auf dem Hochaltare zu beachten.
Beim Nordportale ist ein Mönch mit einem Riegel in der Hand auf einer Sandsteinplatte abgebildet und so eingemauert, dass er in liegender Stellung erscheint. Die Sage will daraus den Sacristan machen, welchen der Tod beim Verschliessen der Thüre plötzlich ereilte.
Die alten Epithaphien wurden bei einer Restaur; tion im vorigen Jahrhundert grösstentheils entfernt, daher meist nur neuere von hervorragenden und gelehrten Männern des Klosters vorhanden sind.
Besonders beachtenswerth sind an dieser Kirche die Steinmetzzeicheu, deren in der Regel jeder Quader eines trägt. Sie gehören zu den ersten Stein metzzeichen in Bayern, und bestehen meist aus einfachen Buchstaben oder Linien.
Der Kreuzgang, der eben restaurirt wurde, schliesst sich im Süden an die Kirche an; von dem alten romanischen Kreuzgange ist ein einziges Gewölbe vor dem südlichen Kirchenportale erhalten. Hieran schliesst sich die östliche Halle mit gothischen Gewölben, und Wappen in den Schlusssteinen. Die übrigen Hallen sind späteren Ursprungs.
Eine reich verzierte Säule und andere Fragmente geben noch Zeugniss von der Pracht des früheren romanischen Baues. Hier hatten die Herrn von Lab er ihr Begräbniss; noch gibt ihr Wappen östlich am Südportal hievon Zeugniss; ihre Grabsteine sind verschwunden.
Das Frauenkloster zum bl. Kreuz ist das einzige*) Kloster im ausserösterreichischen Deutschland, welches seit seiner Stiftung noch fort
*) Weitere Ausführung dieser Erklärungen siehe bei Jacob a. a. 0. p. 22; — Niedcrmayr, Künstler und Kunstwerke in Regensburg p. 102; — Sigharta. a. 0. pag. 189. — Pan zer, Deutsche Mythologie II. 308. — Quitzmann „die Religion der Baiwaren", p. 208.
**) Das Kloster zu St. Klara besteht zwar auch noch, allein da die Klostergebäude 1809 verbrannten, musste es übersiedeln und neue Gebäude beziehen.

1869 - Dominikanerkirche - in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books, 1869, Walderdorff, Hugo von

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15. Die Dominikanerkirche. *)
Schon wenige Jahre nach der Gründung des Dominikanerordens waren einige Brüder desselben nach Regensburg gekommen etwa i. J. 1218 oder 1219. Aber erst ein Dezennium später scheinen sie eine eigene Kirche erhalten zu haben, denn erst 1229 finden wir, dass ihnen Bischof Siegfried die Kirche des hl. Blasius mit dem anliegenden Hause und den dazugehörigen Gründen übergibt. Da die Brüder hiezu noch weitere Grundstücke erwarben, waren sie bald in den Stand gesetzt, ein Kloster zu erbauen. Mit der Zeit genügte auch die alte, noch dazu baufällige Kirche nicht mehr. Seitdem nämlich Albert der Grosse in den Jahren
*) Vergleiche auch: ,,Andr. Niedermayer: Die Dominikanerkirche in Regensburg" in Verhandl. des bist. Vereins von Oberpfalz u. Regensburg XXV111. (1858).
| 1258—1259 hier gelehrt und gepredigt hatte, steigerte sich die Zahl der Zuhörer dermassen, dass die alten Räume die Gläubigen nicht mehr fassen konnten. Es wurde daher fortgefahren, anliegende Gebäude zu erwerben, um eine neue Kirche erbauen zu können. Albert, welcher inzwischen 1260 bis 1262 hier Bischof gewesen war, ehe er diese Würde in Cöln bekleidete, ertheilte im Jahre 1267 der Kirche zu St. Blasius selbst einen Ablass, wohl um die Gläubigen zu frommen Gaben für den bevorstehenden Kirchenbau zu ermuntern. Endlich im Jahre 1273 konnte derselbe beginnen, uud bereits in 4 Jahren (1277) war er vollendet; in dieser kurzen Zeit war es gelungen, den herrlichen Tempel aufzubauen. Einer der grössten Wohlthäter des Klosters und hauptsächlichsten Beförderer des Baues war zu jenen Zeiten der edle Ulrich' Truchsess von Eckmühl, der auch in der Kirche seine letzte Ruhestätte fand.

1869 - Emmeram - in Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten ... - Hugo von Walderdorff - Google Books Walderdorff 1869 S. 78 ff

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13. St. Emmeram mit seinen "Nebenkirchen.
Die Geschichte der Abtei St. Emmeram ist so reichhaltig, das? sie allein einige Bände zu füllen im Stande wäre; wir müssen uns daher nur auf die nothwendigsten Angaben beschränken.
Der Ursprung des Klosters ist noch in Dunkel gehüllt. Schon der hl. Rupert soll an der Stelle der jetzigen Kirche eine Kapelle zu Ehren des hl. Georg gegründet haben. Als nun der hl. Emmeram aus Frankreich nach Regensburg kam, soll er namentlich in diesem Kirchlein gerne gebetet haben. Es ist bekannt, wie der Heilige auf der Reise in Helfendorf in Folge eines falschen Verdachtes, wahrscheinlich i. J. 652, ermordet, sein Leichnam aber hierauf nach RegeTisburg"gebracht wurde. Herzog Theodo liess ihn in dem Georgskirchlein beisetzen und baute zur Sühne über seinem Grabe eine Kirche und ein Kloster nach der Regel des heiligen Benedikt, das ihm geweiht wurde. Von diesem Kloster ging das religiöse und wissenschaftliche Leben in dem grössten Theile von Süddeutschland aus. Wahrscheinlich errichtete schon der hl. Bonifacius bei St. Emmeram das Bisthum von Regensburg; Abtei und Bisthum, die von allen Seiten reich begabt wurden, blieben vom ersten Anfange an vereinigt, bis endlich der hl. Woltgang i. J. 975 das Bisthum vom Kloster definitiv trennte, indem er über dasselbe den hl. Ramwold, welchen er aus St. Maximin bei Trier hatte kommen lassen, als ersten Abt setzte. Das Stift wurde eines der angesehensten und reichsten, und endlich unter Kaiser Adolph 1295 förmlich zu einem geforsteten Reichsstifte erhoben. Sein endliches Loos war das der andern hiesigen Reichsstifte, nämlich 1803 mit dem Fürstenthum Regensburg, und 1810 mit Bayern vereint zu werden.
Die Kirche wurde nun Pfarrkirche der obern Stadt; die Gebäude gingen aber 1812 durch Kauf an die fürstl. Thur n und Taxische Familie über, die dort ihren definitiven Aufenthalt nahm. — Bibliothek und Archiv kamen nach München.
Die Wissenschaften blühten im Kloster St. Emmeram bis zu seinem Ende fort; noch bei der Säkularisation hatte es eine Reihe von ausgezeich neten Gelehrten aufzuweisen. Der letzte Fürst-Abt Cölestin Steiglehner war einer der berühmtesten Physiker seiner Zeit und auch als Historiker bekannt. Unter ihm hat Pater Enhuber die Quellen zu einer Herausgabe der Schriften des Hrabanus Maurus gesammelt; P. Coloman S a n f 11 entwarf einen Katalog über die zahlreichen Manuscripte des Klosters, P. Zirngibl war herühmt als Historiker, und P. Placidus Heinrich ein bekannter Mathematiker.
Betrachten wir nun die einzelnen kirchlichen Gebäude; wir treten zuerst durch das a) äussere Portal in den ehemaligen Kirchhof. In demselben steht gleich beim Eingange links die moderne ehemalige Todtenoder Michaels-Kapelle. Etwas weiter rückwärts erhebt sich der majestätische Thurm, ein Quaderbau des 16. Jahrhunderts, erbaut von 1575 —1579 unter Abt Ambrosius Mayerhofer. Er hat 8 Stockwerke und ist mit vielen Statuen und einer Gallerie geziert.
Unmittelbar neben dem Eingange in die Vorhalle, links, erblicken wir ein grosses steinernes Kreuz, welches i. J. 1513 der Reichsmünzmeister Lereh zur Sühne, weil er im Zorn seinen Knecht erschlagen, setzen liess. Aehnliche kleinere Kreuze, die er aus derselben Veranlassung errichtete, findet man noch an mehreren Orten in der Umgegend von Regensburg.
Kehren wir nochmal zum äusseren Portale zurück, so sehen wir, dass es eine Facade gegen den Emmeramer-Platz bildet, die dem spätest romanischen Uebergangsstyle angehört.
Ueber zwei spitzbogigen Portalen befindet sich eine Blendgallerie aus 15 durch Säulen getrennte Nischen gebildet, deren Grund mit al fresko gemalten Heiligen geziert ist.
b) Die Vorhalle oder das Paradies erstreckte sich ursprünglich von diesem äussern Portale bis an die Kirche; jetzt muss man den Vorhof durchschreiten ehe man zur Vorhalle gelangt. Dieselbe hat eine Breite von 40' in Lichten und ist in der Mitte durch eine Pfeilerreihe in zwei parallele Gewölbsreihen getheilt; ehemals erstreckten sich, wenigstens 7 derlei Gewölbepaare von der Kirche bis zum Eingange; gegenwärtig sind nur noch zwei übrig geblieben. Dass die 5 nördlichen zerstört wurden, erkennt man noch aus der westlichen Seitenwand, wo die Wandpfeiler noch erhalten sind; zwischen ihnen erscheint eine Reihe von je fünf kleineu rundbogigen durch Säulen von einander getrennten Wandbögen. Das Ganze ist grossartig angelegt, und entspricht dem Charakter des 12. Jahrhunderts. Es wird daher diese Vorhalle zu jenen Bauwerken zu rechnen sein, welche nach dem grossen Brande von 1163 ausgeführt wurden.
Aelter als die Halle selbst ist das Doppelportal, durch welches man in das nördliche Seitenschiff der Kirche gelangt. Die beiden Thore sind viereckig und durchbrochen, je eine halbkreisförmige Rundbogennische, deren Durchmesser je 14' beträgt. Die Nischen sind durch einen Zwisclienpfeiler von 4' Breite getrennt, ebenso breit sind die Aussenpfeiler derselben. Die Einfassungen der Nischen sind glatt ohne jede Ornamentirung. Die ganze Anlage hat viel Aehnlichkeit mit der Architektur des alten Domes, nur ist dort eine noch grössere Einfachheit und Magerkeit zu bemerken. Es ist daher gar nicht unwahrscheinlich, dass hier der alte Dom zum Muster gedient hat. Da die interessanten Bildwerke, welche die Fronten der 3 Pfeiler neben und zwischen den Nischen schmücken, aus der Mitte des 11. Jahrhunderts stammen, so schreibt man diesen Hau derselben Zeit zu,
Nro. 12. Die mittlere Figur (Nr. 12.) stellt Christus
dar voll Ernst, mit erhobener rechter Hand und in der linken das Buch des Lebens haltend. Rechts von Christus erblicken wir St. Emmeram, links St. Dionys in Pontificalgewändern. Die Reliefbilder sind beinahe ganz rund gearbeitet, haben eine Höhe von 3' und sind ganz bemalt; sie sind starr, die Gewänder eng anliegend und in feinen Linien gefaltet; fast erinnern sie an altägyptische Gestalten. Merkwürdiger Weise führen alle Kunstgeschichten diese Bilder als die ältesten Holzskulpturen Deutschlands an, während sie doch aus Kalkstein gemeisselt sind! Nur die Leiter, die der hl. Emmeram in der Hand hält, ist von Holz, diese ist aber eine spätere Zuthat; ursprünglich scheint derselbe einen Stab in der Hand gehalten zu haben.
Was diesen Skulpturen erhöhtes Interesse gewährt, ist, dass der Abt Reginward (1049 —1061) in einem Medaillon zu den Füssen Christi angebracht ist, mit der Umschrift: „Abbas Reginwardus*) hoc fore jussit opus."
Hiedurch hat man einen genauen Anhaltspunkt zur Bestimmung der Zeit sowohl der j Skulpturen als des Baues.
Sehr bemerkenswerth ist in dieser Halle noch der sogenannte H ein r i chsstuhl aus Stein, auf welchem Kaiser Heinrich oder sein Christus. Relief am Portal 7ater öftens geruht haben soll. Der Sitz St. Emmeram. ist von sehr verstümmelten Löwen getragen,
die Lehne ist halbzirkelförmig abgerundet. Unter den zahlreichen Skulpturen und Grabmälern können wir uns nur bei dem Grabsteine Aventins in der westlichen Wand aufhalten, wo er jetzt eingemauert ist, während sein Grab weiter östlich an der Seite der Kirche zu suchen wäre. Er ist aus Kelheimer Marmor und zeigt uns das Brustbild des grossen Erforschers bayerischer Geschichte in der Tracht seiner Zeit. Aventin starb 1534.
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*) Dr. Waagen in seinen „Kunstwerken n. Künstlern in Deutschland" II. 110 liest die Umschrift: Abbas Reginwordishof'e (!). — Es ist leider nicht die einzige Ungenauigkeit. die sich der gelehrte Kunsthistoriker in seinen Mittheilungen über Regensburg zu Schulden kommen liess. Unser verdienstvoller Schuegraf hat an verschiedenen Orten in seiner Dombaugeschichte deren eine stattliche Reihe aufgezählt.

c) Ehe wir die Stiftskirche betreten, besehen wir zuerst die östlich von der Vorhalle liegende Pfarrkirche zu St. Rupert. Sie ist zweischiffig, indem das Hauptschiff unmittelbar an die Wand der grossen Stiftskirche anschliesst; das nördliche Seitenschiff ist niedrig. Originell sind die Fenstermasswerke (Nr. 13.) und die Rippenformationen. Sie wurde unter dem Abte Erasmus Münzer von St. Emmeram 1501 vollendet.
Nro. 13. Sehr zierlich sind die Schlusssteine. Das
Sakramentshäuschen und der Taufstein sind sehenswerth. Zahlreiche. Denkmale bedecken Wände und Pflaster. »
d) Durch eine Seitenthüre gelangen wir in die eigentliche Stiftskirche. Ueber ihre Architektur lässt sich wenig mehr sagen, da sie dermassen mitStukatur und Fresken überladen ist, dass man kaum die Hauptanlage zu erkennen vermag. Die Kirche ist dreischiffig, mit zwei Chören. Der Ostchor schliesst mit einer Absis; der Dionysiuschor im Westen aber geradlinig. Unter dem Westchor istdieKrypta des hl. Wolfgang. Die Kirche wurde in_jleji_Jahren_l731—173«L im Roccocostyle renovirt und zwar durch die Gebrüder Asajm, von welchen Egid die StukaturarbeitenTUamian aber die Malereien besorgte. Diese Renovation gab Anlass zu einem Schwanke; da nämlich der Abt oder ein anderer Mönch, der die Aufsicht über die Arbeiten führte, sich fortwährend in der Kirche aufhielt und die Arbeiter strenge überwachte, so rächten sich dieselben dadurch, dass sie rückwärts in der Höhe sein Bild anbrachten, damit er für immer die Kirche zu überwachen verurtheilt wäre.
* Der Dionysiuschor hat eine cassetirte, später bemalte Decke. Unter dem Kreuzaltare ruhen die Gebeine des hl. Dionysius. Abt Cölestin Hess sie (1659) in diesen „ Altarstock" verschliessen. Bekanntlich wurde über diese Reliquien ein langjähriger Federkrieg geführt, da auch die Abtei St. Denys bei Paris den heil. Leib haben wollte. Wenn nun auch nicht zu leugnen ist, dass ein grosser Theil der Erzählungen über die Erwerbung dieser Reliquien durch König Arnulf in das Gebiet der Sage gehört, so ist es andererseits doch sehr wahrscheinlich, dass zur Zeit der Karolinger Reliquien dieses damals so hoch verehrten Heiligen nach Regensburg kamen, und dass die beinahe tausendjährige Tradition sich an kein leeres Nebelgebilde klammerte.
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Fenster in der Kirche St. Rupert.
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Auf mehreren Stufen steigt man hinab in die Krypta des hl. Wolfgang. Sie ist ein Quadrat von circa 40' Seitenlänge , durch 16 Säulen in 5 Schiffe getheilt. Die äussern Säulenreihen gegen Nord und Süd haben runde Schäfte, während die innern achteckig sind. Alle sind aber mit zierlichen, mehr oder weniger geschmückten Würfelkapitälern versehen; diese Säulen nebst den Gewölben scheinen daher erst einer Erneuerung im 12. Jahrhundert (nach dem Brande von 1163?) anzugehören. Die Wände sind aber grösstentheils entschieden älter, da sie, wenn auch in entsprechend kleineren Dimensionen, einen dem Hauptportale und dem alten Dome ähnlichen Nischenbau zeigen. Der Umstand, dass der alte Dom, so zu sagen, die Lieblingskirche von St. Wolfgang war, in welcher er sogar nach seinem Tode noch ausgesetzt zu werden wünschte; ehe er in die Gruft gesenkt wurde, machen es sehr erklärlich, dass man jene Kirche als Muster für seine Grabkirche nahm. Diese Mauern scheinen daher unter Abt Reginward (circa 1052) erbaut zu sein. Die Gruftkirche hat 3 Altäre, auf dem mittleren sind die Gebeine des hl. Wolfgang in einem Sarge von Zinn ausgesetzt; in dem vermauerten Gewölbe hinter dem Altare war die zweite_ Begräbnissstätte des Heiligen.
Auch die Gruftkirche wurde durch Stukaturarbeiten ziemlich verunstaltet.
Nördlich schliesst sich an die Krypta ein quadratischer fest gewölbter Raum mit ganz gleicher Nischenconstruction an; es scheint'diess der Unterbau des nördlichen Thurmes gewesen zu sein, welchem auf der andern Seite wohl ein südlicher Thurm entsprach. Auf diesem Unterbau erhebt sich seitwärts des Dionysius-Chores die Maria Magdalenen-Kapelle, gegenwärtig nicht mehr im Gebrauche; auch hier treten 4 Nischen über die 4 Seiten des viereckigen Grundrisses vor.
Hinter der Ostabsis befindet sich die Krypta des hl. Kamwold,
zu der man durch einen Kryptenumgang um die östliche Altarnische gelangt; die Anlage dieser merkwürdigen Kapelle ist noch sicher dieselbe, die ihr Abt Ramwold selbst gegeben hat, wenigstens entspricht sie ganz der Beschreibung, welche Arnold von Vohburg von ihr hinterliess. Er sagt nämlich, Ramwold habe sie aus Ehrfurcht gegen die hl. Dreifaltigkeit und gegen die vier Evangelisten zugleich „vierfältig" und „dreifältig" erbaut. Der Grundriss der Krypta ist nun allerdings dieser Beschreibung entsprechend; einem länglichen Viereck sind nämlich 3 Nischen angesetzt, und zwar im Osten eine kleine halbrunde, während im Norden und Süden kleine viereckige Nischen hervortreten. Dieselbe wurde vor wenigen Jahren restaurirt und hiebei der massive Stein-Sarkophag des hl. Ramwold erhoben; er steht in der Südnische; mehrere uralte Grabsteine, theils ohne Inschrift, sind an den Wänden aufgestellt. Die Gebeine des hl. Ramwold befinden sich jetzt im Altare.
Wohl keine Kirche hat eine so grosse Anzahl alter bedeutender Grabdenkmäler als St. Emmeram. Wir verzeichnen nachfolgend nur die bemerkenswertheren, beginnen in der Ostung des Südschiffes (Kapelle des hl. Georg) und umgehen» die Kirche bis wir zur Ostung des Nordschiffes gelangen.
1) St. Emmeram lag hier, bis Bischof Gaubald im 8. Jahrhundert seine Gebeine erheben liess; 1645 wurden sie wiederum erhoben und in den prachtvollen Sarkophag gelegt, den Abt Strauss 1423 zur Verwahrung der Reliquien des heil. Dionys hatte machen lassen. — Die Tumba, die den Ort bezeichnet, ist aus dem Ende des 14. Jahrhunderts; die Statue des Bischofs aus Stein liegt auf der Erde unter einer gewaltigen Platte von rothem Marmor, welche 4 zierliche Säuleu tragen. Zu den Füssen des Heiligen befindet sich ein Löwe.
2) Gedenkstein des Abtes Polwin (Balduin) f 1324 zu Avignon, an der Mauer; das Bild des Prälaten nur mit Linien eingravirt.
3) Grabstein des Abtes Hartung (f 1458), aus rothem Marmor erhaben gearbeitet.
4) Tumba des seligen Tuto, Bischofs von Regensburg (f 890); eine einfache Steinplatte auf 4 Pfeilerchen ruhend.
5) Tumba des hl. Wolfgang; die Platte ruht auf originell geformten Säulen; auf der Platte liegt der Heilige in vollem Ornate; zu seinen Füssen kniet der Donator, ein Abt. Das Grab ist durch ein Gitter geschützt. Hier wurde der Heilige 994 begraben. Unter Abt Reginward wurden bei Anwesenheit des Papstes Leo IX. die Gebeine in die Krypta übertragen.
6) Grabstein in rothem Marmor des Wilhelm von Puchberg (|1423), bloss mit dem Wappen, im Pflaster eingelassen.
7) Nebenan gleichfalls im Pflaster der Grabstein eines Abtes mit verwischter Inschrift.
8) Grabmal des Hans Thumber zu Bruckberg und Wolffseck (f 1585); das Bild des Verstorbeneu in voller Rüstung auf einer Platte von rothem Marmor kunstvoll gearbeitet ist an einem Pfeiler aufgestellt. (Im linken Seitenschiffe.)
9) Gegenüber am Pfeiler, kleines Epithaphium von Eisen des Hans Thumer zu Zeitlarn, Pfleger zu Regenstauf (fl544).
10) Am Pfeiler vor dem Presbyterium der Grabstein des Severin v. Stauding (fl663) des letzten seiner Familie und seiner Gemahlin Barbara v. Reisach. —
11) Königin Utta, Gemahlin Kaiser Arnulfs. Die Königin mit der Krone auf dem Haupte liegt ausgestreckt in langem Gewande, Reichsapfel und Scepter in der Hand haltend, ernst und majestätisch. Das Monument mag noch in das 13. Jahrhundert gehören. Es war offenbar eine Tumba und wurde erst später stehend eingemauert. Die Scbrift an der Wand, die das Bild als Königin Hemma bezeichnet, ist unrichtig. Die Controverse, welche über den Begräbnissort dieser Königin früher bestand, ist längst gegen St. Emmeram für Obermünster entschieden.
12) Hochgrab des Grafen Wa,rmund v. Wasserburg, mit einer eigentümlichen Kopfbedeckung (f 1010); aus dem 14. Jahrhundert.
13) Grabstein aus rothem Marmor des Abtes Friedrich (f 1395).
14) Gleicher Grabstein des Abtes Ulrich (f 1423).
15) Hochgrab des Herzogs Heinrich von Bayern (f 995). Ueber dem Grabmale ein Oelberg aus dem 15. Jahrhundert.
16) Grabmal des Herzogs Arnulf v. Bayern (f 937); es besteht aus einer einfachen Steinplatte, die auf kleinen Pfeilern ruht; auf den Seiten mit frühromanischen Skulpturen geziert.
17) Grabstein des Abtes Alto (f 1388) aus rothem Marmor.
18) Hochgrab der sei. Aurelia (f 1026) aus Marmor; die Tumba ruht auf 4 Säulen; das Bild ist von unvergleichlicher Schönheit; ein Kranz von Weinlaub umgibt die Gestalt der Seligen, die hier als Reclusin gelebt haben soll. Der Domherr Gamered von Sarching liess ihr 1335 das Grabmal errichten. Oberhalb des Denkmales an der Wand eine Skulptur, den Tod Maria vorstellend, aus dem 15. Jahrhundert.
19) Die Grabstätte Kaiser tn-dwig des Kindes (f 911) ist durch eine einfache Inschrift im Pflaster vor dem Prebyterium bezeichnet.
20) Auch ist eine Stelle beim Hochaltar als Kaiser Arnulfs Ruhestätte bezeichnet; allein es ist wahrscheinlicher, dass derselbe in Altötting seine Ruhestätte fand, nachdem er hier nur ausgesetzt war, und dass etwa nur seine Eingeweide hier begraben wurden.
Sehr bemerkenswerth ist noch in der Kirche das grosse romanische Kreuz in der Georgskapelle. Abt Ramwold, der durch zwei Jahre blind war, erhielt der Legende nach durch sein eifriges Gebet vor diesem Kreuze das Augenlicht wieder.
Den Altar der hl. Dreifaltigkeit schmückt ein Gemälde auf Holz aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Maria mit dem Kinde darstellend, zu ihren Füssen kniet Abt Wolfhart Strauss (1423—1454).
Das Altarblatt des Hochaltars, der Martertod des hl. Emmeram, ist von Sandrart.
Sehenswerth ist auch die Sakristei wegen der geschmackvollen Paramentenkästen im Renaissancestyle.
Im Schatzgeuulbe hinter dem Presbyterium wird der prachtvolle Sarkophag mit den Reliquien des hl. Emmeram gezeigt, 6' lang, 2' 10" hoch von Gold, Silber und Kupfer, den der Abt'Wolfhart Strauss ursprünglich (1423) für die Reliquien des hl. Dionys hatte anfertigen lassen.
Daselbst sind auch zwei gut erhaltene romanische Leuchter.
Dessgleichen 2 Reliquienostensorien in Gestalt von gothischen Monstranzen.
Ferner enthält ein Schrein im nördlichen Seitenschiffe nächst der Sakristei eine Sammlung kostbarer Reliquien, als:
I) Pedum (Stab) des hl. Wolfgang; die Krümmung von schwarzem
Wallrosszahn ist von vergoldeten, mit Edelsteinen besetzten Laubornamenten aus dem 14. Jahrhundert umgeben.
2) Pedum des hl. Emmeram von Elfenbein; die Krümmung endet in einen Drachen oder ein Einhorn.
3) Ciborium (Büchse zum Aufbewahren der Hostien) von Elfenbein des hl. Wolfgang; es hat die Achtecksform mit flachem Boden und einen pyramidalen Deckel. Das Innere ist bemaltes Eichenholz, aussen zwischen Säulenarkaden Figuren der Apostel. Auf dem Deckel Engelfiguren. *
4) Mitra des hl. Wolfgang, von Seide mit aufgenähten Zierrathen von dünngepressten Goldplättchen und Stickereien von Korallen u. Perlen.
5) 'Casula des hl. Wolfgang (Messgewand), ein schönes Goldgewebe mit
Laub- und Thiermustern.
6) Ein Reliquienbehälter aus Holz mit Malereien auf'Goldgrund aus dem hohen Liede gehört dem 14. Jahrhundert an.
7) Reliquienbehälter aus Holz, roth bemalt und mit Messing beschlagen.
8) n. 9) Zwei kleine Reliquienbehälter aus Elfenbein, aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. ,
10) Ein grosses, leider beschädigtes Processionskreuz von Crystall.
II) u. 12) Zwei „Altare portatile*.
13) Die 3 bekannten Ziegelsteine mit Inschriften, welche von dem Sepulchrum des hl. Dionys herrühren sollen und von Abt Reginward aufgefunden wurden.
Früher war der Schatz von St. Emmeram unendlich reich an Kostbarkeiten; vieles ging verloren, einiges wird aber noch zu München verwahrt; so das berühmte Ciborium König Arnulfs, das jetzt in der „reichen Kapelle" zu München sich befindet, und der noch berühmtere Codex aureus desselben in der Hofbibliothek in München.
e) Der Kreuzgang schliesst sich südlich an die Stiftskirche an; ist aber gewöhnlich nicht von dieser, sondern von dem fürstlichen Schlosse aus zugänglich. Von demselben bestehen noch 3 Hallen.
In buntester Abwechslung ergötzen die verschiedensten Formen das Auge; alle möglichen Säulen und Pfeilerbildungen, dann mannigfach profilirte Gurten, Kapitäle mit Blättern, Blumen, Königen, Heiligen, Seeweibchen, Frazzen, Thieren, die seltsamsten Sockelbildungen, endlich die mannigfaltigsten Schlusssteine folgen sich in bunter Reihe.




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. Am herrlichsten erscheint aber das Portal im Norden, welches zwar spitzbogig, doch noch ganz im traditionellen (romanischen) Geiste ausgeführt ist. Gothische und romanische Formen sind noch im Kampfe, doch wiegen erstere bereits vor. (Siehe nächste Seite.)
Mehrere Inschriften bezeugen, dass der Kreuzgang erst im Anfange des 14. Jahrhunderts vollendet wurde; begonnen hat der Bau wahrscheinlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts, ßemerkenswerth sind die vielen Steinmetzzeichen.
In einem nahen Saale, der jetzt als Küche benützt wird, finden sich gleichfalls seltene Gewölbe mit Gurten und Säulen jener Zeit.
f) An den Kreuzgang schliesst sich die neue fürstliche Gruftcapclle an, welche im Jahre 1841 im romanischen Styl erbaut wurde. Die
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selbe besteht aus der eigentlichen untern Gruftcapelle und einer obern Kirche; letztere ist mit Glasgemälden von Sauterleute geschmückt. Auf dem Altare steht ein Christus überlebensgross aus weissem Marmor von Dan neck er. Die untere Gruftkirche hat einen gothischen Altar. Die Särge aus Bronce und theilweise mit Figuren von Alabaster, wahre Meisterstücke ihrer Art, stehen auf steinernen Postamenten. An der westlichen Wand ist eine Copie des Denkmals des Fürsten Wilhelm Karl v. Thur n und Taxis angebracht, welcher 1848 bei Vicenza blieb und auf dem dortigen Cainpo santo begraben ist.
14. St. Gilgen.
Die Kirche zum hl. Egidius, kurzweg Egidikirche, früher St. Gilgenkirche genannt, gehörte zum „Deutschen Hause", welches nach ihr auch den Namen Gilgenhof führte. Hier war ursprünglich ein Palast, den Kaiser Arnulf erbaut hatte; später residirten da die Burggrafen von Regensburg und sprachen im Namen des Kaisers Recht. Schon 1183 wird die Malstadt des Burggrafen im Hofe bei der Egidienkirche urkundlich erwähnt. Dass die Burggrafschaft nicht lange nachher an die Herzoge von Bayern kam, wurde bereits oben in der geschichtlichen Einleitung angeführt. Kurze Zeit darauf (1210) übergab Herzog Ludwig von Bayern dem deutschen Orden nebst manchen andern Gütern auch die Kirche zu St. Egid in Regensburg und einen Weinberg im nahe gelegenen Maria-Ort. Der erste bekannte Comthur des Hauses zu St. Gilg ist Heinrich v. Wilden au (1224); später (1264) kömmt Poppo von Osternacb als solcher vor. Die Commende erwarb nach und nach viele Güter in der Stadt und auf dem Lande, namentlich schon 1279 durch Begabung des Grafen Werner von Leonberg das Gut Gangkofen. Sie bestand bis zum Jahre 1809 und wurde zur Balley Franken gerechnet. Im gedachten Jahre wurde der deutsche Orden von dem siegestrunkenen Napoleon für aufgehoben erklärt und seine Güter fielen den Ländern, in denen sie lagen, zu. Die Commende in Regensburg wurde demnach vom Fürstprimas in Besitz genommen. Die Gebäude sind jetzt zum Theil in eine Bleistiftfabrik, zum Theil in ein Krankenhaus umgewandelt.
Hart an der Kirche wurde 1368 von Wülibrand v. Parkstein, einem Bruder des damaligen Comthurs Heinrich v. Parkstein, ein Seelhaus für 8 Seelnonnen gegründet.
Die Kirche soll schon 1152 erbaut und von Bichof Heinrich von Regensburg geweiht worden sein. Sie besteht aus 2 verschiedenen Bestandtheilen, der westliche Theil ist dreischiffig und stammt grösstentheils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Chor im Osten aus dem Ende des 14. Jahrhunderts ist ein zierlicher Bau mit gegliederten Streben, breiten Fenstern mit Passformen und schönen Gurtengewölben. Ueber die Zeit seiner Entstehung gibt uns eine Inschrift auf dem Grabsteine seines Erbauers Kunde, welche lautet:
„AnnoDom.MCCCLXXXXVI des nahsten montags vorsand Lucien tag st. her marquart zollner von rotenstein chompteur des hauss zu sand gilgen der den kor und die behausung gepawet hat."
Die Schlusssteine der Gewölbe sind meistens mit Wappenschilden geziert. Auf der Westseite findet sich ein interessanter Musikchor im schönsten gothischen Style.
Das Altarblatt des Hochaltars, ein Gemälde von Johann Heiss, stellt die Kreuzabnahme vor.
Die Wände schmücken noch theils die Todtenschilde früherer Comthure: wie des Hans Jacob Notthafft (f 1525), Sebastian v. Iglingen (f 1532) und des Thomann von Lochau (f 1564).
Zahlreiche Grabsteine sind namentlich im nördlichen Schiffe an der Wand aufgestellt. Sehr stattlich ist der Grabstein dös Comthurs Philipp von Hohenstein (f 1528), von rothem Marmor den Verstorbenen in Ordenstracht darstellend. Diesem reihen sich Grabsteine von Rittern aus den Geschlechtern v.. Ädeltzhausen, v. Cobentzl, v. Giech u. s. w. an. — An der Nordseite des Chores Epithaphien mit Ahnenwappen aus den Geschlechtern v. Edlweck (1623) und Eickershausen (1643); das Wappen letzteren Geschlechtes erscheint auch auf einem alten Steine vor dem westlichen Eingange, woselbst mehrere Grab- und Denksteine aufgestellt sind. An der Südseite finden wir ein ebenso kunstvolles als interessantes Denkmal 4' 5" hoch und 2' 10" breit., aus dem 17. Jahrhundert. Oben Christus als Weltrichter zwischen Maria und Johannes; etwas weiter Petrus als Repräsentant des neuen Bundes, und Moses, der den alten Bund darstellt.
Darunter erblickt man rechts den Kaiser zu Pferd mit grossem Gefolge, in der Mitte sind alle möglichen Gewerbe und Hantirungen dargestellt, links sind mehrere Geistliche, alles mit passenden Inschriften.
Unter dieser Darstellung der Spruch:
„Dhetten die Drey Ein Jeder Seinen stand halten
so wer die weit wie leider vor Augen noch nit zer-
spalten."
Ganz unten die Figuren des Gebers und der Geberin mit dem Wappen der Familie von Eyb (3 Muscheln), und dem seiner Gemahlin (3 gezinnte Querbalken). Der Stein gehörte offenbar zu einem grössern Epithaphium, von dem er allein übrig geblieben.

1869 - Obermuenster - in Walderdorff, 1869

Vorbemerkung: Obermünster wurde 1943 bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört. Die Schilderung von Walderdorff aus dem Jahre 1869 ist deshalb um so interessanter.

Regensburg in seiner Vergangenheit und Gegenwart: mit vielen Holzschnitten und 2 Plänen (Google eBook) von Hugo von Walderdorff, 1869






 S. 71 ff
12. Obermünster.
Unmittelbar an Mittelmünster schliesst sich westlich das ehemalige reichsunmittelbare Damenstift Obermünster an; es gehört zu den ältesten Stiftungen in Regensburg und mag auch schon zu den Zeiten der Agilolfinger bestanden haben, denn bereits König Ludwig der Deutsche tauschte im Jahre 833 vom Bischofe Baturich diese Abtei gegen Mondsee ein und übergab sie seiner Gemahlin, der Königin Hemma, wodurch die Reichsunmittelbarkeit des Stiftes begründet wurde. Die heilige Königin Hemma wird daher auch als Stifterin verehrt. Durch Kaiser Heinrich II. den Heiligen wurde 1010 die Kirche von Grund aus neu erbaut und mit dem Gute Salach (bei Geiselhöring) beschenkt; der Neubau brannte jedoch im Jahre 1020 ab, wurde aber vom Kaiser sofort wieder hergestellt. Dass Obermünster bei dem allgemeinen Brande von 1152 sehr viel gelitten, wie die Chronisten behaupten, scheint nicht ganz begründet zu sein, da ein grosser Theil der Kirche noch aus den Zeiten Kaiser Heinrich's herrühren dürfte.
Als Kaiser Konrad II. im Jahre 1029 die Schenkung von Salach bestätigte, liess er dem Kloster als Zeichen seiner Huld seinen Scepter zurück, welcher fortan von demselben im Wappen geführt wurde.
Die Nonnen lebten anfänglich nach der Regel des hl. Benedikt, im 15. Jahrhundert wurde aber das Stift gleich Niedermünster ein weltliches adeliges Damenstift und verblieb es, bis es im Jahre 1803 aufgehoben und mit dem damaligen Fürstenthum Regensburg verbunden wurde.
Gegenwärtig dient Obermünster als bischöfliches Clerikalseminar.
Nro. II
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Die Kirche ist dreischiffig mit 2 Chorabsiden, einem Kreuzschiffe vor dem "Westchore, einer cassetirten Flachdecke über dem mehr breiten als hohen Schiffe und hat Viereckspfeiler, welche blos eine Kehlung und Platte als Kämpfer, eine Schmiege als Sockel zeigen. Da die Kirche in den Seitenschiffen und im Westchore mancherlei Veränderungen erfuhr, so lässt sich von sonstigen Details wenig mehr erkennen. Erst in den Jahren 1683—J719 unter der Abtissin Maria Theresia von Sandizell wurde der Ostchor erbaut und der Hochaltar in den Westchor verlegt.
Bei einer Restauration im Jahre 1856 kamen in der östlichen Absis Fresken von höchstem Interesse, wohl noch in das 12. Jahrhundert gehörig, zum Vorschein. Viele zierliche Ornamentalformen, die aus verschiedenfarbigen Bändern, au 3 dem Rundbogenfries und aus Medaillen mit Spruchbandengeln bestehen, war ein grossartiges Gemälde angebracht, wahrscheinlich das jüngste Gericht darstellend. Es sind aber nur mehr 17 Personen zu erkennen. Wir sehen hier die Auserwählten vor uns, an der Spitze einen Papst mit der Tiara in ältester Form, dann Bischöfe, Mönche und einen König im Schuppenrocke. Auf der entgegengesetzten Seite sieht man Personen, die von Teufeln ergriffen werden; in der Mitte eine Jungfrau mit gesenkten Händen, vielleicht die fürbittende Gottesmutter.
Eine Restauration im Jahre 1462 hatte bereits manches geändert.
Das nördliche Seitenschiff endet im Osten ebenfalls mit einer Absis. Es ist dies die Grabkapelle des seligen Schotten Mer eher dach (f 1080), in welcher er wenigstens 30 Jahre als Inclusus lebte. Die Inclusen hatten ihre eigene Regel, nach welcher sie in kleinen Zellen unmittelbar an Kirchen ihr Leben mit Beten und Fasten zubrachten; die Zelle hatte keine Thüre, sondern nur 3 Fenster, das Eine gegen die Kirche, das andere auf der entgegengesetzten Seite, wo ihnen die Nahrung gereicht wurde, endlich durch das • dritte wurde die Zelle erhellt; in diesem Raume verblieben sie bis zu ihrem Tode. Mercherdach's Grabstein ist an der nördlichen Wand aufgestellt und zeigt einen bärtigen Pilger mit einem Heiligenscheine und mit einem Wanderstab in der Hand. Oben ist mit Initialen „S. Mercherdach" eingegraben. Das Bildniss besteht nur aus grob eingravirten Strichen. Die Reliquien wurden im Jahre 1707 erhoben und kamen unter den Altar der Capelle; nachdem man sie seit längerer Zeit vermisst hatte, wurden sie in neuerer Zeit wieder aufgefunden. Auch in dieser Capelle sind alte Wandgemälde aus dem 13. Jahrhundert in der Absis gefunden worden; es ist eine Darstellung des Pfingstfestes.*) Maria sitzt mit erhobeuen Händen in der Mitte, die Apostel sind in Bewegung zu ihren Seiten, während der heilige Geist als schwebende Taube leuchtende Strahlen herabsendet. —
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Eine grosse Zahl von Grabmälern ist in dieser Kirche angebracht
Das Grab der Königin Hemma ist mit den Worten bezeichnet „Grabstätte der seligen Königin Hemma gestorben den 7. Februar 876." Ein rother Marmorsteiu aus später Zeit, der früher auf dem Grabe lag, ist jetzt an der Wand angebracht. ,
Auch Herzog Heinrich I. von Bayern, Kaiser Otto's I. Bruder, ist hier begraben. (?)
Sehr zierlich ist das Grabmal der Abtissin Barbara von Sandizell (f 1564), aus rothem Marmor.
Sehenswerth sind auch die Denkmale der Abtissinen Barbara von Absberg, Kunigunde von Egloffstein, Sibylla von Paulstorff, Katharina von Redwitz u. s. w.
Ein grosses Kunstwerk im Renaissance-Geschmack (1534 —1540) aus Kelheimer Marmor, ist der Altar zu U. L. Frau, im Nordschiffe, welchen die Abtissin Wandula von Schaumberg stiftete. Das Mittelstück zeigt den Tod Maria; die sieben Freuden Maria füllen die andern Felder.
In der Vorhalle im Norden bewundern wir ein Portal im frühgothischen Uebergangsstyle. Auch hier sind zahlreiche Denkmäler.
1) Das Interessanteste ist die Tumba des Matthaeus (f 1407) und der Margaretha (f 1410) Ranftinger, aus dem ersten Jahrzehen t des 15. Jahrhunderts, in rothem Marmor.
2) Ein Oelberg aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, ist mit dem Wappen der Streitberg, (?), einer Sichel, geziert.
3) Eine Darstellung des Todes U. L. Frau, auf einer Steintafel, ist gut ausgeführt.
4) Das Denkmal der Abtissin Dorothea von Dobeneck (f 1623), ist ein geschmackvolles Werk der Renaissance.
Alle Denkmale zu besprechen, gestattet der Raum nicht.
Der massive Thurm steht nördlich ohne Verbindung mit der Kirche; in seinen unteren Theilen besteht er grösstentheils aus Quadern der alten Stadtmauern, und ist viel älter als der obere Theil aus Bruchsteinen, der dem 12. Jahrhundert anzugehören scheint. An seiner Westseite hängt ein romanisches Krucifix von Holz, dem ein besserer Standort zu wünschen wäre.
Die ehemalige Pfarrkirche zu St. Dionys besteht nicht mehr; sie stand da, wo jetzt der nördliche Flügel des Wohngebäudes erbaut ist.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Reichsabschied – Wikipedia

Reichsabschied – Wikipedia

Reichsabschied

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Als Reichsabschied, auch Reichsrezess genannt, wird die Gesamtheit der auf einem Reichstag des Heiligen Römischen Reich beratenen und erlassenen Bestimmungen bezeichnet, die der Kaiser am Ende zu verlesen hatte.
Bis zum Jahre 1654 begannen die Reichstage – neben zeremoniellen Akten – mit der Verlesung der kaiserlichen Proposition, der vom Kaiser vorab festgelegten Tagesordnung, und sie endeten mit Verlesung und Beurkundung der Beschlüsse, dem Reichsabschied.
Der letzte dieser Reichsabschiede ist als Jüngster Reichsabschied (recessus imperii novissimus) bezeichnet und enthielt die Beratungsergebnisse aus den Jahren 1653/54 des Reichstages zu Regensburg.
Da der Immerwährende Reichstag seit 1663 nicht mehr formell beendet wurde, konnten seine Beschlüsse auch nicht als Reichsabschied erarbeitet werden. Die Beschlüsse wurden deshalb in Form sogenannter Reichsschlüsse niedergelegt. Die Ratifizierung dieser Beschlüsse wurde meist durch den Vertreter des Kaisers beim Reichstag, dem Prinzipalkommissar, in Form eines Kaiserlichen Commissions-Decrets durchgeführt.

Weblinks

Mittwoch, 10. Juli 2013

Dienstag, 4. Juni 2013

1664 - Volltext - Topographia Bavariae: Regenspurg – Wikisource

Die Topographia Bavariae ist einer der 16 Bände der Topographia Germaniae des Matthäus Merian (Stiche) und Martin Zeiller (Texte). Sie entstand 1644; Diese Version wurde um 1665 von Matthäus Merians Erben in dritter Auflage herausgegeben.

Topographia Bavariae: Regenspurg – Wikisource

Topographia Bavariae: Regenspurg

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[69]
Regenspurg.

Woher diese alte vnd berümbte / deß Heil. Römischen Reichs freye / vnnd in dem Bäyrischen Cräyß einige Statt ihren Nahmen führe / seynd die Scribenten nicht einhelliger Meynung. Etliche sagen / man finde / daß im vierzehenden Jahr vor Christi Geburt / deß Käysers Augusti Stieff Sohn Tiberius diese Statt entweder vber die Thonaw gegen Mittag / wie sie jetzt stehet / versetzt / vnnd von newem gantz erbawet / oder aber das Dorff oder Flecken / so allbereyt da gestanden seyn möchte / den Teutschen mit Gewalt abgezwungen / erweitert / Augustam Coloniam Tiberiam, oder Col. Tiberiam Augustam, oder Augustam Tiberij genandt / vnnd Legionem quartam Italicam dahin verordnet habe; wie zwey alte Schrift / eine am äussersten Thurn der steinern Brück / die ander in eim Thurn bey Weichsant Peter Thor / bezeugen; vnnd seye dieser Orth hernach von dergleichen Römischem KriegsVolck / bey 521. Jahren aneinander bewohnet worden. Andere aber widerlegen solche Meynung / vnnd sagen / daß Tacitus, zu seiner Zeit / nur ein Coloniam in gantz Rhaetia, nemblich Augsburg / setze. So gedencke auch der Autor der Tabuln Antonini, noch auch die Notitia Imperij, dieser Coloniae Augustae Tiberiae mit seinem Wort / da doch andere Coloniae Augustae allenthalben genandt werden. Vnd obwoln der Gegentheil solches mit einer Müntz / alten Schrifften / vnnd Pabst Leonis III. diplomate, zuerweisen sich vnderstehe / so seyen doch solche Namen / vnd Müntz auff andere Orth zu ziehen; wie dann im Jüdischen Land die Statt Tiberias, vnnd in Thracia auch ein solcher Orth gewesen; vnd habe man zun Zeiten besagten Pabsts wenig gelehrt Leuth gefunden / dahero man leichtlich sich habe irren können. Theils wollen / sie seye von Teutschen König Hermann / andere / von Ingram / erbawet / vnd daher Hermanßheim / vnd Ingramßheim / vnnd von den Germanen auch Germanßheim / genandt worden; aber alles ohne Grund. In den Tabulis wird sie Reginum, in der besagten Notitia Imperij aber / Castra Regina, vom Wasser Regen / so daselbst vnterhalb der Statt in die Thonaw fleusset / geheissen; wiewol etliche der Meynung / als solte sie von Hertzogs Diethen in Bäyern Gemahlin Regina / Reginbirg / oder Reginoburgum, ein der Regina vestes wolverwahrtes Hauß oder Schloß / seyn genant worden. Sie wird auch von etlichen Regina, Reginopolis, Imbripolis, von den Rhaetis, Rhaetobona; heutigs Tags aber Lateinisch Ratisbona, vnd Ratispona geheissen / weil sie zur Schifffahrt tauglich ist / vnd man die Schiff vnd Flöß allda wol anlenden kan; daher die Verß Guntheri in Ligur. l. n.

Inde Ratisponae verus ex hoc nomen habenti,
Quod bona sit ratibus, vel quod consuevit in illa
Ponere Nauta rates, etc.

Im vbrigen ist es vnlaugbar / daß die Römer solche Statt lang inngehabt / biß / sie etwan vmbs Jar Christi 508. wie Theils wollen / der Bojer Hauptstatt / vnnd eine Wohnung der alten Bäyrischen König vnnd Fürsten worden / auch in solchem Stande / biß vff Käyser Friederichen den Ersten / wie vnten folget wird / verbliben ist; vnd noch heutigs Tags für die ältiste Statt in Bäyern / vnd an der Thonaw / gehalten wird; allda sich etwan vnderschiedliche Völcker auffgehalten / von denen Theils Gassen vnd Strassen / noch heutigs Tags / als der Engelländer / Italianer / vnd vieler andern mehr ihre Nahmen haben. Vnd ist die Gelegenheit / eine grosse Menge Volcks allhie zu erhalten / gar gut. Dann oberhalb gegen Niedergang / fallen die Laber vnd Nab in die Thonaw / deren die erste gute Fisch vnnd Krebs hat; die Nab aber / wie [70] auch obgedachter Regen / Schiffreich seyn / welcher Fluß Regen von Mitternacht her / auß den Böhmischen Gräntzen / gegen Mittag zu / lauffende / sich allhie / wie gesagt / in die Thonaw auch ergeust / welche Thonaw von oben herab / vnnd vnten herauff dieser Statt grossen Nutzen schaffet. Vber gemelten Regen ist / vor Zeiten / ein steinerne Brücke gewesen / die aber im Jahr 1573. durch ein grosses Gewässer / eingeworffen / vnd meistentheils zu Grund gangen / vnd jetziger Zeit / mit Holtz vberlegt ist; wiewol noch etliche steinerne Joch von der steinern Brücken daselbst gesehen werden. Vber die Thonaw aber gehet noch ein steinerne Bruck / welcher vnten gesagt wirdt. Es hat vmb die Statt gar einen geschlachten vnd fruchtbaren Boden / Weinwachs / gut Viehweyde / vnd einen gewaltigen Träydboden. Die schöne Gärten aber / so es vorhin vmb die Statt gehabt / seyn / neben den Bäumen / vnd darunder den zweyen grossen Linden Bäumen / vor S. Jacobs Thor / (da der schöne Schießplatz gestanden / auff welchem man mit dem Stahl zu schiessen pflegte / vnd der mit einem lustigen Garten vnd schönem Hauß / eingefaßt war /) in dem jetzigen Teutschen Krieg / vnnd dieser Statt Belägerungen / sampt dem SiechenHauß / der Kirchen / vnnd dem Freudhof / zu S. Lazarus genandt / da viel vortreffliche Epitaphia gestanden / alles darauff gangen / vnd abgebrandt worden. Vnd war da vorhin / gegen Niedergang die Vorstatt an der Thonaw / in welcher die Haffner / Schiffmacher / Ziegelbrenner / etc. wohnten / darvon zwar der Platz noch zu sehen / das ander aber alles ligt im Staub / vnd der Erden gleich; wiewol man hofft / daß es wider mit der Zeit / in den alten Standt gerichtet werden möchte. Man gehet durch solche Vorstatt / am Breprunn genandt / auff eine grosse lange Wiesen / da SommersZeit / ein sehr lustiger Spatziergang am Wasser hinauff / gegen dem Dörfflein Winzer / oder Weinzirberge. Man findet noch hin und wider vil Jüdische Grabstein / mit Hebraischen Buchstaben / deren man vber 4200. nach der Juden Außschaffung außgegraben hat; deren der mehrertheil zum Grund / vnd Baw der newen Pfarr verbraucht worden / vnnd sollen viel ihrer Propheten vnd Rabinen daselbst begraben ligen. Bey dem Thor besagter Vorstatt / oder dem Prebrunner Thor / fängt die Zahl der Thürnen an / deren 44. vmb die Statt / an der innern Mawer / äusser denen / so an der äusseren Mawern / vnd im Zwinger oder Graben / erbawet seyn. Bey jetztgedachtem Thor / ist / gegen der Thonaw / auch ein Pastey / von einem eingefallenen Kirchlein zu S. Alban genandt / daran von aussen / gegen dem Wasser / etliche Köpff / vnd mitten vnter ihnen eines Widders oder Bocks / eingehawen seyn / vnd viel seltzsame Ding davon erzehlet werden; die meisten aber von einem Baselisken sagen / daß er da nahendt in einem Keller gefunden / vnd viel Leuth vnd Pfaffen / die ihn beschwören wolten / angeblasen / vnd getödtet haben solle. Vnd vmb diese Gegendt seynd vor den nächsten Belägerungen trefflich schöne Lustgärten / von Wasserwerck / Sommerhäusern / vnnd anderer Zierde / herrlich zugerichtet / gestanden. Wann man auff dem Graben nach S. Haimerans Closter zu wil / so hat man erstlich / neben deß einlauffenden Wassers in die Statt / davon die Hülln / vnd der Bach / durch die Statt fliessend / herkompt / sampt desselben Ablaß in den Stattgraben / den Hirsch darinn zu träncken / bey dem Thor / am Thurn / in der Höhe / ein steinern Bild / mit einer silbern und vergülten Cron / sol Hertzogs Arnulphi in Bäyern / (den Theils vnrecht Arnoldum nennen) Bildnuß seyn / der mit Käyser Henrico dem Ersten gekrieget / das Closter S. Emeran / wie es allbereit vom Käyser Arnolpho angefangen / vmbs Jahr 893. mit der Stattmawer eingefaßt hat. Es haben sich vor Zeiten die Vorstätt dieser Statt / beyderseits / von jetziger stehenden Statt anzurechnen / auff ein grosse Teutsche halbe Meyl Wegs / gegen Auffgang biß gen Weinding; gegen Niedergang aber biß zum Closter Prufling erstreckt. Vnd sollen von S. Jacobs Thor an / biß an gemeldtes Closter / lauter Sensenschmied gewohnet haben. Jetzt ist noch / ausser der Statt / der Ober- und Under-Wört / oder Insulen in der Thonaw / die sich auff ein ziemblich starcke viertel Meil Wegs erstreken / vnd kan man vermittelst der steinern Brücken von einer in die ander kommen; die meisten Theils von

[T29] RATISBONA.

Regenspurg.

Topographia Bavariae (Merian) b 23.jpg


1. Der Thumh.10. Haller Vhr.19. Prediger Closter.28. Bruderhaus.
2. Bischoffshofe.11. Saltz Stadel.20. Zur H. Dreifaltigkeit.29. Ostner thor.
3. S. Iohann.12. Rahthause.21. Deütsch hauß.30. Weih S. Peterthor
4. Alt Pfarr.13. S. Oswaldt.22. Augustiner Closter.31. S. Emmeran thor.
5. Alten Capeln.14. New Vhr.23. New Pfarr.32. Iacober thor.
6. S. Clara.15. Zeughauß.24. S. Cassian.33. Prepruner thor.
7. Barfüßer Closter.16. S. Leonhart.25. Iesuiter Colleg.34. Weinthor.
8. Capuciner Cl.17. Heil. Creütz26. Ober Münster.35. Mautthor.
9. Nider Münster.18. Iacober Closter.27. S. Emmeran Closter.36. S. Catharinae Spital.

[71] Müllern / Fischern vnnd Schiffleuthen bewohnet seyn; wiewol in den besagten Belägerungen auch allhie grosser Schaden geschehen; die Leuthe aber sich nach vnd nach wider erholen sollen.

Vnnd was besagte steinerne Brück anbelangt / so ist solche vnder den drey fürnembsten in Teutschland eine / die vor die stärckste derselben gehalten wird / dergleichen vber die Thonaw vnnd Rheinstrom keine zu finden. Sie ist / durch Hertzog Heinrichen dem Zehenden in Bäyern / vnnd die Bürger zu Regenspurg / im Jahr Christi 1135. zu bawen angefangen / vnd Anno 1146. vollendet worden. Hat 15. weiter vnnd hoher Schwibbögen / von lauter grossen Quaterstücken gegen der Thonaw / mit drey eckichten / auch mit dergleichen steinern auffgeführten Pfeilern wol verwahret / daran sich das Wasser / vnd im Winter das Eyß zerstößt / vnd mit schnellem Lauff vnnd grossem Geräusch / hindurch fällt. Ist je ein Joch 30. Werckschuh weit / seyn die Stein vnden im Grund mit grossen Bäumen / mit Eysen vnd Bley verfaßt; hat 3. hüpscher Thürn / ist 23. Schuh breyt / 1100. weniger 9. Werckschuh / oder wie einer sagt / 470. Schritt lang. Die Wahrzeichen seyn / das kleine / blosse / vnnd gleichsamb auß dem kalten Bad der Thonaw herauff lauffendt steinern Männlein / das auff einer Schleiffmühlthür sitzet / vnd in einer Hand einen Zettel hat / darinn geschrieben stehet; Schuck wie heiß; hält die Hand vber die Augen / wendet sich herumb / schawet den Thumb an / als ob er fragen wolt / wann dann derselbe einmahl sollte außgebawet werden. Es ist beyder Werckmeister / nämblich deß Thumbs vnd der Brücken / Zanck vnd Haß / nicht allein durch solches Männlein / sondern auch durch den Hanenkampff / der auff einem Stein gehawen / vnnd auf dieser Brück zu sehen / angedeutet worden. Ferners ist auch ein Wahrzeichen / der groß vnd kleineste Stein in einander / damit der Brückmeister anzeigen wollen / der gröst vnd kleinst außgehawen Stein an dieser Brücken / habe einer ein Form wie der ander. Vnd man vermeynt / daß wer solches Werck nicht weiß / oder dessen Vrsach geben könne / derselbe sey zu Regenspurg nicht gewesen: Item ist auch ein Wahrzeichen / da die Eidex auß der Thonaw herauff kreucht / vnd die gantze Brück auff einem einigen Stein stehet: Item / wo man vor Zeiten die Vbelthäter ertränckt hat / vnd was dergleichen ist. Es seyn auff der Brücken auch etliche Antiquitäten, als am äussersten vnnd mitlern Thurn. Vnd gehet man bey solchem mitlern Thurn / gegen Nidergang / von der steinern Brück auff eine hültzerne in den obern Werth; daselbst allerley Mühlwerck / als Papyr / Gewürtz / Walck / Seegmühl; vnnd an der andern Seiten der Brück / gegen den Auffgang / Schleiff- vnd Polir: Item Geträyd-Mühlen. Vnderhalb der hültzern Brücken vber die Thonaw / darauff man auß dem vndern Wörth in die Thonaw fähret vnnd gehet / hats allerley Bawstädel / Ziegelhütten / die Blaich / Schiffstellungen / etc. wiewol in den nächsten Belägerungen theils Sachen / mit der Statt grossen Schaden im Fewer auffgangen seyn / auß welchen etliche wider auffgericht / vnd jetzt vil schöner / dann sie zuvor waren / erbawet worden. Sonsten hat es in dem Vntern Wörth einen sehr lustigen Spatziergang; daselbst man den Regenstrom von Mitternacht herlauffend / vnnd sich in die Thonaw ergiessend / siehet. Auff der andern Seiten der Statt ligt das Carthäuser Closter Pruel / ein Spatzierweg von der Statt / so vorhin ein Benedictiner Closter gewesen / aber An. 1484. von Hertzog Albrechten auß Bäyern / den Carthäusern eingeben worden ist. Man hat solches vor dem jetzigen Krieg / nach der grossen Carthauß im Delphinat / für der vornehmbsten eines gehalten; so einen schönen KirchenSchatz / vnnd ansehenliche Kunst- vnd Mahlerstück gehabt hat / vnd villeicht noch haben mag. Oberhalb der Statt Regenspurg / wo die Thonaw vnd Nab zusammen fliessen / ligt das Praemonstratenser Closter / vnnd Abbtey Prufening / sonsten Brufling genandt / so S. Otto Bischoff zu Bamberg / der Pomer Apostel / erstlich für Weltliche Chorherren An. 1109 gestifftet / an deren statt er aber hernach Praemonstratenser Mänch dahin gesetzet hat.

Dieses Closters erster Abbt ist S. Erminoldus gewesen / so vmbs Jahr Christi 1121. gelebet / vnd Käyser Henricum V. weilen er in deß Pabst Bann war / nicht ins Closter [72] gelassen hat / obwol der Bambergische Bischof / vnd der Pommern Apostel / Otho / so das Closter gestifftet hatte / zugegen war. Vnnd ist dessentwegen dem Abbt kein Leyd widerfahren. Siehe Raderum, in Bavaria Sancta, vol. 1. pag. 124. b. seqq. Anno 1648. haben die Schwedischen dieses Closter Brufling / oder Priefling / (von deme auch Vossius de Latinis Historicis, pag. 489. zu lesen) wie deßgleichen das Carthäuser Closter Prüel / bey der Statt eingenommen; vnd / den 13. 23. Septembris / Kumpffmühl angezündet.

Aber nunmehr in die Statt selbsten zu kommen / so läßt sich / vnder den Geistlichen Gebäwen / am ersten die S. Peters / oder Bischoffliche Kirch / oder der Thumb sehen; von welchem man schreibt / daß er neben sich auff einer Seiten die alte Pfarr / auff der andern S. Johanns Kirchen / vnd dann zum dritten die dritte / zur alten Capellen genandt / habe / welche letzte Hauptkirch /der Christen erstes Kirchlein in dieser Statt soll gewesen seyn / wie auß der Zahl 554. so daran stehet / abzusehen. Theils aber wollen / daß / als Carolus M. Regenspurg erobert / vnser Frawen Capell / so jetzt die alte Capell genandt werde / zu erbawen angefangen worden seye. Andere vnd die gewissere / sagen / Käyser Henricus der Ander / habe diese S. MarienKirche / zur alten Capell / vor Zeiten vom Hertzog Theodone erbawet / vnnd von S. Ruperto geweyhet / mit einer newen Kirch vermehret / zu einem Stifft erhöhet / vnnd mit Bley bedeckt / der alte Altar / den S. Rupertus geweyhet / seye vnbeweglich geblieben / so noch heutiges Tags gezeyget wird. Es hat diese Käyserl. Collegiat-Kirch zu vnser Frawen alten Capellen noch ihre Pröbst. Dieser folget die vierdte HauptKirch / zu S. Cassian / welche einig vnd allein in der Brunst An. 891. den 10. Augusti / als alle Kirchen durchs Fewer / so vom Himmel gefallen / eingeäschert worden / vberblieben. Es ist besagter Thumb / nach dem er erbawet / etlich mahl verbronnen; vnd wider auffgerichtet worden; aber widerumb durchs Fewer Schaden gelitten; vnd hat solchen / wie er jetzt anzusehen / Bischoff Hanß der Erst / Moßburger genandt / im Jahr 1400. zum Theil angefangen zuerweitern / den hernach Anno 1482. Bischoff Heinrich der Vierdte /verbracht hat. In dem Creutzgang findet man allerley Gitter / vnnd seltzame Grabschrifften / alter Geschlechter Begräbnuß / Wappen / Schild / Helm / vnd dergleichen; in der Kirchen selbsten aber liegen viel Bischoffe begraben. Die Cron / Fahnen / Schildt vnd Schwerdt / so ausserhalb deß Chors in der Höhe hangen / sind hie blieben / als auff dem Reichstag Anno 1532. deß Königs auß Dännemarck / Christierni II. vnd Käysers Caroli V. Schwester Sohn / Johannes, bey 16. Jahren alt / allhie verschieden / dessen Ingeweyd / wie auch Käysers Maximilian deß Andern Hertz / nahendt beym hohen Altar / zur lincken / vnderhalb deß Sacramenthäußleins / im Chor begraben. Es seyn da allerley Heyligthumb / von Silber vnd Gold eingefaßt / schöne Kirchen-Zierd. Vnnd ist ein feines Kunststück an vnser Frawen Altar / bey der obern Thür / wie man vom Chor herab gehet / soll Albrecht Dürers Hand seyn; ist die Geburt Christi / mit einem Engels Chor / künstlich / in Form eines grossen Tempels / gemahlet. Es seyn sonsten auch schöne Altär da / vnnd kan man vom Thurn die Statt vbersehen. Auß den oberwehnten zweyen neben Kirchen / oder Filialn deß Thumbs / stehet S. Johanns Kirch an dem Bischoffs-Hoff / in welchem die Römisch Käyserliche Mayestät / wann sie allhie seyn / zu wohnen pflegen / vnnd der mit schönen kunstreichen Gemählden von innen vnnd aussen gezieret. Vnd ist besagte Kirch Ann. 1380. erbawet worden. In der andern / oder der alten Pfarr / so auf der andern Seiten am Thumb-Kirchhof stehet / pfleget man die Ehe einzusegnen / Kinder zu tauffen / auch Predigt / vnd andere Pfarrwerck / zuverrichten. Vnnd hat solches Stifft den Nahmen von dem vergitterten vnnd obgedachtem kleinen Kirchlein / vnnd Capellen / so noch heutiges Tags dieser grossen Kirchen einverleibt / gegen dem Kornmarckt herauß gehet / dabey nahend auf dem besagten Marckt ein dicker / starcker / vnd von altem Römischen Gemäwer / vnden herumb / noch ziemblich gesunder Thurn / von deme ein Schwibbogen in deß Hertzogen Hof geführet ist; vnnd wirdt gemeldte alte Capell /

[T31]
Topographia Bavariae (Merian) b 24.jpg

[73] unter der Stiegen / da man zu S. Michel hinauff gehet / gezeiget / vnnd in derselben 2. rothe Marmolsteinerne Säulen / darauf etwan Heydnischer Götzen Bildnüssen gestanden seyn. Dieses Capellichen hat hernach Käyser Heinrich der Ander / mit der gedachten grossen Kirchen / so hernach mit Bley bedeckt worden / eingefangen und erweitert; wie dann im Chor daselbsten beym hohen Altar zur Rechten / sein / des Stiffters dieser Kirchen / und seiner Gemahlin Cunigunds / Bildnüß / zur Lincken aber / neben dem Sacrament-Häußlein / das Marienbild / welches S. Lucas der Evangelist mit eigener Hand sol gemahlt haben / und durch gemeldten Käyser Heinrichen / von Rom / hieher gebracht worden seyn / wie die Schrift daselbst anzeiget / zu sehen. Vor dem Chor herauß ligt ein Herr von der Leiter / Namens Johannes / so ein Vicedom in Nieder-Bäyern gewesen / und Anno 1490. gestorben ist. Es seyn da auch 2. Römische Antiquitäten / oder alte Schriften / in Stein / eine auff dem versperrten Freudhof / gegen dem besagten Kornmarck / mit 4. Brustbildern / so ein Grab-Gedächtnüß; die ander an einem Pfeiler / wie man aus der Kirchen zum Creutz-Gang hinauß gehet / zur rechten Hand / so eine Gedächtnüß der Schlacht / zwischen dem Römischen Kriegs-Volk / vnnd den Bäyern / wie man sagt / bey Mozing / underhalb Pfetter / umbs Jahr Christi vier und neuntzig gehalten. Über der untern Kirchen-Thür / gegen der Pfaffen-Gassen ausserhalb / ist zu sehen / auch ein fein Stück / davon die Künstler viel halten / die Abnehmung unsers HErrn CHristi vom Creutz / und wie ihn seine Mutter beweynte / bedeutende. Es wird aber die besagte Pfaffen-Gaß die jenige genandt / so von hier auß / biß zu Weich S. Peter / oder dem Schotten-Closter / gehet / da es viel schöne herrliche Palläst / vnd Hauß-Capellen / der Thumb-Herren herumb; Item der Jesuiter Collegium, und Kirche / hat / an deren Eck man auch etwas vor eine Antiquität außgibet. Sonsten findet man hinter selbigen Jesuiter / oder S. Paulus Kirche / und Closter / gegen der Stattmauer / noch etliche Stück der alten Römischen Stattmauer; zur lincken Seiten aber / am innersten Thor der Stattmauer / wie man zum Thor hinauß gehet / ist auch ein Keller / daselbsten ein alte Römische Begräbnüß; und seyn daselbsten herumb noch mehr alte Sachen.

Nach gemeldtem Thumb / und was darzu gehöret / ist vors ander das berümte Closter des Heil. Emmerammi / ins gemein S. Emmeran / und Haimeran / genandt / zu sehen / welcher Heil. Mann darinnen ruhet. Er ist von Poictiers aus Franckreich / GOttes Wort zu predigen / umbs Jahr 640. in Bäyern kommen. Als aber Hertzog Diethen des Vierdten oder Fünfften in Bäyern Tochter / die Utta / durch einen Ritter / Namens Sigebald / oder Segebot / geschwängert wurde / ziehe sie solches S. Emeran / daher ihr Bruder Lambert / oder Lamprecht / zur Rach solcher Schmach / den Heil. Emmeramm / so gleich auff der Reise / nach Rom war / Anno 652. zu Helffendorff / (so vom Käyser Othone M. hernach dem Closter S. Emmeramm gegeben worden ist /) in Ober-Bäyern / umb Mönchen herumb / zwischen der Isar und dem Im / erschlagen hat. Als aber dieses heiligen Manns Unschuld offenbahr worden / wurde er gen Regenspurg geführet / und ausser der Statt / in Sanct Georgen Kirchen begraben / allda Hertzog Dieth hernach ein grosses Closter und hohe Schul / Benedictiner Ordens / stifftete / die zu S. Peter und S. Haimeran / genandt worden / alda die Bischoffe lang gehauset / und Apollonius / zum ersten / umbs Jahr 697. die Griechische Sprach gelehret hat. Käyser Arnolph / der diese Statt mercklich erweitert / hat dieses S. Emerans Closter / so vor der Zeit / wie gemeldt / ausserhalb der Stadt lag / in die Stadt eingeschlossen; der / wie auch sein Sohn / Käyser Ludwig / neben ihm / wie Theils wollen / im Chor alhie / begraben ligt / und dessen Burg am Jacobs Hof gewesen / wo der alte Thurn noch davon stehet / und die Gegend herumb in Arles / das ist / Arnolphs Winckel / genennet wirdt. Es ist dieses Closter S. Emmerammi dem Röm. Reich / so viel das Weltliche anbelangt / unmittelbar unterworffen / von dem es auch seine Regalia zu Lehen trägt. Und wird der Abbt allhie von den Käysern Alberto I. Henrico VII. Wenceslao und Ruperto, [74] in ihren Belehnungen / ein Fürst deß Reichs genandt. Käyser Ludov. IV. schreibet ihme also: Unserm lieben Fürsten Alberto, Abbt zu S. Haimeran zu Regenspurg[WS 1] / im Jahr 1332. wie dieses / vnd anders mehr / beym Hundio, in Metr. Salisb. tom. 2. sub rub. S. Haimerani Monasterium fol. 368. zu lesen. Es ist vor der Abbtey heraussen der schöne inwendig von gantz Bley außgeführte Brunn / mit springenden Wassern / unten herumb mit der 7. Churfürsten Wappen / zu sehen. Bey dem Mäyntzischen ist das Wahrzeichen ein Kindlein mit sechs Fingern / oben auff dem Stock die Bildnuß eines Käysers / in einem gantzen Küriß. Vor der Kirch herauß / auff dem äussern / und gemeinen Freudhof / stehet der schöne und gewaltige Glocken-Thurn / von herrlichen Quaderstücken / soll bey 15000. Gülden darüber gangen seyn. In der Kirchen weiset man deß Heil. Dionysii Areopagitae Grab / welchen obgedachter Käyser Arnolph / nach der Schlacht mit den Nordmannen gehalten / hieher gebracht / nachdeme desselben Gebein ihme Graf Otho von Angiers vnd Pariß / auß dem Sächsischen Witekindischen Stammen / deß jungen Königs in Franckreich Vormund / entweder geschenckt / oder geschickt hat. Hierüber sich dann ein Streit zwischen denen von Regenspurg / und den Mönchen zu S. Dionys in Franckreich / erhaben / der eine lange Zeit gewäret / biß Papst Leo der IX. ein Teutscher / so An. 1049. erwöhlet worden / denselben erörtert / und den Mönchen zu S. Dionyß in Franckreich / gebotten / daß sie die Leuthe nicht betriegen / und sagen sollten / als ob sie den H. Dionysum hätten / daran sich aber die Frantzosen nicht gekehret. Man gibt gleichwol zu / daß die in Franckreich einen Finger davon haben / darfür der Käyser Arnolph / nach dem er S. Dionyß schon dem Closter zu S. Emeran übergeben gehabt / demselben seinen gantz gülden / vnnd mit 150. Türckis versetzten Altar / den man tragen können / wie auch ein Evangeli Buch / von welchem hernach / geschencket habe. Aber man lese / was Andreas Brunner. part. 2. Annal. Boicorum p. 336. hievon / und wie der Käyser solchen Heiligen bekommen; und was hergegen / und umb was / die zu S. Denis, etwan von solchem erlangt haben / schreibet. Obgedachter Papst Leo, als er An. 1052. (al. 50) hie war / hat er die Dielen oben in dieser Kirchen mahlen lassen / da sonderlich ob dem Chor auß der Offenbahrung S. Johannis / zu sehen / wie der Antichrist / in der Christenheit hausen solle. Es ruhet in dieser Kirchen auch S. Wolffgang / welcher zwölff Jahr alhie Bischoff gewesen / und An. 994. den letzten Octob. [WS 2] gestorben ist. Oberhalb seines Grabes / im Winckel / ligt der Bischoff / unnd Abbt Tuto, weyland Käysers Arnolphi Cantzler; dessen Thaten besagter Brunner d. part. 2. pag. 414. seq. beschreibet. Zu allernächst dabey / oberhalb der Thür / wie man zum Creutzgang hinein gehet / ist ein schöne / lustige und kunstreiche Tafel / daran die zween S. Johannes der Täuffer / und Evangelist / artig abgemahlet / sampt einer schönen Landschaft / die Albrecht Altorffer / deß Raths allhie / gemahlet hat. Im Creutzgang seyn allerhandt schöne Sachen / Gemählde / und Capellen / und unter anderm ein erhebter Stein / mit einem steinern Jungfrau Bild / so ein Antiquitet. In der Capell S. Benedicti, wie auch in der Abbtey oben / für dem Saal herauß / seynd die Aebbt alle nacheinander gemahlet / in Brustbildern / und wie lang ein jeder gesessen. In der gedachten Kirchen / in S. Emerans Capellen / ist ein gemalte Geschicht zusehen. Im Chor ligt Graf Babo von Abensperg / der 32. Söhn und acht Töchter gehabt hat / beym hohen altar / ist Anno 1020. den 5. Martii gestorben. Es soll hierinn auch begraben ligen / der verstossene Frantzösische König Hulderich / so A. 751. ein Mönch hat werden müssen. Besihe aber hievon / und andern Personen / so in diesem Closter begraben ligen sollen / tom. 2. Metrop. Salisb. Hundii folio 360. seqq. et 371. in Beschreibung dieses Closters / daselbsten auch fol. 368. seqq. die Aebbte desselben stehen. In der Sacristey / hinder dem hohen Altar / seynd die alten Privilegia und Stifftungen der Käyser Caroli M. Ludovici Pii, und anderer; Item das obgedachte berümbte Buch / in welchem von 2. Brüdern / Priester Beringer und Leithart / Anno 870. die vier Evangelisten Lateinisch / mit alten von halb Lombardischer Schrift / [75] güldenen Buchstaben beschriben sind; ist von aussen mit grossen Edelgesteinen / vnd gülden Leisten / sampt dem Siegelring Käyser Arnolphs / herrlich gezieret / vnnd vom Käyser Carolo Calvo, der fornen im Buch gemahlet stehet / zu schreiben befohlen worden. Es ist noch ein älteres Buch vorhanden / auch Lateinisch / von einem neuntzig jährigen Bischoff / mit alten seltzamen Buchstaben / Anno 754. geschrieben. Es soll auch das dritt alte Buch da seyn / vom Leben vnnd KriegsThaten Attilae, deß Hunnen Königs. Item / so wird allda / aber nicht einem jeden / ein köstlicher grosser Schatz von herrlichen güldenen / vnd mit Edlensteinen versetzten Kelchen / Monstrantzen / Caseln / Abbts Hüten / Stäben vnd dergleichen / wie auch die silberne Apostel / der stattlich grosse Altar / ein gantz güldenes / vnnd mit allerley Edelstein versetztes Creutz / in welchem dreyerley Holtz / von dem Creutz Christi / so nicht einerley Farben: Item Haar von der Jungfrawen Maria / vnd S. Johann dem Täuffer; Item etwas von der dörnen Cron / eine grosse Greiffenklaw / gleich einem Ochsenhorn / in Gold eingefaßt / vnd dergleichen gewesen. Es wirdt auch in der Kirchen ein finsterer Orth gezeiget / daselbst etliche tausendt Märtyrer liegen sollen. Der Altar in dem Chor ist auff ein Bühel / vnd Höhe erbawet / allda viel Heylige Märtyrer jhr Blut vergossen / vnd von den unglaubigen Römern vnd Bäyern / sind hingerichtet worden / dahero auch noch heutiges Tags diese Höhe der Marterbühel genandt wirdt / vnd ist vnden drunter eine schöne lustige Capellen / mit sechs Altarn. In der Abseiten / ausserhalb deß Chors / gegen Mitternacht / liget der Hertzog Henricus Rixosus; vnd in dem GottesAcker / oder inneren Freudhoff / gegen dem GlockenThurn hinauß / der weitberühmbte Historicus, Johannes Aventinus, begraben / so den 9. Januar. Anno 1534. im 68. seines Alters / gestorben. Ist der Mühe wol werth / weil er sich / vmb das gantze Hochlöbl. Hauß Bäyern / diese Statt / vnnd andere / wol verdient hat / daß man seine Grabschrifft / sampt seinem Brustbilde / in Stein gehawen / auch beschawe / wann man einen anders darzu kommen läßt; weil er auch seine Mißgönner / Tadler vnd Feinde / hinderlassen. Er hat ein Zeitlang allhie in dem Eckhauß / bey den 4. Eymern / gegen dem Judenstein vber / gehauset. In Summa / es ist dieses ein gewaltiges Closter / welches Kirchen Gebäw gleichwol durchs Fewer nit geringen Schaden genommen hat / im Jahr 1642. Es ist der Herr Abbt in dem Gesitlichen allein dem Papst vnderworffen; deme er deßwegen jährlich ein gewisses Gelt geben solle. Der jetzige heist Placidus.

Von S. Haimeran / oder Emmeram / nach welchem das berühmbte Closter in der Statt Regenspurg den Namen hat / schreibet Aventinus, lib. 3. Annal. Bojorum, fol. 162. deß Baßlerischen lateinischen Trucks / vom Jar 1615: daß er von Pictavia, einer Statt des Nordgöwer / deren Hieronymus gedencke / bürtig / vnnd selbige Statt / vor Zeiten / eine vornehme Römische Colonia, vnd damalen ein Bäyrisches Stättlein gewesen / zu seiner aber / deß Aventini, Zeit / Meyer Höfe daselbsten gestanden seyen. Habe / vor Jahren / ansehenliche Fürsten gehabt / so das Closter Varenpach / oder Variopagum, in dem vndern Vindelicia, oder Bäyern / nahendt ihrem Schloß Neuburg / an dem Gestande deß Inns / gestifftet / vnnd gebawet; daselbst sie auch begraben ligen thäten. Hergegen will Rader. vol. 1. Bavar. Sanctae, in deß besagten Heyl. Emmerammi Leben / daß er deß Königs in Irrland Sohn / vnd zuvor daselbsten / zu Ardakaden / Bischoff gewesen; vnd von Pictavia, oder Poctiers, auß Franckreich / GOttes Wort zu predigen / vmbs Jahr Christi 640. in Bäyern / kommen seye. Was deß Heyligen Dionysij Cörper / in dem besagten S. Emmerams Closter allhie / anbelangt / so schreibet gedachter Matth. Rader. dict. vol. I. pagin. 119. das S. Leo IX. der Papst / (so Anno 1054. gestorben) als er zu Regenspurg sich auffgehalten / durch offensichtliches Außschreiben / so bey dem Baronio zu lesen / erkläret habe / daß allhie deß H. Dionysij Cörper / dem Käyser Arnolph / vor Zeiten / heimblich von Pariß hinweg / vnnd ferners hieher auff Regenspurg gebracht / auffbehalten werde: der Historienschreiber / Rigordus, ein Frantzoß / so vnder König Philippo, Ludovici Sohn / geschrieben / lege sich außdrucklich darwider / vnnd lehre / daß der H. Dionysius zu [76] Paris verwahret werde; auch selbiger nie von dannen hinweg kommen; vnnd daß das obgedachte Päpstliche Schreiben / von den Bäyern / erdichtet worden seye: Otho Frisingensis lasse diese Sach / wie es das Ansehen / dahin gestellt seyn / wisse aber nicht / warumb? Er Raderus aber / hält es / im übrigen / mit den Regenspurgern / wider die Frantzosen. Dabey noch dieses zu erinnern / daß der H. Dionysius, so für den ersten Parisischen Bischoff gehalten wird / nicht der Dionysius Areopagita, (vmb den der Streit ist / vnd den die Mönch zu Emmeram in Regenspurg zu haben glauben) sondern ein anderer gewesen. Dann der sehr fleissige Frantzösische Geschicht-Schreiber Gregorius, Bischoff zu Tours meldet / daß Dionysius, der Bischoff zu Paris / in Franckreich / vmbs Jahr Christi 251. kommen seye / als Decius, zum andernmal / mit Grato, Burgermeister (zu Rom) gewesen / da obbesagter H. Dionysius Areopagita, schon lang zuvor gestorben war. Vnter den Aebbten deß gemeldten Emmerams Closter / seyn auch gewesen / S. Ramuoldus, der Anno 1001. im hundersten Jahr seines Alters / gestorben: Item B. Adalbertus, oder Albertus, der vmbs Jahr 1177. gelebt; vnter welchem dieses Closter verbronnen ist. Die Heylige Jungfraw Aurelia, Königs Hugonis Capeti in Franckreich Tochter / so ihre Eltern verlassen / vnd / als eine Walfarts Schwester / hieher / zum gedachten Abbt Ramuoldo kommen / vnd vmb ein Allmosen gebetten / aber von ime gekant / vnd mit irem Willen eingesperret worden / vnd / nach 52. Jahren / nemblich Anno 1027. gestorben / ligt auch allhie / mit dieser Grabschrift:

Hic pia florescit Aurelia Virgo sepulta,
Quae poenas nescit, coeli dulcedine fulta;

Wie offtgedachter Raderus, an angezogenem Ort / berichtet.

Nach diesem Closter ist zu sehen das Käyserliche gefreyte Stifft NiederMünster / dessen Fr. Aebbtissin der Zeit Fraw Anna Maria heisset. Es hat solches (darinn ein herrliche schöne Kirchen) Käysers Othen deß ersten Bruders / Henrici, Gemahlin / Judith / Hertzogs Arnoldi, oder mehrers Arnulphi, (den man vnrecht den bösen nennet) in Bäyern Tochter / gestifftet / die auch darinn begraben ligt; vnnd ist von solchen Hundius tom. 2. Metrop. Salisburg. fol. 589. vnder dem Titul NiderMünster zu lesen. Ligt etwas nidriger / vnnd tieffer bey der Thonaw / hart hinder dem Thumb Freydhoff. Ward begabt vom Käyser Ottone dem Andern / dessen Mutter Fraw Adelheit / alsbald im Eingang der Kirchen / begraben ligt. An der Wand ruhet S. Erhardt / (der ein Bischoff zu Arkada, einem Stättlein in Irrland / gewesen / vnnd Anno 753. gestorben / der auch Eberhardus vnd Arionardus genennet werde / wie Raderus in Bavariae Sanctae vol. 1. schreibet /) zur lincken Seiten / wie man in die Kirch / zum Creutzgang hinein gehet / wird in seiner Grabschrifft / Bischoff zu Nardian genandt / gebohren auß Schottland / der Sanct Ottilien getaufft habe. Vnd ist er der dritte Heylige / so in Regenspurg ligen. Vnd hat ob ihme sein Gesell / Albertus, Ertzbischoff zu Cassello, sein Ruhestatt; Item Fraw Geisel / Hertzogs Henrici II. in Bäyern Gemahlin.

Ferners das OberMünster / so auch ein Käyserliches Adeliches Stifft / deren Fraw Aebbtissin jetzt Catharina Praxedis heisset. Fraw Hemma / ein Gemahlin König Ludwigs deß Ersten in Bäyern / hat solches Closter etwas besser erbawet / oder gestifftet. Ein Mönch zu S. Emeram / Nahmens Christophorus / hat etliche Beweiß / daß Sie zu S. Heimeran / neben S. Achatii Altar / begraben worden / wie in einer uns mitgetheilten Beschreibung stehet. Aber die zu OberMünster sagen / Sie lige bey ihnen im Chor. Vnd dieses bezeuget ihr Sohn / Käyser Carolus Crassus selbsten / in einem Brieff / so Anno 886. geben worden ist. Vnd vermeynet Aventinus, daß der Grabstein / den die zu S. Emeran / in ihrem Closter / weisen / möchte Käysers Arnolphi Gemahlin der Utae oder Juthae, Grabstein seyn.

Im Closter OberMünster / auch zu Regenspurg / ligt der Cläusner Muricherodachus, ein Irrländer / so vmbs Jahr 1080. gelebt / vnd der erste vnter allen gewesen / so / auß [77] demselben Volck / nach Regenspurg kommen / vnd allhie / zu gedachtem OberMünster / sich ewig einschliessen lassen / allda er auch / im Gebett / vnnd strengem Leben / auff ein hohes Alter / ehe er gestorben / kommen. Ihme hat gefolget der H. Marianus, deme S. Peters Closter ausser der Statt erbawet worden; vnd zu welchem mehrere auß Irrland kommen / daß noch ein anders / nemblich S. Jacobs Closter / für die Irrländer / so man ins gemein Schotten genandt / in der Statt selber / auffgerichtet worden; auß welchem hernach viel andere zu Würtzburg / Wien / Eichstat / Nürenberg /etc. entstanden seyn. Vnd ist also besagter Muricherodachus, der erste Stein / vnd Grundfeste aller deren / den Schotten / oder Irrländern / zum besten / im Teutschland erbawten Clöster; wiewol er auß seiner Höle / oder Keficht / nie kommen ist. Vom vorernandten H. Mariano schreibet besagter Raderus, volum. 2. Bavariae Sanctae, pagin. 222. daß selbiger Schott / oder Irrländer / auß S. Benedicti Gesellschafft / zu Weih S. Peter / ausser der Statt Regenspurg / Anno 1088. oder vmb selbige Zeit / gestorben seye; vnnd also er nicht der berümbte Zeitbeschreiber Marianus gewesen / der auch / zur selbigen Zeit / zu Fulda / vnnd anderswo / gelebt / vnd gleiches Vatterland / mit dem Obern / gehabt hat; aber Anno 1086. zu Mäyntz gestorben ist. So wider die / so beyde Marianos vermischen / zu mercken.

Gedachter beyder Clöster Nonnen seyn keiner andern Regul / oder Orden / nicht / als dem Gehorsamb / vnderworffen / dörffen auß- vnd eingehen / sind vnversperrt / mögen sich alle / ausser der Aebbtissin / verheurathen / sind zwar in einer Ringmawer / aber wohnen vnd essen besonders / schlaffen auch besonders / vnd nicht in einer Kammer besammen; vnnd haben also grosse Freyheit. Was aber hiebey gedachter Wiguleus Hund erinnert / das ist in tom 3 Metrop. Salisburg. gleich zu Anfang / vnd in Beschreibung OberMünster zu lesen; daselbst er auch sagt / daß diese beyde Clöster dem Röm. Käyser in Weltlichem; in Geistlichem aber dem Bischoff zu Regenspurg / als dem Ordinario loci, vnderworffen; vnd seye der Hertzog in Bäyern ihr Advocatus. Es ist denckwürdig / daß in dieser einigen Statt Regenspurg / fünff Stände deß Reichs seyn / nämblich der H. Bischof / der Abbt zu S. Emeran / die beyde Aebbtissin zu Nieder- vnd OberMünster vnd dann die H. Cammerer / vnnd Burgerschafft der Statt. Nach disen kompt die Newe Pfarr / auff dem grossen Platz / gantz abgesondert von den Häusern / vnd mitten in der Statt / gelegen. Ist vorhin ein Capell zur schönen Maria genandt. Es sollen die Juden schon vor Christi Geburt allhie gewohnt haben / wie sie dann / als man sie Anno 1519. da außgeschafft / sich beklagt / vnd vorgeben / daß sie / vnd ihre Vorältern bey 1800. Jaren / neben den Teutschen / allhie gehauset hätten. Ihr Synagog stunde / wo jetzt die gedachte newe Pfarr ist / allda auff dem Platz ein MarienBild vor diesem gewesen. zu welchem Anno 1516. eine grosse Walfahrth geschehen / vnnd ward anfänglich demselben zu Ehren ein schlechtes / vnd hültzern Capellen auffgerichtet / welches aber hernach / als die Juden / wie gesagt / auß der Statt vertrieben / steinern / vnd zu einer herrlichen Kirchen erbawet worden. Von dem Jahr 1523. ereygnete sich die Evangelische Lehr länger je mehr allhie / vnd reyseten die Bürger gen Saler / vnd Peretzhausen / da die vom Adel allbereit ihre Evangelische Prediger hatten. Peretzhausen gehörete Bernhardt Stauffern / so ein Hauß allhie / gegen Ober-Münster vber hatte / so noch der Stauffer Hoff heisset / in welchem er predigen ließ / ward aber folgends von E. E. Rath / auß gewissen Vrsachen / eingestellt; aber Anno 1542. eine Bottschafft / von demselben nacher Mönchen geschickt / vnnd darauff dise newe Pfarr eröffnet worden; in welcher / der Zeit 2. schöne Stück / als die Stifftung deß H. Abendmahls / vnd die Außführung Christi / zu sehen / welchs letztere Stück 400. Gülden kosten solle. Vnd haben solche Kirch noch die Evangelische innen. In einer geschriebenen Verzeichnuß stehet / daß Anno 1522. die Strittigkeit / wegen der Capell / jetzt die newe Pfarr genandt / zwischen dem Bischoff / vnd der Burgerschafft / zu Mönchen verglichen / vnnd solche Capell / sampt dem Gefäll / dem Bischoff gantz ab: Hergegen ihme 1000. fl. derenthalben zugesprochen worden. 6. Das S. Paul Closter / von S. Wolffgang / [78] Bischoffen allhie / vnd Hertzog Henrico Rixoio, in Bäyern Anno 994. für edle Jungfrawen erbawet / deren erste Aebbtissin seine Tochter Brigitta gewesen / so ein eingezogen / stilles / vnd züchtiges Leben / geführet; wiewol sie frey gewesen. Aber Anno 1589. seyn diese Nonnen / durch die Jesuiter / vertrieben / vnnd von ihnen dieses Closter / zu einem Collegio, gantz new auffgebawet worden. 7. 8. Das Prediger Closter / zu S. Blasio, hat vmbs Jahr 1216. seinen Anfang von einem Truchsessen von Eckmüll / so darinn begraben ligt / bekommen. Es ist allda deß Alberti M. Bischoffs allhie / Cathedra, vnd Auditorium, wegen der Antiquität zu sehen. Thomas Carve, ein Irrländer / schreibet im 2. Theil seines Reyßbüchleins / am 47. Capitel / vnnd 162. Blat / also: Käyserlicher General Commissarius Ossa hat einen sehr schweren Todt gehabt / vnd ist 4. Tag vor seinem endlichen Hintritt sprachloß gelegen / hat allen Religiosen eine stattliche Baarschaft per testamentum legirt, vnd ist sein todter Leichnamb mit grosser Pomp zu Regenspurg in der Dominicaner Kirch beygesetzt worden. Es haben der Augspurgische Confessions Verwandte / lange Zeit / den vordern Theil dises Closters Kirchen / das lang Hauß genandt / zu ihrem Exercitio inngehabt; vnd hat das Closter sich den 24. Maij An. 1568. mit der Statt / so die Materialien / zu besserung deß Dachs der Kirchen / hergeben / vergliechen / selbige Kirchen ihr der Statt ferners / zu Verrichtung ihres Gottesdiensts / vnverhindert zu lassen: Es hat aber lange Jahr / solcher Kirchen halber / Strittigkeit mit den H. Provincialn / Priorn / vnd Convent / geben / biß Anno 1625. im Septemb. zum Vergleich ein Anfang gemacht / den 1. Julij Anno 26. solcher getroffen / vnd an denen sechs tausendt Gülden / so das Convent der Statt / für die Recompens / auff 3. Fristen zu bezahlen gehabt / die letzte vier tausendt Gülden / (so der Spanische Ambassador hergeben / vnd geschenckt / vnnd deßwegen ihme zu Ehren einMonumentum an die Säulen / da zuvor der Evangelische Cantzel gestanden / vom Convent auffgerichet) im 1630. Jahr erlegt worden seyn; vnd hat E. E. Rath vnd Burgerschafft / darauff den 28. Junij / selbigen 30. Jahrs / die besagte Kirchen dem Orden gegen beyderseits Quittung / gutwillig abgetretten / vnd ist hernach den 5. Decembris Anno 1631. die newe Kirch / zur H. Dreyfaltigkeit / zu welcher man den 4. Julij Anno 1627. die erste Stein gelegt hat / eingeweyhet worden / welches dann die andere / vnd gröste der Evangelischen Kirche allhie ist; die auch 9. die dritte / nämblich S. Oßwalds / haben / so Anno 1634. die Carmeliten ingehabt / aber / wegen ihrer scharpffen Predigten / vom Bischoff Conraden vertrieben worden / vnd auf Straubing / allda sie noch / gezogen seyn.

Ihre Herren Superintendenten werden in folgender Ordnung gezehlet. 1. Doctor Hieronymus Nopus, Anno 1543. 2. M. Nicolaus Gallus, Anno 54. 3. M. Josua Opitius, Anno 1570. 4. M. Bartholomeus Rosinus, Anno 1574. 5. M. Anshelmus Hagenlous, Anno 1591. 6. M. Johannes Coementarius, Anno 1609. der deß Jahrs 20. sich nach Blaubeuren begeben. 7. M. Sebastianus Hemminger / Anno 1620. so im Jahr 28. gestorben. 8. M. Johannes Münderlin / Anno 28. der zu Ende dises Jahrs die Welt gesegnet. 9. M. Salomon Lentzius, Anno 29. der Anno 47. an S. Matthaei Tag / gestorben. 10. Doctor Balthasar Balduinus, Anno 49. so Anno 1652. verschieden. 11. M. Sigismundus Christophorus Donauer / der jetzige Superintendens.

10. Der Augustiner / oder Augustinianor. mendicantium, Ordinis S. Augustini Eremitarum, Closter mitten in der Statt / von den Bürgern vmbs Jahr 1269. erbawet (wiewol die Capell daselbst iren Anfang zeitlicher genommen / vnd solche Anno 1255. eingeweyhet worden ist;) allda man vorhin das Vieh geträncket / vnd abzuschwemmen pflegte / dergleichen noch jetzt / auff Sanct Jacobs Hoff / vnd zu S. Emeram geschiehet. Hat ein Thürnlein von lauter Quaderstück / von Grund auß / biß auff den höchsten Gipffel / artig und kunstreich erbawet / davon gefragt wird / wo in der Statt der Thurn sey / so kein Dach habe? soll erst 1373. erbawet worden seyn. 11. Zun Barfüssern / oder Franciscanern / da vorhin das Kirchlein zu S. Salvator, vnd etliche vornehme Fürst- vnd Gräffliche Palläst gestanden / darauß diß Closter [79] umbs Jahr 1226. entsprungen. Allhie ist die alte Begräbnuß der von Paulstorff / deren der letzte Anno 1597. gestorben. Es ligt auch da in der Kirchen Bertoldus, ein Mönch diß Ordens / zu Regenspurg gebohren / von deme man schreibt / daß vber die 60000. Menschen seine Predigten angehöret haben / vmb das Jahr Christi 1250. so Anno 1272. gestorben. Sein Grab allhie wirdt noch von den Inwohnern / und auch den Ungarn in Ehren gehalten; wie in tom. 2. Metrop. Salisburg. fol. 344. stehet. Besihe auch von ihme Brunnerum part. 3. pag. 773. seq. und sonderlich pag. 840. seqq. 12. S. Jacobs Closter / Anno 1120. geweyhet / daselbsten Fraw Bertha / Bischoff Othens zu Freysing / deß Historici, Schwester / so Anno 1141. gestorben / ruhet. Es ist ausserhalb der Stadt / gegen Mittag / da setzt der Burger Freudhof / zu Weih S. Peter genannt / umbs Jahr Christi 1074. für etliche gelehrte fromme Schott- und Irrländer / ein Clösterlein / von etlichen reichen Bürgern allhie / zu Ehren Sanct Peters gebaut / und S. Peters Weih / und hernach mit umbgekehrtem Namen die Weih S. Peters / oder Geweicht S. Peter / S. Petrus consecratus, genannt worden / wie man den Orth / und das Thor dabey noch heutiges Tags nennet. Folgendes wurde ihnen von vornehmen Standts Personen ein anders und grössers / nähmlich obbesagtes S. Jacobs Closter in der Stadt gebauet: Das gedachte Clösterlein Weih S. Peter aber / ist Anno 1552. nidergebrochen worden auff den Boden; in dem Freudhof stehet gleichwol ein kleines Capellen / darinn ein steinern Grab / ein Muster deß Heiligen Grabs zu Jerusalem Länge vnd Breyte seyn solle.

Von gedachtem Closter Weih S. Peter meldet er Raderus also: Praedicta aedes extra pomerium hodiè nulla est, Anno 1552. cum aliis nonnullis templis, praetextu belli, funditùs eversa, et in Ossarium haereticorum demum conversa; atque ita cum Coenobio, simul memoria B. Mariani penè tota, deleta, et abolita est, etc. 13. Der Capuciner. 14. Der Neuen Carmeliten / oder Patrum Carmelitanorum discalceatotum, so vor kurtzer Zeit hieher kommen / und in S. Leonhards Stifft / dem Teutschen Orden gehörig / eine Zeitlang sich auffgehalten / aber folgends selbsten ein Closter und Kirch / erbauet / so Anno 1641. in währendem Reichstag / von dem Herrn Bischof allhie eingeweyhet worden. 15. S. Clarae / ein Nonnen Closter / allernächst bey den Baarfüssern / so zuvor S. Maria Magdalena / der Büsserin geheissen / die Anno 1286. ihre Ordens Regul verändert. 16. H. Creutz-Closter / gegen dem Niedergang gelegen / Anno 1237. auß dem verfallenen Kirchlein S. Sixti gestifftet / und gleichsam zu einem Spital / oder Krancken-Hauß / für die Nonnen / gebauet. Und diese beyde Clöster seyn versperret. Es seyn auch mehrere Kirchen und Capellen / und wie theils sagen / so viel / als Tag im Jahr seyn / allhie. Item zwey Teutsche Häuser mit Kirchen und Thürnen wol staffieret / deren das eine zu S. Aegidio, ins gemein das Teutsche Hauß; und das ander / wie hie oben gemeldt / zu S. Leonhard genennet wird / in welchem letzten vor diesem die Commendatorn deß Teutschen Ordens ihren Sitz gehabt / den sie aber folgends / wegen geringen Einkommens / nach Münster / an die Altmühl / ins gemein Altmühl-Münster genannt / oberhalb dem Flecken Rietenburg gelegen / (so die Graffen Heinrich / und Otto / Gebrüder / Grafen von Rietenburg / Burggrafen zu Regenspurg / vor Zeiten den Tempelherren erbauet hatten /) verlegt haben im Jahr 1311. Item / wolbestellte Spitäl / Seel- und Brechhäuser. So hat es auch ein stattliches Gymnasium, die Poeten-Schul genannt / für der Augspurgischen Confession-Verwanthe / alda. Ist ein weiter grosser Stock / von 3. Dachungen / gerings umbher von andern Häusern abgesondert / in dem über sieben grosse Gemach / und Stuben / auch 2. grosse Sääl für die Schuljungend / und noch drey oder vier Haußhalten darzu Raum genug haben / so mit Stuben / Cammern / Gewölben und Kellern / genugsam versehen.

Es ist auch daselbst ein schön lustiges Gärtlein / welches von allerley Biblischen Historien und Wappen an der Mauer / umb und umb in den Gängen gezieret ist. Ligt zwischen den Predigern / und der Müntz / bey der neuen [80] Kirchen zur H. Dreyfaltigkeit. Hat etwan Edelleuten / deren etliche Käys. Statthalter und Hauptmänner alhie gewesen / zugehört / als ihre Wappen gemahlet / und an der Ecken in Stein eingehauen / noch anzeigen / so hernach Anno 1531. von E. E. Rath erkaufft / und über etlich Jahr zur Lateinischen Schul / so folgends 6. Classes bekommen / verordnet / und die Poeten-Schul vielleicht daher genandt worden / daß solch nutzlich Studium der Poeterey / neben andern / bey der Jugend auch fleissig sol getrieben werden. Die benachbarte Städt in Bäyern / die auch etwas auff die Studia wenden /pflegen den Obristen der Schul / oder Rectorem, den Poeten zu nennen. Es hat bey dieser Poeten-Schul / eine gemeiner Stadt wol außstaffirte Liberey. Das Thumb-Capitel / die Franciscaner / Dominicaner / und sonderlich S. Emmerammi Closter / haben auch schöne alte Bibliotheken; ingleichem die Jesuiter mit Büchern wol versehen seyn. So gibt es auch für die arme Knaben gute Gelegenheit / und für die Bürgers Kinder Stipendia: Item gute Teutsche Schulen / und stattliche Rechenmeister auch allerhand Exercitia.

Was die Weltliche Gebäu anbelangt / so seyn deren viel alte / und prächtige. Dann weilen Regenspurg vor Zeiten eine gewaltige Handels- und viel lange Jahr die Hof-Stadt der Bäyerischen Fürsten / und die Bischoffe / und andere vormehme Herren / stäts umb die Hertzoge gewesen / so haben dieselbe / als der von Saltzburg / Brixen / Passau / Freysing / Augspurg / Aichstadt / Seccau / und Bamberg / grosse und ansehnliche Palläst / ingleichem auch andere Herren weite Häuser und Gebäu / mit ihren hohen Thürnen / wie noch zu sehen / erbauet. Hat einen grossen Adel / und viel alte Geschlechter / alhie geben. Und weiß man / daß umbs Jahr 1320. der Rath meistentheils von Adels-Personen besetzt gewesen / deren Geschlecht noch neulich etliche in der Pfaltz vnd Bäyern gewohnet. Unter andern seyn bekandt / die Auer von Premberg / die Kratzer / Baldwin / von Berbing: welche dann nicht schlechte Häuser gebauet. Es hat auch ein Königliche Burg / umb die Gegend der Capellen S. Benedicti / am Königshof genandt / gehabt: Item ein Käyserliches Schloß / am S. Jacobs-Hof / gegen dem grossen Zeughaus über / da noch ein alter starcker Thurn / deß Käysers Thurn genandt / stehet; und hart an demselben das enge Gäßlein / dadurch man zum H. Creutz Closter gehet / der obgedachte Arles Winckel genandt / und seyd noch am besagten S. Jacobs Hof etliche ansehnliche Behausung / darinnen die Käyser ihr Herberg gehabt. Und lag Anno 1556. gegen dem Jacober Closter über / bey der Prediger Mönch Kirchen / im grossen weiten Hauß / Käyser Ferdinand. I. und An. 1594. der Churfürst von Trier. In der Auer Hauß / bey der neuen Uhr / lag Käyser Adolph / Anno 1294. und Anno 1597. die Hessisch-Landgräfische Bottschafft. Der Hertzogs Hof hinter dem Thumb / auff dem Kornmarckt / behält noch heutigs Tags den Namen. Chur-Pfaltz hat vor diesem 2. Höf alhier gehabt / einen gegen S. Emerams Closters über / so aber folgends umb ein gewisse Summa Gelds / zum selben Closter erkaufft worden; und den andern bey der höltzern Brück / da man in den Untern-Wörth gehet. Es hat auch alhie ansehnliche Zeug- und Kornhäuser / oder Speicher / sonderlich den Traidkasten / Lär den Beutel genant / Saltzstädel / Fisch- Korn- Obst- und Holtzmärckt: Fleischhauß / Ballenhauß / stattliche Gasthäuser / lustige Gärten / schöne gemeine Bäder / grosse und weite saubere Gassen und Plätz / in denen fast überall Röhrkästen / mit springenden Wassern / gefunden werden. Viel verwundern sich über den zwiefachen / und in einander geflochtenen oder geschlossenen Schnecken der Capellen S. Simonis und Judae, beym Rahthauß / oberhalb deß Schwibbogens / und Gewölbs / so man auff die Heyd gehet / im Jahr 1050. (al. 1052.) vom Papst Leone IX. geweyhet / in welchem 2. Personen auff einmal etliche Staffeln zugleich aufwarts gehen / und doch keine die ander weder sehen / noch anrühren kan / die so dann auff dem obern Theil der Capellen wider zusammen kommen. Dergleichen zwiefacher Schneck ist auch in der neuen Pfarr / da man auf den Chor gehen wil. Im besagten Rahthauß ist der schöne weite Saal zu sehen / auff welchem der Käyser sampt Chur-Fürsten / und andern Ständen des Heil. Reichs /

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[81] sich zu samblen pflegen / vnnd da ein lustiger Prospect / biß auff den Platz ist / da die Wände vmb vnnd vmb mit herrlichen Tapezereyen / vnnd gestickter Arbeit / vmbhänget / die Stül vnnd Bänck mit gülden / silbern / sammeten vnd seidenen Stücken vberlegt / vnnd alles auffs herrlichst vnnd prächtigst pflegt gezieret seyn. In der Rathstuben ist / vnter anderm / auch ein fein Kunststück / vnnd Abbildung der Tugenden / so zu einem wolbestellten Regiment gehören. Ehe man zur Rathstuben hinein gehet / stehen auf einer schwartzen Tafel folgende Reimen / mit güldenen Buchstaben geschrieben / dadurch die Herren deß Raths gleichsamb täglich ihres Ampts erinnert werden.

Ein jeder Rathsherr / der da gaht
Von seines Ampts wegn in den Rath /
Soll seyn ohn alle böse Affect /
Dardurch seyn Hertz nit werd bewegt /
Als / Freundschafft / Zorn / vnnd Heuchlerey /
Neyd / Gunst / Gewalt / vnnd Tyranney /
Vnd seyn durchauß ein gleich Person /
Dem armen / als dem reichen Mann /
Durch Sorgen für die gantz Gemeyn /
Derselben Nutz betrachten rein /
Dann / wie er richten wird auf Erden /
So wird ihn GOtt auch richten werden /
Am jüngstentag / nach seinem rath /
Den er ewig beschlossen hat.

Neben der Rathstuben / werden auch sonsten 9. vnderschiedliche Gericht- vnd Amptsstuben gefunden / in welche man allesampt / vnder einer Dachung / auß einer in die ander / gar fein gelegen / gehen kan / darunter dann ist die Doctor Stuben / in deren man / zu seiner Zeit / auch das Consistorium zu halten pflegt.

Nahend / vnd gegen dem Rathhauß vber / ist eine sonderliche Antiquität in einem Hause / zu sehen; davon in einer geschriebnen Verzeichnuß also stehet: Es haben die Dollinger vor Zeiten Ob- vnd Nider Dolling / Schloß vnd Hoffmarckt / 3. Meilen vnder Ingolstatt / im Vochburger Landgericht gelegen / inngehabt / von dannen sie / wegen vielfaltiger Einfällen der Hunnen / An. 909. nach Regenspurg sich begeben / daselbsten sie vber 600. Jahr gewohnet / vnd war der letzte dises Geschlechts / Friederich Dollinger / noch An. 1541. im Leben. Haben zu Regenspurg vil zu den Kirchen vnd Clöstern geschafft / wie ihr Stifft vnnd Begräbnuß / hin vnd wider anzeigen. Ihr rechte Bebräbnuß aber war bey den Franciscanern / dessen Closter andere Stiffter sie gehalten werden / wie ihr Begräbnuß / im Mitte der Kirchen / sampt vielen Grabsteinen vnd Schildten / außweiset. Sie führten einen weissen Straussen / mit einem Huffeysen / im Schnabel / in einem Schildt / auff eim Helm / zwischen zwey Hörnern. Am Rhein hatte es vor Jahren auch Dollinger / aber andern Geschlechts vnd Wappens; wie auch in Oesterreich / Adelichen Stands: Die zu Regenspurg aber hiesse man / zum Vnderscheid der andern Dollinger in Teutschland / die Alten vnd Edlen Dollinger. Auß diesen nun war zun Zeiten Käyser Heinrichs deß Voglers / Hanß Dollinger / ein Adelicher Geschlechter / Burger / vnnd deß Raths allhie / welcher mit einem Saracen / oder wie Theils wollen / einem Vngar / oder Hunnen / vnnd selbiger Nation Obristen (dessen Länge zehen Werckschuh erreichte / vnnd der Craco geheissen) Anno 930. auff der Heyd / oder dem Platz allhie / da die Trinckstuben ist / gekämpfft / vnd ihn vberwunden hat; vnd nach solcher Ritterlichen That / zum Ritter geschlagen / vnd von dem Käyser Er / vnd seine Nachkommen / mit sonderbahren Freyheiten begabt worden. Er Dollinger wohnte damalen in besagtem Hohenhauß /gegen dem Rathhauß vber / so hernach in Anno 1598. Herr D. Diemer / gemeiner StattAdvocat / ingehabt / daselbst die Geschicht in [82] Gipß an die Wand geschlagen / nämblich Käyser Heinrich der Erste / reitend auf einem Pferdt / mit seinem Habit; vnnd dabey der Kampff / vnd die Schrifft / sampt dem Wappen; Item auff einer Pergamentin Tafel / ein Teutsches Lied davon. Die Rüstung aber deß Heydens ward bey Sanct Erhards Grab / in der Kirchen deß Closters Nieder-Münster auffgehangen; vnd ward der Helm von Metall gegossen / 20. Pfund schwer / sein Harnisch ein langer Rock / auß einer Elephanten Haut oder Leder aus Cappadocia, darauf waren dicke eyserne Schuppen genagelt / der Schild gantz stälen hell / gleich einem Spiegel / polirt / darauff die Bildnuß eines Teuffels / mit einem Speer; das Schwerdt dritthalb Ehlen lang / vnnd einer guten Manns Hand breyt; vnd ist solche Rüstung vber 600. Jahr / biß auf das Jahr Christi 1542. in obermelter Kirchen gehangen; da sie dann vom Käyser Carolo V. begehrt / vnnd ihme auch von der Aebbtissin / Frawen Barbara von Aham / geben worden ist. Obgedachte Trinckstuben wird auch auff der Wag genandt / ist / wegen deß künstlichen Gemälds / aussen vnd innen wol zu sehen; sonderlich die Herrenstuben / so mit gemahlten Tüchern ziemblich außgebutzt / vnnd deß weitberühmbten Künstlers Bocksbergers Hand ist: Vnd seyn dabey vil Wappen / vnd ein artiger Tisch / vnnd anders mehr / vnd 3. Todtenköpff; vnnd dabey die Wort / Vive memor Lethi, zu sehen vnd zu lesen.

Belangende das Regiment dieser vhralten berühmten / vnd deß Heyl. Röm. Reichs Freyen Statt Regenspurg / so versamblen sich täglich 16. Herren deß innern Raths in der Rathstuben / vnter welchen 6. StattCammerer / deren jedweder ein vierthel Jahr das Ampt verwaltet. In dem Statt- oder Schutheiß: Vnnd dann dem Hanßgericht / pflegen der StattSchultheiß / Item der Hanßgraf / als beyde Obriste solcher Gericht / mit ihren zwölff vnterschiedlichen / vnd darzu verordneten Beysitzern / vnd Vrtheilern / Bürgerliche Händel / Hader / vnd allerley einfallende Irrungen / vnd Zwyspält / zu erörtern vnd zu schlichten. Vnnd richtet in Handlungen vnd Kauffmanschafften / das Hanßgericht allein / ohne den Rath. Anno 1537. ist die Ordnung der Vormundschafft allhie angerichtet / vnd vber drey Jahr hernach mit nothwendigen Beysitzern / vnd von einem Herrn deß Innern / 2. deß Eussern / vnnd 2. der Gemeynd / vnnd daß sie in der Wochen viermal sitzen solten / versehen / geordnet / vnnd ihnen ihre Besoldung deputirt worden. Es seynd auch noch andere Aempter / als der Steur / deß Vmbgeldts / der Gebäw / Allmosen / etc. sampt der Cantzley Stuben / in deren Theils zwo Personen deß äussern Raths / zwo von der Gemeynd / ein Herr deß innern Raths / als deß AmptsObrister / sampt irem Schreiber vnd Amptsdiener / zu Verrichtung ihrer Geschäfft verordnet / täglich zu finden seyn.

Es ist diese Statt / wie oben auch gedacht worden / vor Zeiten der Hertzogen in Bäyern Residentz- vnd Erb-Statt gewesen. Als aber folgendts Hertzog Heinrich der Zwölfften in Bäyern / zugenandt der Löw / vom Käyser Friederichen dem Ersten / in die Acht gethan / ime Bäyern entzogen / vnd An. 1180. Graff Otten zu Wittelspach / Pfaltzgraffen deß Hausses Bäyern / das Hertzogthumb Bäyern geben worden / so hat er / der Käyser / die Statt Regenspurg (jedoch mit gewissem Vorbehalt / als das SchultheißAmpt / FridGericht / vnnd CammerAmpt / die Müntz / Zoll vnnd Maut / deßwegen hernach zwischen den Bischöffen / vnnd Hertzogen / viel Strittigkeiten entstanden; biß der Hertzogen Gerechtigkeit erst an die Bischöff / vnnd von ihnen an die Statt kommen. Hund. folio. 220.) zum Reich geschlagen / daß sie also ein ReichsStatt worden ist / vnnd vermeynen Theils / daß sie die Statt / auch gedachten Hertzog Otten ein grosse Summa Geldts geben / oder geliehen, daher er desto ehender darein gewilliget: Wiewol mehrers zu glauben / daß er der Hertzog / dem Käyser / von deme er so gnädig erhöhet worden / sich hierinn nicht wiedersetzen hat wollen / vnnd können (Brunnerus libro 13. Annal. pagin. 523) Es sollen gleichwol Anno 1297. die Hertzogen in Bäyern die Statt wieder vnter ihren Gewalt gefordert / aber dieselbe inen ire ReichsFreyheit abgekaufft / doch die Hertzogen / neben anderm / eine Maut / vnd den Blutbann / ihnen vorbehalten haben:

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[83] welchen dann noch ein jeder Schultheiß der Statt / von den Hertzogen in Bäyern / zu Lehen empfahet / ausser deme er die Vbelthäter am Leben nicht straffen kan. Als hernach im Jahr 1483. zwischen dem Rath / vnd der Burgerschafft allhie / ein Aufruhr entstanden / seyn die Regenspurger Rathsherren von Käyser / vnnd dem Reich / zu Hertzog Albrechten zu Mönchen gefallen / vnd haben ime die Statt angebotten; welches aber Käyser Friederich der Vierdte hoch empfunden / vnd die Reichs-Stätte zusammen beruffen / an sie Hülff begehrt / vnnd gantz Bäyern mit Fewer vnnd Schwerdt / zuverwüsten anbefohlen: Aber Hertzog Albrecht / damit er die obstehende Gefahr von sich / vnd den seinigen / abwendete / hat dem Käyser Regenspurg wieder geben / nach dem er die Statt sechs Jahr in seinem Gewalt gehabt hatte; welche Anno 1492. Marggraff Friederich von Brandenburg / vnd der Graff von Zorn / im Nahmen deß Käysers / wieder angenommen / die Burger schwören lassen / einen newen Rath erwöhlet / vnd die alte RathsHerren abgeschaft haben. In einer geschriebenen Verzeichnuß stehet / es seye besagte Auffruhr / wegen der newen Stewer / vnnd Vmbgeldts entstanden / vnnd gemeine Statt in merckliche Schuld vnd Abnehmen gerathen / vnnd seye darauff gedachter Hertzog Albrecht / an S. Stephans Tag / Anno 1486. allhie eingeritten / vnd habe folgenden Tags die Huldigung vom Rath / vnnd der Gemeind / auff dem RathHauß empfangen; den dritten Tag hernach mit etlichen deß Raths / vnnd der Gemein / nach Thonawstauff geruckt / dasselbe Schloß vnd Marckt auch eingenommen / folgendts ein Schloß zu Regenspurg / als sein Fürstlich Residentz / beym Prebrunner Thor / auff dem Platz / zu bawen angefangen / so aber in wenig Jahren hernach / von den Burgern wieder niedergerissen worden seye: Käyser Friederich habe den Hertzogen / vnd die Statt in die Acht gethan; aber durch Vermittelung Königs Maximilian / deß Käysers Sohns / seye endlich ein Vertrag gemacht worden / vnd die Statt / auff gewisse Condition, wieder zum Reich kommen / vnd habe der Hertzog die Statt ihrer Pflichten erlassen; etliche Rathsherren seyen entwichen / etliche deßwegen gestrafft / vnnd ihrer Rathstell entsetzt worden: Der Hertzog habe alle Gerechtigkeit / so er in der Statt gehabt / ausserhalb deß Zolls / oder der Maut / ans Hertzogen Hof / vnd deß Blutbanns / gemeiner Statt / vnd ein gewisse Summa Gelts / vnd daß dieselbe auch deß Rechtens / so sie wegen der Herrschafft Stauff Versatzweiß hätten / abtretten solten / An. 1496. vbergeben. Vnd so vil sagt dise Verzeichnuß. Besihe auch hievon D. Wiguleum Hund / von Sultzenmoß / Bäyr. Rath / vnd Hoffrichtern zu Mönchen / tom. 1. Metrop. Salisb. fol. 214. vnd 221. der auch fol. 238. seqq. der Statt Privilegia, ihr An. 1230. vom Käyser Friderico II. ertheilt / setzet: Die ingleichem / Item / was die Hertzogen in Bäyern / nach dem Regenspurg ein Reichs-Statt worden / allein / vnd dann zugleich mit dem Bischoff / vor Gerechtigkeit allhie gehabt / vnd wie sich folgends der Hertzog mit dem Bischoff verglichen / Andreas Brunner part. 3. Annal. lib. 15. p. 965. seqq. vermeldet. Es hat aber folgends bißweilen noch etwas Strittigkeit geben / welche sich die letztere Jahr hero / vnnd nach geendetem Churfürstlichen Convent in An. 1637. wegen der Wasser Maut Gerechtsame / deß Lendrechts / Anlenden der Schiffe / vnd was deme anhängig / wider mercklich sehen lassen / dann die Statt widerspricht / daß Ih. Churf. Durchl. in Bäyern / vnd dero hochlöblichste VorEltern diß- vnd jenseits herfliessenden Thonaw / so lang sich der Statt Burgfrieden / der Länge nach / vnd vberzwerg der Thonaw / von der Statt / vber die steinerne Brücken / biß an die Regenspurgische Futtermaur am Hoff / nicht weniger / so lang sich der am Fluß der steinern Brucken gelegene BurgerSpital erstrecken thut / einige superioriter, vnd Jurisdiction zugehörig gewesen / oder sie deren etwas jemahls gestanden haben. Vnd sagt die Statt / es seye wißlich / vnnd bezeuge es der Augenschein / daß sich die Statt aller actuum jurisdictionis, et territorii, mit dem kostbaren, vnnd zu Erhaltung deß geraden / diß- vnnd jenseits deß obern vnd vntern Wörths rinnenden Thonawflusses nöthigen Wasser- vnd Brucken Gebäws; Item deß Sand vnd Steinhebens in der Thonaw; sonsten auch in civilibus [84] et criminalibus, aller von der jurisdiction herrührenden Gerechtsamben gebrauchet: Wie dann auch solches die contiguiret der steinern Brücken / deren starcken Pfeiler / vnd gantzen Fundaments / (so von der Statt auß / vber den gantzen Fluß der Thonaw / biß an den Graben / vnnd hernach dessen Futtermawer an Hoff gehet / vnnd auff deren Mawer das End der steinern Brücken stehet / vnd vnwidersprechlich der Statt Regenspurg zugehörig seye) allen / so nur den Orth besichtigen / mehrers Liecht geben werde. Vnd vber dises / eben auff der steinern Brücken / vnnd dem obern vnnd vntern Wörth / (die doch in dem Fluß liegen / vnd gleichsamb ein Insula / auch der Statt eygenthümblich seynd) ohne alle contradiction der Churfürstl. Bäyer. von der Statt ebenfalls alle actus jurisdictionis, vnd Obrigkeit / exercirt, das Eygenthumb / vnd jurisdiction deren Orten / ihr der Statt geständig seyen; oder nimmermehr mit Fug widersprechen können. Es wollen auch die von Regenspurg die Chur-Bäyrische Maut in ihrer Statt / allein auff Wein / Eysen vnd Saltz ziehen. Hergegen aber die ChurBäyrischen sagen / daß der Statt Regenspurg territorium, vnd Burgfried / nicht gar biß an die Thonaw sich erstrecke: Vnd daß vnter dem Zoll / so sie durch transaction vom Bisthumb erhalten / ein Landzoll / vnnd kein Wassermaut / wie die Regenspurger wollen / verstanden werde / vnd daß die Statt vff der Thonaw nichts zugebieten habe. Dieser Strittigkeit halber nun hanget die Sach am hochlöbl. Cammergericht zu Speyer. Was aber obbesagten mit dem Herrn Bischoff allhie gemachten Vergleich betrifft; so hat schon in Anno 1350. Bischoff Friederich Hansen Ingolstättern / Burgern zu Regenspurg / den Zoll / vnd (wie die Statt setzet) die Maut allhie zu Regenspurg / zu seinem Theil / zu rechten Lehen verliehen / vnnd Pfandtweiß ingethan. Die andern Theil deß Zolls vnnd Maut / haben andere Leuth / sonderlich die Auer (zu Premberg) ingehabt: Welche zertheilte Stück die Statt / nach vnd nach / sonderlich von gedachten Auern / auch Pfandtsweise / mit Bischofflichem Consens, an sich erhandelt; vnd Anno 1551. das Stifft solche Maut / groß vnd kleine Zölle / aber all zu spat / wieder an sich lösen wollen; endlich aber Anno 1571. auff ewige Zeit ihr der Statt abgetretten; vnd stehet in solchem Vertrag / vnter anderm also: Vnd Anfangs das Probst- oder Thumbgericht / sampt desselben articulirten Gerechtigkeiten vnd Herrlichkeiten / deßgleichen auch die geklagte versetzen / vnd ablößlichen deß Stiffts Güter / als nemblich deß Frieden-Gericht / CammerAmpt / grossen vnd kleinen Zoll / die Waag / vnd GalgenHueb (das ist ein Hueb / also genandt / gelegen in dem Burgfeld / oder Burgfried) sampt deren aller vnd jeder zugehörigen Rechten / vnd Gerechtigkeiten / belangendt / haben sich beede Theil diß Orths so weit verglichen / daß hoch- vnd wol ermeldter Herr Bischoff / vnd ein Ehrwürdig Thumb Capitul zu Regenspurg / vm denselben ihren articulirten / vnd geklagten Anforderungen / Rechten vnd Gerechtigkeiten / gäntzlichen / vnnd gar für sich / vnd ihre Nachkommen / am Bisthumb / vnd Stifft zu Regenspurg / auff ein ewiges End abgetretten / vnd dieselben wolermeldtem E. Ehrs. Rath der Statt Regenspurg / vnd allen ihren Nachkommen / etc. allerdings / vnd vnwiderrufflich cedirt, vbergeben / vnd eingeantwortet: Wie dieses / vnd viel anders mehr / in denen Anno 39. 40. vnd 41. gewechselten Informationen, Gegen-Informationen; Erinnerungen / vnnd Gegen-Erinnerungen; vnnd darunter auch dieses einkommen / daß die Statt weder Land noch Leuth / vnd daß in derselben alten Registern etliche Orth stehen / so Zollfrey / als sie Statt Cöllen / vnd daß der erste / so herkomme / ein Pfundt Pfeffer / vnd ein paar weisse Handschuh gebe / darmit so fahren alle die von Cölln dasselbe Jahr frey: Item daß der Vlmer Schiffleuth Wein / so nach Wien geführt / vnd meistentheils verehret werden / zu Regenspurg nichts zahlen: Item / daß sie die Statt keinen einigen eygenthumblichen Holtzwachs / oder Wald / habe. Sonsten ist diese Statt befreyet / daß sie ihre privilegiatos judices, in der ersten Instantz / vnd in denen Sachen / so gemeine Statt angehen / die Räth zu Augspurg / Nürnberg / vnnd Ulm / hat; auch der Actor, nach seinem Belieben / 5. oder 6. RathsHerren zu Regenspurg erwöhlen mäg / von welchen dann nach Speyer [85] an das CammerGericht appellirt wird: Die Burger aber können niergendts in der ersten Instantz / als vor dem Rath zu Regenspurg / verklagt werden. Vnd seynd auch die Geistliche allda / so wol als die Weltliche / was die conservation, vnnd protection, vnd das Politische Stattwesen / anbelanget / den Gesätzen der Statt vnterworfen. Anno 1525. begab sich die Clerisey allhie / in E. Ers. Raths Schutz / verwilligte das Vmbgeldt / Stewer / vnd Wacht / thaten Pflicht / vnnd wurden gleichsamb Burger / vbergaben ihre Privilegia, vnd zween VertragsBrieff / deß Weinschenckens halber. Vber 3. Jar wurde die Clerisey ihrer Pflicht / gegen zweyhundert fl. für das Vmbgeldt jährlich zu geben / wieder erlassen. Anno 1534. wurden den 4. Clöstern / als zum Predigern / S. Jacob / Augustinern / vnd Barfüssern / von E. E. Raths wegen 2. Pfleger gesetzt.

Es ist auch die Statt vor allen Commissionen, die treffen an / was sie wollen / befreyet. Ihr alter Anschlag ist gewesen / zu einem monatlichen einfachen Römerzug / 10. zu Roß / 50. zu Fuß / hat aber moderation vor diesem schon begehrt. Sie hat vor vndencklichen Jahren gemüntzet / hält deß Jars 3. Märckt / oder Kirchweyh / nemblich S. Erhard / S. Emeram / vnnd Weich S. Peter. Es seynd viel vornehme Adeliche / vnnd alte Geschlecht in dem Rath / vnd vnter der Burgerschafft / allhie / als die Flettacher / Lerchenfelder / Aichinger / Kreyssen / Portner / Dimpffel / Ederer / Schwäbel / Beyhel / Adler / Hueber / Schiltl / Memminger / Reuthmar / Hamman / Marchthaler / Wolffen / Widman / etc.

Nun / in dieser Statt hat sich viel denckwürdiges zugetragen / davon etwas hieoben allbereyt gesagt worden: Das ander / vnnd vornembste folget hernach. Vnnd erstlich zwar wollen Theils / daß Anno 508. Hertzog Dieth in Bäyern / noch ein Heyd / dise Statt / so damals Römisch war / erobert / verbrennt / alles verhergt / vnd sie auff ein newes wieder gebawt habe. Etliche referirens ins 510. Jahr: Etliche zweifflen gar daran / vnd wollen von keinem Exempel wissen / daß die Bojer jemals wider die Christen sollten gewütet haben. Vnnd finden wir / daß der Münch Christophorus bey S. Emeran / an seinen Abbt Ambrosium, in dem Büchlein / von den verbannten Juden / schreibet / daß es ein alt WeyberGedicht seye / daß Käyser Carl der Grosse / nahendt der Regenspurgischen StattMawer / ein grosse Schlacht wider die Vnglaubigen gehalten habe / (als wie man im Jahr 780. geschehen zu seyn vorgibet) dieweil langst zuvor / allhie / vnd in gantz Bäyerland / die Christliche Religion / durch den Heil. Eustochium, vnd folgender Zeit / durch S. Ruprechten / vnter dem Hertzog in Bäyern Diethen dem Dritten / eingeführt worden; wiewol etliche seyen / so deß BäyerLands Bekehrung / dem Britannischen König Licio, vmbs Jahr Christi 182. zu schreiben. Besagter Käyser Carl solle diese der Bäyern Hauptstatt / mit vielen Freyheiten / vnd Gnaden / begabet / An. 792. ein ReichsTag / vnnd Concilium, allhie gehalten haben. Anno 868. war widerumb allhie ein ReichsTag. Anno 891. verbrann ein grosser Theil der Statt / ja / wie einer schreibt / solche gantz vnd gar / mit allen Kirchen / ausserhalb S. Cassian / vnnd S. Emeran / welche / wie Hondius vnd Brunnerus wollen / geblieben seyn. Anno 911. verbrandten die Vngarn die Vorstätte allhie. Anno 916. hielt Käyser Conrad der Erste da einen ReichsTag / verjagte Hertzog Arnolphen / vnnd vbergab die Statt seinem Bruder Hertzog Eberharden / den doch Hertzog Arnolph / genandt der böse / wider vertrieben. Diese Hertzogen Arnolphi / (welchen Gewoldus vnd Brunnerus, wieder seine Feinde / vnd Lästerer / vertheydigen) Bildnuß stehet an S. Hemerans Thorthüren aussen; welcher dieselbe Gegend der Stattmawren mit Thürnen / wider die Vngarn / bevestiget hat. Anno 955. war der Vngar König / mit 4. Hauptleuten / auß der Schlacht bey Augspurg gehalten / hieher / zu Herzog Heinrichen / gefangen gebracht / der sie vor dem OsterThor an einen Galgen hencken ließ; so zun Zeiten Käyser Otten deß Ersten geschehen / zu welchen auch Regenspurg zweymaln / (vnd zwar das letztemal Anno 955. durch Hunger) erobert / vnd einsmals Anno 954. schier gar verbrandt / Arnolph von Scheyern erlegt vnnd vmbgebracht / vnnd deß Käysers Bruder Hertzog [86] Heinrich wieder eingesetzt / vnnd Anno 960. ein Reichstag allhie gehalten worden. Anno 1046. war ein Brunst. Anno 1059. den 22. Augusti verbrann die Statt abermals sehr vbel. Anno 1086. ward sie von Hertzog Welphen in Bäyern / darumb daß sie es mit Käyser Henrico IV. trewlich gehalten / belägert / vnd mit Beding eingenommen. An. 1094. starben bey 8500. Menschen allhie an der Pestilenz. Vmb das Ende der Regierung Keyser Heinrichs deß Vierdten / war diese Statt erstlich von seinem rebellischen Sohn Heinrichen / hernach vom Vatter / vnnd dann wieder vom Sohn eingenommen. Anno 1109. ward allhie ein grosser Reichstag gehalten. Anno 1152. war die grosse Brunst / in welcher 6. Kirchen / der Thomb / mit allem Geläut / verbrunnen / vnd die Burger auff das Feld / auß der Statt / geflohen seyn: Vnd wird gemeldt / daß damaln fast alle Stifft / auch ein groß Theil an der Statt verbronnen; nach dem sie Anno 1139. zuvor belagert / vnd auff außgestandenem Brandt erobert worden. Anno 1158. war allhie ein Reichstag. Anno 1163. verbrann das gantze Closter Haimeran. Anno 1174. ward allhie ein grosser Reichstag gehalten / nach dem im Jahr 1172. zuvor / den 12. Aprill / der Thomb / als er wieder ein wenig erbawt / zum andernmal verbronnen / vnd die Glocken zerschmoltzen. Anno 1190. geschach durch Fewer abermals grosser Schad. Vmbs Jahr 1185. ward der 24. Reichstag allhie gehalten. Bischoff Conrad allhie / der Anno 1226. gestorben / hat den Spittal / bey der steinern Brucken / auff der andern Seiten der Thonaw / bey der Statt am Hoff / erbawt. Anno 1215. begabte Käyser Friderich der Ander / gemeine Statt / mit grossen Freyheiten / vnd hielte einen mächtigen ReichsTag allhie; welchen Reichstag zwar Theils ins 1213. Jahr hinauff rucken. Anno 1248. vberzogen die Burger den Grafen von Lechsgmünd / der ihnen ihre Güter auffhielt / verbrandten Lechsgmünd. Anno 1250. ist Käyser Conradus IV. in dieser Statt in grosser vnd gewisser Leibs vnd LebensGefahr gewesen / darüber das Closter zu S. Emmeramm nicht geringen Schaden empfunden / davon mit mehrerm part. 3. Annal. Brunneri libr. 14. p. 760. seqq. zu lesen. Anno 1248. ward der erste Thurnier da gehalten. Anno 1296. ward das Lazareth von Heinrich Zand gestifftet. Theils haben das 1296. Jahr. Anno 1297. dorfften die Bawren nichts in die Statt führen / die Bürger fielen auß / vnd verbrandten Abach: Die Sach wurde / durch Vnderhandlung deß Bischoffs / vertragen. Anno 1324. war ein Reichstag allhie. Anno 1337. solle diese Statt vom Käyser Ludovico IV. vergebens seyn belagert worden; Also solle auch Käyser Carl der Vierdte / Anno 1354. diese Statt durch List in seinen Gewalt zu bringen / vergeblich versucht haben. In einer geschribenen Relation stehet / wann man zu S. Emerans Thor hinauß / auffs Jacober Thor zu / wolle / so finde sich / ehe man dahin kompt / ein alte Schrifft in einen Stein gehawen / an der äussersten Mawer deß Zwingers / vnden zu allernächst hinder dem Teutschen Hauß / gegen deß Abbts Gartengipfel / darinn die Geschicht / in Anno 1337. stehe. Nicht weit von diesem Orth / zur rechten / gegen Mitternacht / auff S. Jacobs Closter zu / siehet man ein alt vermawret StattThor; vnd Einlaßthürlein; so vor Zeiten ein HauptThor gewesen. An. 1380. ward der Burgerschafft von etlichen vom Adel das Vieh weggetrieben / die Burger fielen auß / vnd kamen mit guter Beuth / vnnd grossem Triumph wieder. Anno 1388. war ein wolfeyl Wein Jar / galt ein Kopff Welsch Wein vier Pfenning / der Elsasser anderthalben Pfenning / andere Wein 3. Hölbling / deß Bäyrischen 2. Köpff oder Maß 1. Pfenning. An. 1396. war der ander Thurnier allhie gehalten / vnd An. 1412. der dritte / zu welcher Zeit Heinrich Nothafft zu Wernberg / Ritter / StattCammerer allhie gewesen. An. 1418. wurden 2. Pfaffen verbrandt / weil sie gesagt / es were dem Hussen zu Costnitz zu kurtz geschehen; vnd ward damals der Ketzer Thurn gebawt; von welcher Zeit an sich das Glück diser Statt mercklich verkehrt / vnnd je länger je mehr abgenommen hat. Anno 1419. ist das Bruder Hauß allhie gestifftet worden / darzu hernach noch eins kommen; vnd wurden Anno 1444. solche beyde Brüder Häuser für alte erlebte MannsPersonen / so nit mehr arbeiten mögen / vnnd Burger seyn / [87] von Stephan Notangst vnd Hanß Castenmayer / gestifftet / zusammen / in das jetzige Bruder Hauß im Bach / gethan / darzu An. 1520. ein Hauß hinden daran stossend kommen. An. 1487. ward wider ein Thurnier allhie gehalten. Anno 1504. wurden die Böhmen / ein Meil Wegs von hinnen / zwischen Bentzenbach vnd Bertzwald / vom Käyser Maximilian häßlich geschlagen / vnd hielte er der Käyser Anno 1507. allhie einen ReichsTag. Anno 1511. war Herr Sigmund Rorbeck deß Käysers / vnnd deß Heyl. Reichs / erster bestellter Hauptmann allhie / der im Schloß bey Prebrunn gewohnet hat. Anno 1512. vnd 13. war grosse Empörung vnter der Burgerschafft. Im folgenden 1514. Jahr wurden von den Käyserl. Commissarien etliche Rädelsführer zum Todt verurtheilt / vnnd gericht / vnnd wurde darauff ein newer Hauptmann eingesetzt. Ob diesem auffrührischen Handel seyn in die 180. Burger / vmb Leib vnd Leben / Ehr vnnd Gut kommen / wie in einer Relation stehet. Das folgende 1515. Jahr war alles wieder gut / vnd wurden die Schießgärten erbawet. An. 1519. wurden die Juden vertriben / welchen Proceß dann der Emeranische Mönch Christophorus weitläuffig beschreibet; vnnd von ihnen auch der Autor deß Discurs, ob die alte ReichsVogteyen dieser Zeit bey den Reichs-Stätten wieder anzurichten / am 90. Blat / auß dem Hundio, zu lesen. Es seyn zu ihrer Synagog / so gar berühmbt war / von fernen Orthen viel Juden hieher kommen. Besiehe was oben bey der newen Pfarr gesagt worden. Es ist ein Stein in der Gassen / wo man nach S. Cassian gehet / zur Gedächtnuß ihrer Ausrottung auffgerichtet worden. Anno 1520. An S. Georgen Tag seyn vber die 50000. Kirchfährter / bey der schönen Maria / allhie gewesen. Anno 1528. fieng man an die Verstorbene gen Sanct Niclas / vnnd S. Lazarus / zu tragen. Es war auch ein Widertauffer geköpfft. An. 1529. vnd 30. bawete man die Pasteyen beym Schießhaus vber / vnnd zu Osten. Anno 1532 war ein Reichstag. Anno 1535. ist das Blatterhauß / so Lehen vom Bischoff allhie / durch die AlmosenPfleger / erkaufft worden. An. 1541. war ein Reichstag / vnd hatte die Statt noch ihren Reichs-Hauptmann / nemblich Herrn Georgen von Lagshann / so der 6. ReichsHauptmann gewesen / vnnd sein Residentz im Eckhauß zur rechten / wie man den Spiegel hinauff gehen will / gehabt. Vnd schriebe man noch damaln / Hauptmann / Cammerer / vnnd Rath zu Regenspurg. Anno 1542. nahm die Statt die Augspurgische Confession offentlich an; da dann in der newen Pfarr gepredigt / vnd alle Handlung in Teutscher Sprach verrichtet worden; welches zuvor nie allhie geschehen; ward auch im Prediger Closter offentlich / nach besagter Confession, vnnd Lehre gepredigt. Anno 1543. hat der Freudhoff / oder Gottsacker / bey Weichsant Peter angefangen / gebraucht zu werden. Vnd in diesem Jahr ist der erste StattHauptmann angenommen / vnnd besoldet worden. Anno 1544. ist die Bildnuß der schönen Mariae / welche vor der gemeldten newen Pfarrkirchen / auf einer hohen steineren Säulen / gestanden / den vierzehenden Junij / hinweg gethan worden. Anno 1546. war allhie ein Colloquium von der Religion gehalten. Anno 1548. wurden wurden die RöhrKästen angerichtet. Selbiges Jahr wurde auff dem ReichsTag zu Augspurg das Interim gemacht / so auch allhie hätte sollen angestellt werden; darzu sich aber der Pfarrer / Doctor Hieronymus Nopus / vnd die andere Kirchendiener / nicht verstehen wollen; daher die gedachte newe Pfarr gesperrt; aber / nach dem besagter Doctor / vnnd etliche mehr Prediger / zwar mit Wissen E. E. Raths / doch vngeurlaubt / sich an andere Orth begeben gehabt / den zweyten Februar. Anno 49. wieder eröffnet / vnd allda das Interim so vil nemblich die Röm. mittelmässig Caeremonien belangt / zum theil eingeführt worden / so also biß auff den 27. Augusti Anno 51. verblieben / an welchem Tag / als man besagtes Interim völlig haben / E. Rath sich aber nicht darzu verstehen wollen / diese Kirch wieder gesperrt / aber den 15. Aprill Anno 52. abermahls eröffnet / vnnd das Excercitium der Augspurgischen Confession vollkommenlich introducirt; die vorige Heucheley offentlich bekandt / vnd M. Micolaus Gallus, Anno 1553. zum Pfarrer / von Magdeburg hieher / beruffen worden; von welcher [88] Zeit an es mit der Religion also verblieben. In besagtem 1552. Jar ward das Closter Weichsant Peter zerschleifft / vnd An. 1553. die Kirch bey S. Oßwald eröffnet. Anno 1554. wurden die Leviten Röck / Meßgewänder / etc. allerdings abgethan. Anno 1555. ist das Consitorium angerichtet worden. Anno 1564. ist das RathHauß innwendig / vnd Anno 1571. der MarckThurn ernewert; das zinnen Dach hinauff gesetzt; vnd Anno 1573. das besagte RathHauß / sampt MarckThurn / von Melchior Bocksbergern / gemahlet worden. Anno 1586. hielt man da das grosse Stahelschiessen / vnd bald darauff den Glückshafen. Anno 94. vnnd 97. zween Reichstäg; wie auch vorhero Anno 46. vnd 76. vnnd Anno 1601. ein Colloquium von der Religion / zwischen den Bäyrisch- vnnd PfaltzNewburgischen Theologis. An. 1603. 1607. vnnd 1612. wurden Reichstäge / vnnd 1623. ein CollegialTag allhie gehalten; in welchem Jahr / das alte Hauß / der Augspurger Hoff genandt / so selbigem Bischoff gehörig / vnversehens eingefallen ist / vnd 3. Kinder erschlagen hat. Anno 1624. den 28. Aprilis / an einem Mittwoch / Nachmittag vmb halb zwey vhr / hat sich gähling ein erschröckliches Wetter erhebt / da dann / ausser der Statt / ein grosser Wolckenbruch neidergangen; vnd in der Statt es in den PulverThurn / welcher auff der Emeraner Pastey hinder dem Closter gewesen / geschlagen / vnnd alles darinn verwahrte Pulver / Schwefel / eyserne Kugeln / vnnd anders / was zur KriegsNotturfft gehörig / auch die Eysenthüren zu kleinen Stücklein zertrimmert / vnnd auß dem Grund herauß geworffen / vnnd den PulverThurn zerrissen / daß man nicht mehr wissen können / ob diß Orths ein PulverThurn gewesen / oder / ob es sonsten ein vorborgene Grufft zu dergleichen Behaltnuß gewesen; durch welches nicht allein angeregter Thurn allerdings zertrimmet; die gantze Pastey diß Orts vnden in dem Grund / so dick auch dieselbe am Erdreich gewesen / zerscheittert / vnd verruckt / sondern auch die völlige Stattmawer / darein der Thurn verbunden war / an diesem Ort etlich Klaffterlang in den Zwinger / auch die Zwinger-Mawer noch in grösserer Weite / starcken Theils in den Statt-Graben geworffen / die Pastey in Grund: Vnd die Emeraner Garten-Mawer / welche auff 3. Werckschuh dick gewesen / obenher fast einen halben Schuch dick hinein gegen dem Garten / verruckt / als wann man mit Fleiß einen Stein vber den andern / einen halben Schuch fürüber gehen liesse / hinauß gedruckt / vngeacht diese Mawer so hart vnd vest gewesen / daß man Theils mit Hämmern nicht brechen können. Es hat auch die grosse Geschütz-Schäfft / sampt den starcken Wagen-Rädern daran / dermassen zersprengt / daß solche an vielen / vnnd kleinen Stücken müssen hinweg gebracht werden: Auch sonsten an der gantzen Statt-Mawer Dachung / Brust-Mawer / vnd Gländern / von der Pastey an / biß zu dem Hauß- vnnd Wohn-Thurn an der Pastey; Item dem Emeraner Closter (ausser der Kirchen) vnnd dem Closter Obermünster grossen Schaden zugefügt; hat auch das Jesuiter Collegium nicht befreyet. Die Stein von dem Pulver-Thurn seyn nicht allein auffs Feld / sondern auch in der Statt in viel Häuser geführt worden / vnnd haben darinnen mercklichen Schaden gethan. Ist auch ein Mann auff der Wacht / vnter dem Emeraner Thor / vnd ein Weib auff dem Feld / blieben. Ein Knab ist verletzt / vnnd ein Kindbetterin in ihrem Beth / vnd als sie das Kind an der Brust gehabt / durch einen Stein / so durch ein Fenster in die Stuben kommen / beschädigt worden / daß sie den 2. oder 3. Tag hernach gestorben; aber dem Kind ist nichts geschehen. Sonsten aber / obwoln viel Leuth auff der Gassen / beym hellen Tag / gewesen / vnd viel tausendt Häcken vnd Ziegel / hin vnd wieder von den Dächern geschlagen worden / ist niemands was wiederfahren. Anno 1630. war allhie ein Churfürsten Tag. Anno 1633. nach dem Hertzog Bernhard zu Sachsen Weymar / Kelheim mit Gewalt / vnnd Newstatt mit Accord / erobert / ist gegen dem Ende deß Octobris / vor Regenspug kommen; deßwegen der Commendant / Freyherr von Troibreze, vor der Statt ein Dorff / den Preprunnen / eine Vorstatt / darinn die Haffner gewohnet / das nahe dabey gelegene Schlößlein / das Lazareth sampt dem Kirchlein ausserhalb der Statt / S. Niclas genannt / [89] auch den Ober- vnnd Vnterwerd; deßgleichen den Eisen- vnd KupfferHammer; so wol alle Mahl- Schleiff- Walck- Loh- vnd Papier Mühlen / in die Asche legen; dardurch die Flamme auch das Blockhauß auff der Brücken ergriffen / vnnd der Thurn / so mitten auff solcher gestanden / gantz außgebronnen. Er ließ auch einen Bogen von solcher steinern Brücken zum Theil abtragen / zum Theil mit Pulver sprengen. Aber gleichwol so accordirte er endlich / vnd zog den 5. Nov. in 1500. zu Fuß / vnd 500. zu Roß / starck auß / vnnd Hertzog Bernhardt hingegen mit 24. Fähnlein hinein; welcher hernach den 10. 29. Decembr. zum erstenmal im Thomb / nach dem zuvor die Catholischen ihr Meß / vnd Predigten / allda verricht gehabt / predigen lassen. Es ist aber folgendts die Statt von der jetzigen Röm. Käyserlich. Majest. etc. wieder belagert / vnnd den 16. Julij Anno 1634. mit Accord erobert worden. Von dieser Belägerung schreibet Kemnizius lib. 2. daß dieser Statt mit schiessen / den 24. vnd 25. Maij / von den Königlich Vngarischen / also zugesetzt worden / daß mans gar zu Weiden / 11. Meilen davon / gehört habe. Hernach fol. 467. seqq. erzehlet er weitläufftig / wie es mit solcher Belägerung so ernstlich daher gegangen: Vnd sagt / das / vnter andern / sich begeben / daß Granaten in Häuser fielen / da etliche Kinder beysammen waren / vnd ihren effect thaten / doch niemands verletzten. Denckwürdig sey auch die jenige / so durch die Kirche zur Heyl. Dreyfaltigkeit vnder der Predigt gegangen / vnd oben auff dem Chor / da die Schule versamblet / durch einen wunderlichen Gang / zu einem Fenster ein- zum andern hinauß gefahren / aber keinem Menschen Leyd gethan hätte. Vnnd dann hat er am 479. Blat folgendes: Den 16. Julij accordirte Regenspurg / vnd zogen den 19. die Schwedischen allda auß / vnnd gegen Neumarckt / vnd Nürnberg. Es seyn 15. tausent Schüsse auß Canons darauff gethan / auch mehr dann zweytausent Granaten / vnd Fewerkuglen / grössern Theils vber 150. Pfund schwer / hinein geworffen / vnd sieben Stürme versucht worden. Von den Belägerten seyn 450. Außfälle geschehen. In der gantzen Belägerung seyn der Käys- vnd Bäyrischen / ihrer eignen Bekandtnuß nach / bey 8000. Mann / vnd darunter 87. Hohe Officierer, geblieben / ohne die / so verlauffen / vnd von ihnen selbst auff 6000. geschätzt worden. Der Schwedischen waren / vor der Belägerung / an Mannschafft / mit den Officirern, vber 3800. Köpffe; als sie aber außgezogen / seyn ihrer / ohne die Officirer, nit gar zweytausent gewesen. Todt seyn geblieben 586. Mann / vnnd vnter denen 64. Officierer; der gequetschten waren vber 750 vnd / vnter denselben / der Commendant / vnd Gen. Major / Lars Kagge / selbst. Biß hieher dieser. Anno 1636. war allhie ein Churfürsten- vnnd Anno 1640. ein Reichstag gehalten. Anno 1642. den 22. Julij Alt. Cal. hat ein Bierbräwer / bey S. Emeran / eine deß Closters Dachrinnen mit Bley vergiessen sollen: Als er fertig gewesen / ist er herunter gestiegen / vnd hat deß Kohlfewers droben nicht geachtet / welches der Wind ins Holtzwerck getrieben / daß es davon angegangen / vnd das Fewer erstlich das Kirchen-Dach hinweg genommen / darnach in die Kirchen / vnnd sonderlich in den daran stehende Glocken-Thurn kommen / daß 5. Glocken / so in 230. Centner gewogen / darvon zerschmoltzen / der Thurn von der Hitze an etlichen Orthen zersprungen / vnd alles in 2. Stunden verbrunnen. Der Wind hat diß Fewer weiters / vnd nach dem Stifft Obermünster getragen / daselbst es in 4. Gebäw angesteckt / vnnd hart beschädiget / grösserer Schaden aber verwehret worden: Wie dergleichen Rettung auch dem Jesuiter Collegio widerfahren; dabey dann E. E. Hochweiser Rath das seinige getrewlich gethan / vnd demselben deßwegen wolgedachter H. Praelat hoch gedanckt hat.

Anno 1645. wurde mit der Statt Fortification starck fortgefahren / massen dann im Obern Werd / gegen dem Prepruner Thor / durch die Thonau / zu Vberlegung der Ketten / Pfeiler geschlagen / vnd auf ChurBäyrischer Seiten / ausser der Schantz am Hoffe / alle newerbawte Häuser hinwider von Grund auß / abgebrochen worden seyn; wie im Theatro Europ. berichtet wird. An. 48. haben die Schwedischen / Partheyweise / vor der Statt viel Pferdte / Schaaf / vnnd RindVieh hinweg genommen; die Schaaf gegen sibenhundert [90] Reichsthalern / wider folgen lassen; aber das Rindviech / von etlich hundert Stucken / den 14. 24. Septemb. nach Abensperg getrieben. Vorhero / den 16. 26. April dises Jahrs / vmb 2. Vhr Nachmittag / ist allhie / zu Regenspurg / auf S. Jacobs Hoff / ein vralter / schwartzer / viereckichter Thurn gegen dem Zeughauß über / nebem dem ChurCölnischen Quartir / von Alters her der KäysersThurn genandt (in welcher Gegend Käyser Arnolphus An. 888. seine Wohnung gehabt / vnd daher selbige Refier noch der Arnolphs Winckel / oder Arlaß Winckel / genandt wird) bey schönem / hellen / vnd stillen Wetter / vrplötzlich / vnd mit solchem Krachen / in zehen Gäder / oder Stockwerck / hoch / eingefallen / gleich ob etliche grobe Canonen auffeinander loß gebrant würden: Wordurch der vordere Theil deß nächst am Gäßlein / gegen der rechten Hand vber / gelegenen Hauses / einem Bierbräwer zuständig / biß auffs Vndergebäw / gantz ruinirt, eine DienstMagd erschlagen / vnd eines Bauren Weib / beyde Füsse gequetscht worden. Anno 49. hat Regenspurg / durch die in der Statt am Hoff angestellte Tractaten / wider das Exercitium Religionis, im Hospital gemelter Statt am Hoff / (so gegen Regenspurg über dem Wasser ligt) deßgleichen / was ihr / der Statt / der Maut / vnd Saltzwesens halber / vnd was denen anhängig / vorhin zuständig gewesen / bekommen: Darauff die Statt / den 24. Maji / Alt. Cal. eine Gastung gehalten; vnd ist den 5. Junij / das erste Hohenau Schif / mit Saltz wider bey der Statt Regenspurg angelangt / vnd daselbst abgeladen worden. In gleichem seyn auch andere von oben herab kommende Schiff wider der Statt zugefahren / vnd haben dabey angelendet. Folgends / den 21. Septemb. Alt Cal hat E. E. Rath die Schlüssel zu den Statt-Thoren wider bekommen; ist auch alles KriegsVolck abgeführt / vnd darauf ein Danckfest gehalten worden. An. 1650. seyn vmb dise Statt vil Dörffer / vnd Felder / wie auch die in der Statt selbst gelegne niderige Häuser / sambt der Maut / dem Wein- vnd Saltzstadel / Item alle Mühlen / vnnd Hämmer / Theils so tieff im Wasser gestanden / daß die Inwohner / an statt der Haußthüren / auß den Fenstern / vnd etliche auf dem Land / nach den Dächern steigen / vnd ihnen die Notturfft / in kleinen Schiffen / zu bringen lassen müssen; wie obstehendes in dem 6. Theil deß Theartri Europaei zu lesen- Anno 52. den 1. Decemb. Alt. Cal. seyn Ih. Käyserliche Majestät / Herr Ferdinand der Dritte / zum Reichstag (so die folgende 53. vnd 54. Jahr allhie gehalten worden) zu Regenspurg ankommen; dero Kays. Majest. E. E. Rath dieser Statt / die gewöhnliche Schanckung gethan; nemlich 4 Wannen statlicher Fisch / ein Faß Alicanti / vnd ein Faß weissen Spanischen: Item / ein Faß Rhein- vnd ein Faß Heylbrunner Weins. 7. Schaff Haber: Item / ein silbernes / vnd vergültes Pocal / 26. Marck schwer; der Käyserin aber ein Pocal von 16. Marcken / 3. Wannen mit Fisch; auch Wein; Deßgleichen dem Vngar- vnd Böhmischen König / 1. Pocal von 16. Marck Silber / nebenst Haber / vnd Wein / verehret; wie in deß Gregorij Wintermonats Historischen Leipzigischen Relation, von der Newen Jahrs / biß auff die OsterMeß / An. 53. am 2. Blat / stehet. An. 53. den 8. 18. Junij / ward erstlich Höchst- vnd Glorwürdigst gedachter König / H. Ferdinandus IV. allhie zum Röm. König; vnd hernach auch Ih. M. die Käyserin / Fraw Eleonora, den 4. Aug. gekrönet.

Was endlich das Bisthumb allhie belangt / so ist zu wissen / daß / wie die meisten Bisthumben iren Vrsprung in den Clöstern bekommen; also ist auch der Bischoffl. Sitz / allhie anfänglich das Closter zu S. Emeran gewesen / biß mit der Zeit entweder vom Bischof Simperto, oder Adalvvino, (dann die Scribenten hierinn miteinander nit vberein stimmen) das Closter einen eigenen Abbt bekommen hat / nach dem der Bischoffliche Sitz in die Statt verlegt worden ist; wiewol auch noch hernach die Bischöffe solches Closter inen zugeeignet / biß S. Wolffgang / der Bischoff / demselben seinen Vettern Ramuoldum erstlich zu einem Probst / folgends zum Abbt geben hat. Man findet sonsten von den ersten Bischöffen dises Orts nichts gewisses. Theils wollen auch den B. Paulinum vnter dieselbe setzen; der doch nit allhie; sondern zu Tiburnia, in Norico, Bischoff gewesen; wiewol Theils selbigen Ort für Regenspurg / aber vnrecht gehalten haben. So viel nun der Bischöffe Anfang / vnnd Nachfolg / betrifft / so werden auch zwar vor S. Emmeramm diese Bischöff gesetzt / als [91] Paulinus, wie gesagt / S. Lupus, vnd Ratharius, vnd nach ime auch etliche; aber es ist darinnen keine Gewißheit. Daher diese folgende für die erste rechte Bischöffe gezehlet werden / nemblich. 1. S. Garibaldus, von Theils Gowibolt, Goebaldus, Gajabaldus, Gariobaldus, oder Gaubaldus genant / so vom Heil. Bonifacio hieher geordnet worden / vnd Anno 752. gestorben seyn solle. 2. Sympertus. 3. Adalwinus 4. Baturicus. 5. Erchamfridus. 6. Embricus. 7. Aspertus. 8. Tuto. 9. Isingrinus. 10. Conradus. 11. Guntharius, oder Guntherus, zun Zeiten Käyser Otten deß Ersten. 12. Michael. 13. S. Wolffgangus, dessen Vatter ein Graff von Achalm / vnnd Pfulingen / bey Reutlingen / vnd seine Mutter / eine Gräfin von Veringen / gewesen / vnd der entweder Anno 994. oder 999. gestorben ist. 14. Gebhard der Erste / 15. Gebhard der Ander. 16. Gebhard der Dritte / so Anno 1060. Todtes fürworden. 17. Otto. 18. Gebhard der Vierdte. 19. Vlrich. 20. Hartwig der Erste. 21. Chuno der Erste. 22. Heinrich der Erste. 23. Hartwig der Ander. 24. Eberhard. 25. Chuno der Ander. 26. Gottfried. 27. Cunrad der Ander. 28. Cunrad der Dritte. 29. Sifried. 30. Albrecht der Erste. 31. Albrecht der Ander / zugenandt der Grosse / so Anno 1260. allhie Bischoff worden. Anno 1280. gestorben. Von diesem schreibet Matthaeus Raderus vol. 1. Bavariae Sanctae, pag. 152. also: S. Albertus M. Sancti Dominici familiae singulare fidus. Corpus ejus Coloniae in Monasterii sui templo, cum eximio splendore conditum servatur. Quidam addunt, corpus Alberti hodieque sine labe tabeque il aesum, per 330. Annos, edurare, spectarique, certum sanctè custoditi pudoris argumentum. 32. Leo. 33. Heinrich der Ander / so Anno 1296. gestorben / vnnd der letzte deß Geschlechts von Roteneck / auß dem Abenspergischen Stammen gewesen ist; welcher die SchutzGerechtigkeit / vnnd Gerichte / zu Velden / Eberspeunt / Teispach / Frantenhausen / Ergoltspach / Pilstingen / Essenbach / vnnd Antingen / vom Hertzogen in Bäyern / wider eingelößt: Hergegen das Schloß Roteneck / vnnd sein gantz Vätterliches Erbgut / Hertzog Ludwigen in Bäyern verkaufft. Es hat auch dieser Bischoff seinem Collegio Canonicorum die Kirch Dietfurt gegeben; die zu Spalt aber vertauscht. 34. Conrad der Vierdte. 35. Nicolaus. 36. Friederich der Erste. 37. Cunrad der Fünffte. 38. Theodoricus, Freyherr von Abensperg. 39. Johannes der Erste. 40. Albertus der Dritte. 41. Johannes der Ander. 42. Erhard. 43. Cunradus der Sechste. 44. Friederich der Ander. 45 Friederich der Dritte / von Planckenfelß / deß Geistl. Rechts Doctor. 46. Rupertus, Pfaltzgraff bey Rhein / so Anno 1465. gestorben. 47. Heinrich der Dritt. 48. Ruprecht der Ander / Pfaltzgraff. 49. Johannes III. Pfaltzgraff / so Anno 1538. gestorben. 50. Pangratius I. 51. Georgius der Erste / von Pappenheim / der Anno 1563. diese Welt gesegnet hat. 52. Veit von Fraunberg. 53. David Köldrer / welcher sich mit der Statt Regenspurg / wegen der Gerichte vnd Aempter / verglichen / auch den Bischoffs Hoff stattlich wieder zugerichtet / daß Käyser Maximilian allda einziehen können. Ist gestorben Anno 1579. 54. Philippus Hertzog in Bäyern / so gestorben Anno 1598 55. Sigismund Friederich Fugger. 56. Wolffgangus der Ander / Probst zu Elwang. 57. Albertus der Vierdte / ein Graff von Töring / Anno 1613. den 22. Octobris erwöhlet; so Anno 1649. den 1. 11. Aprilis / im 71. Jahr seines Alters / vnd im 36. Jahr seiner Regierung / gestorben; deme An. 1642. zu einem Coadjutore zugeben worden H. Frantz Wilhelm Bischoffe zu Oßnabrugg / Minden vnd Verden / Graf zu Wartenberg / dieses Stiffts ThumbProbst. Es wollen Theils / vnd darunter auch Goldastus libr. de R. Bohem. capite 4. pagin. 579. daß der Zeit der Bischoff zu Regenspurg dem ErtzBischoff zu Saltzburg nicht mehr vnderwürffig seye; sondern im Geistlichen / allein den Pabst für seinen OberHerren erkenne. Wigeleus Hund aber setzet noch Anno 1581. ihn vnter die jenige Bischöffe / so vnter dem ErtzStifft Saltzburg seyn. Vnd solches ist auch in seinem Schreiben an vns / auß Bäyern / den 15. Januar. Anno 1643. bestättigt worden / in [92] welchem Jahr allhie Thumb Dechant gewesen Herr Caspar Georg von vnd zu Hägnenberg; Senior vnd Custos / Herr Johann Carol von Stotzingen / Capellanus Honoris, Herr Adam Lorentz Graf von Törring / Stein / vnd Pertenstein / ThumbProbst zu Saltzburg; Scholasticus, Herr Johann Andre Freyherr von Puech / zu Walckers Aich / vnd Tann. Die vbrige 19. Thumb Herren waren Grafen / Freyherren / von Adel / vnnd Doctores. Die 4. ErbAempter haben verwaltet / als deß Schencken / einer von Lauming; Marschalcken / von Egg; Cammerer von Stinglhaim; ErbTruchsessen / ein Nothhafft. Auß welchem Geschlecht der Zeit mit hohen Ehren lebet / Herrn Johann Heinrich Nothhafft / Graf vnd Herr von Wernberg / H. zu Acholming / Wiehenfelden / vnd Schörstein / der Römisch. Käyserlich. Mayestät ReichsHoffRath / vnnd Cämmerer / etc. ein grosser Liebhaber / vnnd Beförderer der Gelehrten.

Es hat diese Bistumb / vnsers Wissens / in Bäyern keine Stätt / aber sonsten seine Orth / darunter Werth / vnd das Weyland sehr veste Schloß Hochburg / (so An. 1643. im Frühling / vom Wetter sehr grossen Schaden gelitten / vnd welches in der Gegend der Obern Pfaltz gelegen) seyn.

Der Monatliche ReichsAnschlag hochermelten Bistumbs ist / 8. zu Roß / 30. zu Fuß / oder 216. fl. vnd zur Vnterhaltung deß Cammer-Gerichts Jährlich / nach dem erhöchten Anschlag / wie ich gelesen / 45. fl. 53. Kr. 3 Heller: Deß Closters aber zu S. Haimeran in Regenspurg / 2. zu Roß / 18. zu Fuß / oder 96. fl. vnd zum Cammergericht jährlich 108. fl. 21. Kr. 3. Heller / der Frawen Aebbtissin zu NiederMünster daselbst (der / wie ich in einer geschriebnen Relation gefunden / 18. Dörffer / vnnd darunter das vndere Saal / darauff man zukombt / wann man von Abach / auffs Bäyrische Newstättlein reyset; Item Herren Saal / OberSaal / Wüntzer / Thaldorff / vnd Aumus / (welche 6. zusammen eine Probstey machen) zuständig seyn sollen) 1. zu Roß / 3. zu Fuß / oder 24. fl. zum CammerGericht 62. fl. 32. Kr. der Frawen Aebbtissin zu OberMünster / auch allda (dann in diser einigen Statt fünff Stände deß Heyl. Röm. Reichs seyn) deßgleichen 24. fl. vnnd zum CammerGericht / wie NiderMünster obgedacht: Vnd dann Herren Cammerer / vnd deß Raths der Statt Regenspurg zehen zu Roß / 50. zu Fuß / oder 320. fl. vnd zum CammerGericht jährlich / nach dem erhöchten Anschlag 91. fl. 42. Kreutzer / vier Heller. Herr Johannes Limnaeus, tom. 4. de Jur. publ. in addit. ad libr. 7. sagt / es habe Regenspurg / so auß den Desputirten ReichsStätten eine seye / bey den Reichtägen / auf der Schwäbischen Banck / den ersten Orth. Vnnd setzet er / 2. Privilegia, so diese Statt hat / vnd zwar das erste / vom Käyser Carolo V. Anno 1556. daß ihr die Zufuhr der Proviant / Waar / vnd Notturfft / nicht solle gesperrt werden: Das ander aber / vom Käyser Rudolpho II. in welchem letzten sie mit einer Niederlag also versehen worden / daß niemand Macht haben solle / vmb / oder bey der Statt Regenspurg / vngewöhnliche / und zuvor nicht gebräuchliche Niederlagen / oder Anfahrten / zu suchen / etc. Fürs Ander / daß von Passaw auß / biß gen Regenspurg / mit dem Saltz kein Handthierung / vnd Gewerb / getrieben / sondern allein gen Regenspurg geführt / vnd es so bald es daselbst ankommen / solches den Verordneten deß Raths verkaufft / vnd / vnder einigem Schein / vnd Nahmen / ohne derselben Vergünstigung / weiter hinauff nicht verführet werden; hergegen auch die Statt schuldig seyn solle / dieses Saltz männiglich in billichem Werth / widerfahren zu lassen.

In Österreich gehört solchem Stifft das alte Stättlein Pechlarn / vnnd andere Güter vnd Einkommen / hat auch Lehen Leuth daselbsten. Vnnd dieses obstehende / ist / wie zum Theil auch allbereit erwehnet worden / genommen aus Philippi Cluverii Vindelica & Norico; Crusij Annalibus Suevicis, Aventini Annalibus, Cuspiniano, den Tabulis Itinerariis der Notitia Imperij, Andr. Brunneri Annalibus Boicis, P. Bertij rebus Germanicis, Guntheri Ligurino, Casp. Ens deliciis apodemicis, Megiseri Kärndterischen Chronick / obgedachtes Hundij Metrop. Salisburg. G. Braunen Stättbuch / dem Discurs von den ReichsVogtheyen / Limnaeo de Jure publico [93] Imperij Romano Germanici, Eberh. de Weihe de foederibus, Encaen. Ratisbon. Martini Zeilleri Reyßbuch durch TeutschLand 1. vnd 2. Theil / der zu Regenspurg Anno 1599. gedruckten Verzeichnuß der vornembsten Sachen / so sich allhie begeben / vnd geschriebenen Relationen / vnd Verzeichnussen / auch in Newlichkeit gedruckten Informationen, vnd Schrifften.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Regensprug
  2. Vorlage: Ocob